Pilgern an Weihnachten schafft mystische Stimmung im kleinen Kreis

"Man pilgert in diesen leeren Raum hinein"

Eine besondere Stimmung umgäbe das Pilgern zur Weihnachtszeit, erklärt Pilgerexpertin Beate Steger. Vor allem Spanien biete sich als Reiseziel an. Die Herbergen haben geöffnet und der Jakobsweg ist dann nicht so stark frequentiert.

Autor/in:
Heike Sicconi
Pilgern im Schnee / © MaxMaximovPhotography (shutterstock)
Pilgern im Schnee / © MaxMaximovPhotography ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Ist es logistisch möglich, an Weihnachten zu pilgern?

Beate Steger (Pilgerexpertin und Autorin): Wenn man in Deutschland oder Frankreich unterwegs sein möchte, muss man sich gut vorbereiten. Man muss schauen, ob man einen Platz bekommt. Wenn man in Spanien auf den Jakobswegen unterwegs ist, braucht man unbedingt die Seite gronze.com.

Auf der Website sind die Wege verzeichnet. Es gibt auch eine Navigation und eine App dazu. Das ist alles kostenlos. 

Die Seite ist zwar auf Spanisch, aber man kann das trotzdem verstehen. Für jede Herberge sind die Kontaktdaten angegeben. Da steht zum Beispiel auch, ob die Herberge verfügbar ist. Wenn da "Todo el Ano" steht, ist die Herberge das ganze Jahr geöffnet. Ansonsten steht auch dabei, wenn sie nicht geöffnet hat. Das braucht man auf jeden Fall.

DOMRADIO.DE: Gibt es Wege, die sich an Weihnachten besonders gut anbieten?

Steger: Es ist schön, wenn man den Camino Francés geht. Die Hauptstrecke des Jakobswegs ist dann nicht so überlaufen. Es gibt auch noch eine sogenannte Wintervariante, die ab einem gewissen Punkt parallel zum Camino Francés verläuft.

Beate Steger

"Es sind viele, die das immer wieder machen, weil es so schön war."

DOMRADIO.DE: Von welchen Geschichten berichten die Weihnachtspilger?

Steger: Sie sagen, dass es wunderschön ist. Man sei dann eine kleine, verschworene Gemeinschaft. Die Stimmung ist faszinierend. Zu der Zeit sind viele Spanierinnen und Spanier unterwegs, die am ersten Weihnachtsfeiertag loslaufen. Das ist eine traumhafte, mystische Stimmung. Es sind viele, die das immer wieder machen, weil es so schön war.

DOMRADIO.DE: Was hast Du ab dem 1. Januar vor?

Steger: Ich habe mir Andalusien ausgesucht. Da gibt es die Via Augusta, die geht von Cádiz nach Sevilla und ist sozusagen der Zubringerweg zu der langen Strecke Via de la Plata, die von Sevilla hoch auf den Camino Francés führt. Dann geht es weiter nach Santiago de Compostela. 

Die Strecke ist relativ einfach. Es sind 180 Kilometer, flach wie ein Brett. Große Berge sind nicht zu erwarten. Ich glaube, die Strecke zwischen den Orten ist nicht so toll. Bei den vielen Olivenhainen und bei der Piste kommt man ins meditative Pilgern. Die Orte, die man erreicht, sind jedoch sehr schön.

DOMRADIO.DE: Braucht man in Andalusien eine dicke Winterjacke?

Steger: Ich hoffe mal nicht, aber ich nehme alles Mögliche fürs Zwiebelprinzip mit. Eine Freundin von mir ist gerade dort. Mit ihr werde ich die Strecke gehen. Sie ist gerade in Granada, und dort ist es heute ziemlich kalt. 

Auf den Bergen der Sierra Nevada ist Schnee auf den Bergen. Insofern bin ich gespannt. Ich werde mit dem Zwiebelprinzip für alles gewappnet sein. Im Notfall trage ich alles, und der Rucksack ist fast leer, damit ich gut durchkomme.

Beate Steger

"Man hat das Gefühl, man pilgert in diesen leeren Raum hinein."

DOMRADIO.DE: Ist das neue Jahr generell eine gute Zeit zum Innehalten und auch zum Pilgern?

Steger: Ich habe immer das Gefühl, dass zwischen den Jahren die Zeit fast still steht. Vor allem heutzutage, wenn alles so schnelllebig ist, ist das besonders schön. Man hat das Gefühl, man pilgert in diesen leeren Raum hinein. 

Das Besondere in Spanien ist, dass am 6. Januar erst die Geschenke für die Kinder gebracht werden. Es gibt dann Umzüge, und die Spanier wissen auch zu feiern. Das ist für mich schon fast ein Weihnachtspilgern, weil Weihnachten in Spanien sehr lange stattfindet.

Das Interview führte Heike Sicconi.

Jakobsweg

Der Jakobsweg ist ein europaweites Netz von Straßen und Wegen. Seit dem neunten Jahrhundert führt er Pilger vom Baltikum über Polen, Deutschland, die Schweiz und schließlich Frankreich zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus ins spanische Santiago de Compostela. Im Mittelalter erstreckten sich die Tagesetappen meist von einem "heiligen Ort", an dem Reliquien verehrt wurden, zum nächsten.

 © Sonja Geus (DR)
© Sonja Geus ( DR )
Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!