Patriarch Kyrill bleibt auf Kreml-Linie

Gegner "machen uns die Ukrainer zu Feinden"

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat sich erneut auf Linie von Kreml-Chef Wladimir Putin zum Konflikt mit der Ukraine geäußert. Bei einem Gottesdienst sprach er am Mittwoch von schweren Prüfungen für die "Heilige Rus".

Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )

Es gebe eine "Gefahr", dass die Gegner Moskaus die Ukraine von "einem Teil der heiligen geeinten Rus" in einen Staat verwandeln, der "Russland feindlich gesinnt ist", so der Patriarch laut der Nachrichtenagentur Interfax.

"Heute durchlebt unser Vaterland, die Heilige Rus, schwere Prüfungen", sagte das 75-jährige Kirchenoberhaupt. Das mittelalterliche Großreich Rus betrachten sowohl Russland als auch die Ukraine als ihren Vorläuferstaat. Dieser erklärte 988 das Christentum zu seiner Religion - daher der Name "Heilige Rus".

Erneute Rechtfertigung für russischen Angriffskrieg

Ukraine, Mykolajiw: Ikonen liegen auf den Trümmern einer Kirche / © Evgeniy Maloletka (dpa)
Ukraine, Mykolajiw: Ikonen liegen auf den Trümmern einer Kirche / © Evgeniy Maloletka ( dpa )

Kyrill I. betete für eine Versöhnung und Wiedervereinigung der Rus. Er erinnerte an den russischen Sieg gegen ein tatarisch-mongolisches Heer in der Schlacht von Kulikowo vor genau 642 Jahren. Daraus leitete der Patriarch für heute ab: "Bitten wir darum, dass ohne besondere Kämpfe und Blutvergießen ein wirklicher Sieg errungen wird, der uns wieder geistige Einheit, Frieden, Wohlergehen und gegenseitige Liebe zurückgibt."

Der Patriarch hat wiederholt Rechtfertigungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine versucht. In der Armee-Kathedrale in Kubinka vor den Toren Moskaus schwor er im März Soldatinnen und Soldaten persönlich auf den Kampf ein. Dem Chef der in die Ukraine einmarschierten Nationalgarde schenkte er eine Marien-Ikone. Die russisch-orthodoxe Kirche zählt die Ukraine zu ihrem kirchenrechtlichen Territorium.

Kyrill verleibt sich orthodoxe Kirche der Krim ein

Die russisch-orthodoxe Kirche (ROK) hat nicht nur den bisherigen Leiter des kirchlichen Außenamtes, Metropolit Hilarion (Alfejew), abberufen, sondern sich auch die orthodoxen Diözesen auf der Krim einverleibt. Das entschied das Leitungsgremium der Kirche, der Heilige Synod, bei seiner Sitzung am Dienstag in Moskau. Die drei Diözesen auf der 2014 von Russland völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Halbinsel standen bislang zumindest offiziell noch unter Jurisdiktion der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats.

Patriarch Kyrill I. / © Mikhail Metzel (dpa)
Patriarch Kyrill I. / © Mikhail Metzel ( dpa )

 

Quelle:
KNA