Pilgerexpertin gibt Tipps für den richtigen Schlafsack

Augen auf beim Schlafsackkauf

Egal ob man wochenlang oder nur zwei Tage pilgert, ob im Sommer oder im Winter. Es ist wichtig, richtig ausgerüstet zu sein. Die Pilgerexperin Beate Steger beschäftigt sich dabei besonders mit der Frage nach dem richtigen Schlafsack.

Beate Steger schlägt vor, für den Schlafsackkauf in den Outdoorfachhandel zu gehen. / © Sander van der Werf (shutterstock)
Beate Steger schlägt vor, für den Schlafsackkauf in den Outdoorfachhandel zu gehen. / © Sander van der Werf ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie sieht Ihr Übernachtungsgepäck auf dem Jakobsweg aus? 

Beate Steger (Autorin und Pilgerexpertin): Als ich das erste Mal zu Fuß unterwegs war, bin ich im März gestartet. In den Pyrenäen lag noch ordentlich Schnee und ich habe beim Schlafsack auf das Zwiebelprinzip gesetzt. Damals hatte ich einen leichten Kunstfaser- und einen Seiden

schlafsack dabei, den man in den Kunstfaserschlafsack mit reinnehmen kann. Wenn es aber richtig warm wird, reicht der Seidenschlafsack völlig aus. 

DOMRADIO.DE: Wie sieht es mit Daunenschlafsäcken aus?

Steger: Ich mag die Kunstfaserschlafsäcke lieber als Daunenschlafsäcke. Das hat mit dem Tierwohl zu tun. Daunen müssen halt irgendwie gerupft werden und das kann man gar nicht auf freundliche Art und Weise machen. Der Kunstfaserschlafsack ist auch einfach unempfindlicher, beispielsweise was Feuchtigkeit angeht. 

DOMRADIO.DE: Das Gepäck darf ja auch nicht zu schwer sein?

Steger: Man kann einen Kunstfaserschlafsack viel einfacher zusammenknüllen. Bei Daunen ist das immer schwierig. Die kann man zwar auch kleinmachen, aber da kann auch viel kaputt gehen. Das ist bei Kunstfasern nicht so kritisch. Die sind verglichen mit einem Daunenschlafsack grundsätzlich völlig unempfindlich. Die kann man auch hinterher besser waschen. 

Beate Steger

"Manche sagen, man sollte so wenig wie möglich im Schlafsack anhaben."

Ich selber habe auch einen Daunenschlafsack, wenn ich richtig Zelten gehe. Wenn es kalt ist, ist der schon kuscheliger. Aber in den Herbergen, in denen man beim Pilgern übernachtet, ist man ja in der Regel in geschlossenen Räumen. Da komme ich mit einem leichten Kunstfaserschlafsack gut hin.

Ich habe ihn extra noch mal gewogen. Meiner hat 700 Gramm und wenn einem wirklich kalt ist, kann man ja auch den Seidenschlafsack noch mit reinnehmen, inklusive Thermowäsche, die man immer dabei haben sollte - also lange Unterhosen und ein langes Shirt. Das ziehe ich dann auch noch an. Manche sagen, man sollte so wenig wie möglich im Schlafsack anhaben. Aber ich komme mit dieser Thermowäsche gut klar. 

DOMRADIO.DE: Ist es im Winter warm genug? 

Steger: In Spanien ist es auf jeden Fall kalt, da gibt es keine Heizung. Wenn überhaupt, dann Klimaanlagen, die im Winter auch als Heizung genutzt werden können. Ich habe mir da auch schon böse Erkältungen geholt.

Auf Mallorca beispielsweise war die Klimaanlage als Heizung genutzt worden. Irgendwie sind da jede Menge Viren und Bakterien durch die Gegend gepustet worden. Das ist dann nicht so lustig.

Insofern braucht man auch in geschlossenen Räumen einen warmen Schlafsack. Wenn man ordentlich angezogen ist, klappt das schon. 

DOMRADIO.DE: Was halten Sie von Einmal-Bettwäsche?

Beate Steger

"Die wird gerne genutzt, weil da Bettwanzen auf dem Vormarsch sind, und Flöhe gibt es auch."

Steger: Ich mag die nicht sonderlich, weil die sehr viel Müll machen. Aber diese Einmal-Bettwäsche wird in den Herbergen -vor allem in Galicien- gerne genutzt, weil Bettwanzen da wieder auf dem Vormarsch sind und es auch Flöhe gibt. 

Dagegen gibt es aber auch auch besondere Schlafanzüge, Seiden-Pyjamas, die sehr leicht sind. Die sollen Bettwanzen verscheuchen oder abtöten, weil sie mit irgendwelchen Mitteln imprägniert sind. Es gibt viele Möglichkeiten, wie man mit diesem Problem umgehen kann.

DOMRADIO.DE: Ist denn jeder Seidenschlafsack gleich gut?

Steger: Ich kaufe solche Sachen nur im Outdoorfachhandel. Da gibt es diverse Anbieter, die nicht nur für das Pilgern prädestiniert sind, sondern die auch beispielsweise auf das Bergwandern spezialisiert sind, wo man auch leichtes Gepäck braucht.

Meistens sind da auch Rezensionen dabei. So sieht man, wie andere Leute mit den Produkten klargekommen sind. Vernünftige Seidenschlafsäcke sind leider auch nicht sehr günstig. Ich habe meinen schon vor vielen Jahren gekauft. Irgendwie sind die unkaputtbar, wenn die Qualität stimmt. 

Ich habe damals um die 100 Euro bezahlt. Besser keine Billigware aus Fernost, die dann vielleicht auch noch mit Chemie behandelt ist.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Jakobsweg

Der Jakobsweg ist ein europaweites Netz von Straßen und Wegen. Seit dem neunten Jahrhundert führt er Pilger vom Baltikum über Polen, Deutschland, die Schweiz und schließlich Frankreich zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus ins spanische Santiago de Compostela. Im Mittelalter erstreckten sich die Tagesetappen meist von einem "heiligen Ort", an dem Reliquien verehrt wurden, zum nächsten.

 © Sonja Geus (DR)
© Sonja Geus ( DR )
Quelle:
DR