DOMRADIO.DE: Es gibt einen großen Martinusweg, der den Spuren des Heiligen Martins folgt. Wo genau führt der lang?
Beate Steger (Pilgerexpertin): Er besteht aus mehreren Wegen, insgesamt über 5.000 Kilometer Wegstrecke quer durch Europa. Die Hauptroute beginnt im ungarischen Szombathely, wo der Heilige Martin geboren wurde, geht weiter über Pavia in Italien, wo er seine Kindheit verbrachte, und endet im französischen Tours; dort war er Bischof und dort ist auch seine Grabstätte.
Es gibt aber noch viele weitere Verzweigungen. Ein anderer Weg führt beispielsweise von Tours nach Worms, weil er dort die römische Armee verlassen hat. Es geht auch weiter nach Trier, wo er den römischen Kaiser getroffen hat. Man versucht die Wege also dorthin zu legen, wo wichtige Stationen seines Lebens waren.
Auf diesen 5.000 Kilometern werden auch einige Martinskirchen angegangen. Das ist ein wenig vergleichbar mit den Jakobswegen, die an Jakobuskirchen vorbeiführen.
DOMRADIO.DE: Dass es auch in Deutschland einen Martinusweg gibt, liegt in der Verantwortung eines deutschen Bischofs. Wie kam es dazu?
Steger: Das war 2011 eine große Initiative. Zu der Zeit war auf die Jakobswege in Spanien schon ein großer "Run" losgegangen und sie wurden immer voller. Da hat man nach einem anderen Heiligen gesucht. Die "Via Sancti Martini" gab es bereits, und der ehemalige Bischof der Diözese Rottenburg Stuttgart, Gebhard Fürst, dachte sich: Da der Heilige Martin zu Lebzeiten ja auch in Deutschland war, könne der Weg auch hier herführen.
So gibt es in Deutschland nun eine Hauptstrecke und vier regionale Nebenstrecken. Insgesamt sind es 1.200 Kilometer, damit ist er einer der längsten zusammenhängenden Pilgerwege in Deutschland. Wie beim Jakobsweg gibt es einen Pilgerausweis und Stempelstellen, und man bekommt auch eine Urkunde, wenn man mindestens 100 Kilometer auf dem Martinusweg gepilgert ist.
DOMRADIO.DE: Beim Jakobsweg erkennt man ja den Weg an der Muschel oder an den gelben Pfeilen. Woran erkennt man den Martinusweg?
Steger: Das Zeichen ist ein gelbes Kreuz auf dunkelrotem Grund. Es sieht ein bisschen aus wie ein Bischofsmantel - daran ist es wahrscheinlich auch orientiert. Gerade wenn man im süddeutschen Raum unterwegs ist, in Baden-Württemberg zum Beispiel, läuft einem dieses Zeichen immer wieder über den Weg.
Manchmal ist es auch auf einem Jakobsweg zu sehen, dann sieht man beides nebeneinander.
Das Interview führt Marcus Poschlod.