DOMRADIO.DE: Ein Höhepunkt Ihrer Pilgerreise nach Rom war eine Audienz beim Papst, bevor dieser zu seiner Reise in die Türkei und den Libanon aufgebrochen ist. Sicher wirkt dieses ganz besondere Pilgererlebnis noch nach. Was haben Ihre Schülerinnen von ihrem Besuch in Rom mit nach Hause genommen?
Dr. Dietrich Bäumer (Schulleiter der Schmidt-Schule in Jerusalem): Zum einen haben sie sich natürlich unglaublich gefreut, weil alle Begegnungen sehr schön und harmonisch verlaufen sind. Der Mittwoch mit der Audienz beim Heiligen Vater und der Möglichkeit, ihn auch nach der Generalaudienz persönlich zu treffen, war natürlich ein absolutes Highlight.
Wenn man sich vorstellt, dass nicht alle unsere Schülerinnen aufgrund ihrer persönlichen Situation im Heiligen Land, der Zugehörigkeit zu bestimmten Regionen sowie der beschränkten Reisemöglichkeiten die Möglichkeit haben, eine solche Reise anzutreten, dann ist so eine Pilgertour natürlich nochmal ein besonderes Highlight gewesen.
Zu dieser Gelegenheit im Heiligen Jahr dann auch noch den Papst persönlich zu treffen, hat nachhaltig für große Freude und tiefen Eindruck gesorgt. In diesen Tagen merke ich das immer wieder daran, dass Kolleginnen und Kollegen, die dabei waren, und auch Schülerinnen kommen und sich nochmal bedanken. Auch die Eltern bedanken sich dafür, dass das so eine harmonische und schöne Fahrt war, die alle sehr froh gestimmt hat.
Das ist auch das Motto der Pilgerfahrt gewesen, unter dem auch das Heilige Jahr steht: "Pilger der Hoffnung". Ich glaube, es hat ganz viel Hoffnung gebracht.
DOMRADIO.DE: Weltkirche so zu erleben, macht doch sicher Mut und stärkt Ihnen und Ihrer Schule den Rücken – gerade in einer schwierigen Situation, wie Sie sie gerade in Israel erleben, oder?
Bäumer: Ganz sicher. Deswegen war es uns auch ein Anliegen, dass wir gerade im Heiligen Jahr unter diesem Motto “Pilger der Hoffnung” nach Rom pilgern, um die Verbindung zwischen Jerusalem und dem Heiligen Stuhl in Rom nochmal zu betonen.
Dazu kamen noch die vielen anderen Erlebnisse: Der Chor hat in Konzerten und auch in den heiligen Messen, die wir gefeiert haben, gesungen. Und es gab Begegnungen mit Schülern der Deutschen Schule in Rom. Da sind ganz neue Kontakte entstanden.
Das ist auch für unsere Schülerinnen etwas Besonderes, einmal den Kontakt nach Rom erlebt zu haben und damit besser in der Weltkirche verortet werden zu können. Wir haben uns in unserer Situation, die nicht einfach ist, gesehen gefühlt. Ich glaube, das war noch mal ganz wichtig: gesehen zu werden und wahrgenommen zu werden – auch in dem persönlichen Gespräch mit unserem Kölner Kardinal Woelki, der dabei war, und natürlich mit dem Heiligen Vater.
DOMRADIO.DE: Wie erleben Sie denn jetzt in der Adventszeit die Situation im Land?
Bäumer: Im Moment ist es relativ ruhig. Wir haben im Prinzip eine Waffenruhe, die zumindest noch eine Weile garantiert ist. Wir wissen noch nicht genau, wie es weitergeht. Die Situation bleibt unsicher, sie bleibt angespannt. Wir können leider keine Voraussagen für die nächsten Wochen machen. Aber wir sind zumindest froh, dass wir jetzt schon eine ganze Weile keine Luftangriffe hatten und dass der Krieg erst mal zum Stillstand gekommen ist und dass wir hier jetzt auch ein bisschen das Gefühl von Advent bekommen.
Es ist eigentlich sehr schön, was in der Jerusalemer Altstadt und auch in Bethlehem passiert. Die Straßen werden wieder geschmückt. Die Adventsbeleuchtung wird an den Straßen aufgehängt. Das gab es die letzten zwei Jahre durch den Krieg überhaupt nicht. Das weckt wieder Hoffnung, macht Mut und gibt Zuversicht für eine langfristigere, friedliche Lösung.
DOMRADIO.DE: Aber es sind noch nicht so viele Pilger aus Deutschland da wie vor einigen Jahren?
Bäumer: Das ist bedauerlicherweise so. Es gibt kleine Gruppen, die sich trauen, hierherzukommen. Wir versuchen, den Leuten immer Mut zu machen. Das möchte ich ausdrücklich an dieser Stelle auch tun: Alle sind herzlich eingeladen, kommen Sie ins Heilige Land, haben Sie keine Angst. Sie können reisen, selbst wenn man vielleicht noch keine großen Gruppenreisen hierher machen kann. Aber mit kleineren Gruppen ist das durchaus möglich.
Sie sind auch sicher hier. Wir sind in Jerusalem relativ nah an den heiligen Stätten. Wenn ich auf die zwei Jahre des Krieges zurückblicke, dann würde ich immer noch sagen: In Jerusalem selbst und in der unmittelbaren Umgebung ist fast nichts oder relativ wenig passiert. Jerusalem ist, glaube ich, einer der sichersten Orte auf der Welt.
Das Interview führte Johannes Schröer.