DOMRADIO.DE: Haben Pilgerinnen und Pilger überhaupt Zeit dafür, von unterwegs Postkarten zu schicken?
Beate Steger (Pilger-Expertin): Auf jeden Fall! Man macht ja auch Pausen. Und wenn man zum Frühstück in eine Bar geht und einen Stift dabei hat, kann man dort schön eine Postkarte schreiben.
DOMRADIO.DE: Gibt es Postkarten mit speziellen Motiven, zum Beispiel vom Jakobsweg?
Steger: Vom Jakobsweg gibt es nichts, was es nicht gibt. Auch Postkarten mit allen möglichen Motiven. Auf manchen ist zum Beispiel der meistbegangene Weg "Camino Francés" abgedruckt. Da ist die Strecke zu sehen, wie eine kleine Landkarte mit Bildern dazu. Es gibt jede Menge schöne Motive.
DOMRADIO.DE: Was halten Sie von der Idee, sich selbst Pilgerpostkarten nach Hause zu schreiben, als kleine Erinnerung?
Steger: Das ist auf jeden Fall eine nette Idee, denn Motive gibt es ja genug, und manchmal hat man vielleicht selbst nicht so schöne Bilder machen können, zum Beispiel in Kirchen. Dann hat man da eine Postkarte und unterstützt damit auch die spanische Post. Die sitzen übrigens in Santiago de Compostela, ganz in der Nähe der Kathedrale.
Dort gibt es auch eine Gepäckaufbewahrung, wenn man in Santiago ohne Rucksack herumlaufen möchte. Die organisieren auch den Gepäcktransport.
Wenn man zum Beispiel zu viele Postkarten kauft und diese, statt sie zu verschicken, alle im Rucksack hat, wodurch er zu schwer geworden wäre, dann kann man die spanische Post den Gepäcktransport organisieren lassen. Dann ist man wieder ganz leicht unterwegs.
DOMRADIO.DE: Sie haben von Ihrem Gemeindepfarrer Postkarten vom Jakobsweg bekommen. Voraus ging, dass Sie ihm vor seiner Jakobsweg-Tour ein Geschenk gemacht haben.
Steger: Genau! Der Pfarrer hat bei uns in der Gemeinde seine neue Stelle angetreten. Aber bevor er zu uns kam, wollte er noch auf den Jakobsweg gehen. Da ich auch Jakobsmuscheln verkaufe beziehungsweise anbiete, habe ich ihm eine geschenkt.
DOMRADIO.DE: Da hat er sich wohl ziemlich gefreut, weshalb er sich per Postkarte revanchieren wollte, aber es gab Komplikationen.
Steger: Ich wusste davon gar nichts. Ich habe irgendwann zwei Postkarten bekommen, woraufhin er mir die Geschichte erzählte. Er hat die erste Postkarte geschrieben und sie wohl in einer Bar beim Frühstück oder Mittagessen aus Versehen auf dem Tisch liegen lassen.
Anscheinend hat irgendein anderer Pilger oder eine Pilgerin die Karte gefunden, sie dann freundlicherweise frankiert und in einen Briefkasten gesteckt.
DOMRADIO.DE: Wie nett! Aber der Pfarrer selbst wusste das natürlich nicht und hat sich nochmal "vom Ende der Welt" aus gemeldet.
Steger: Ich habe beide Postkarten immer noch hier und schaue da gerade darauf. Auf der ersten war der Camino Francés abgebildet. Das ist die Strecke, die er gelaufen ist und die zugleich der Hauptweg, der meist begangene Weg ist.
Die andere ist aus dem Ort Finistère (übersetzt: "Ende der Welt"), und die ist auch richtig schön gemacht. Da sieht man die Jakobsmuschel am Strand liegen, und sie ist ein bisschen verziert mit einem Licht, das von innen heraus leuchtet. Ein wunderschönes Motiv.
Das Interview führte Hilde Regeniter.