Kyrill verleibt sich orthodoxe Kirche der Krim ein

Patriarch Kyrill I. / © Mikhail Metzel (dpa)
Patriarch Kyrill I. / © Mikhail Metzel ( dpa )

Die russisch-orthodoxe Kirche (ROK) hat nicht nur den bisherigen Leiter des kirchlichen Außenamtes, Metropolit Hilarion (Alfejew), abberufen, sondern sich auch die orthodoxen Diözesen auf der Krim einverleibt. Das entschied das Leitungsgremium der Kirche, der Heilige Synod, bei seiner Sitzung am Dienstag in Moskau. Die drei Diözesen auf der 2014 von Russland völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Halbinsel standen bislang zumindest offiziell noch unter Jurisdiktion der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats.

Schon in den vergangenen Jahren hatten Beobachter spekuliert, ob und wann Moskau diesen Schritt vollziehen würde. Nachdem kürzlich die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats wegen der Unterstützung des russischen Angriffs auf die Ukraine durch Patriarch
Kyrill I. ihre vollständige Unabhängigkeit von Moskau erklärt hatte, hatten Experten den Schritt der russischen Kirche erwartet.

In der offiziellen Erklärung aus Moskau hieß es am Dienstag, die Bischöfe der drei orthodoxen Diözesen der Krim hätten den Heiligen Synod um Aufnahme in die russisch-orthodoxe Kirche ersucht. Das oberste Leitungsgremium der Kirche unter Vorsitz von Patriarch Kyrill I. habe dem entsprochen. Das Moskauer Patriarchat nahm zugleich eine kirchenrechtliche Umwandlung der Krim vor: Sie wurde demnach zu einer eigenen Metropolie, die künftig von Metropolit Lazar von Simferopol und der Krim geleitet wird.

Die Theologin Regina Elsner hatte am Dienstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärt, mit dem Schritt vollziehe Patriarch Kyrill "die Annexion der Krim durch Russland nun auch kirchenrechtlich". Das zeige deutlich, "dass er die Trennung der ukrainisch-orthodoxen Kirche sehr ernst nimmt, auch wenn dies nach wie vor so nicht ausgesprochen wurde", so die katholische Theologin und Osteuropa-Expertin. (KNA, 08.06.2022)