Pater Anselm Grün zeigt sich von Papstaudienz beeindruckt

"Sie sind ein Mönch, der keine Angst hat"

Für Pater Anselm Grün war es eine große Überraschung, als er per Mail eine Einladung zur Audienz mit Papst Franziskus bekam. Am Montag hat Franziskus den Bestsellerautor nun empfangen. Das Treffen habe ihn bestärkt, sagt Anselm Grün.

Papst Franziskus und Pater Anselm Grün (Abtei Münsterschwarzach)

DOMRADIO.DE: Diese Privataudienz beim Papst kam relativ spontan zu Stande. Wie kam das denn?

 Anselm Grün
 / © Harald Oppitz (KNA)
Anselm Grün / © Harald Oppitz ( KNA )

P. Anselm Grün OSB (Benediktinermönch und Bestsellerautor): Das hat mich selbst überrascht. Ein Ehepaar, das in einem meiner Kurse war, hat einen Brief an den Vatikan geschrieben. Daraufhin hat mich der Vatikan zu einer Audienz eingeladen. Am Montag um acht Uhr war ich dann beim Heiligen Vater. Am Montagabend hatte ich dann schon wieder einen Vortrag in Hambrücken, am Sonntag noch die Messe mit der Predigt. Ich bin also am Sonntag nach Rom geflogen und am Montag direkt wieder zurück. Das war alles sehr aufregend.

Die Schweizergardisten wussten schon Bescheid, als sie mich gesehen haben. Papst Franziskus hat sich bedankt, dass ich mit meinen Büchern den Menschen helfe. Das sei sehr wichtig für die Menschen und auch für die Kirche. Er sagte mir: "Du bist ein Mönch, der keine Angst hat". Das tue ihm gut und auch den Menschen in der Kirche.

Er hat sich bedankt, dass ich extra für ihn gekommen bin. Ich habe gesagt, dass mir das eine große Ehre war. Er hat mir Mut gemacht, mit meiner Arbeit weiterzumachen. Und er bat mich für ihn zu beten, denn sein Amt sei nicht einfach. Das kann ich auch gut verstehen.

DOMRADIO.DE: Das müssen Sie noch mal genauer erklären. Wer hat da dem Papst geschrieben?

Pater Anselm: Ein Ehepaar, dass eigentlich keine Verbindung zum Papst oder zum Vatikan hat. Die wollten mir damit ein Geschenk machen. Die haben einfach dem Vatikan geschrieben und hatten sich dann auch selbst gewundert, dass so spontan die Einladung gekommen ist. 

DOMRADIO.DE: Wie läuft sowas denn organisatorisch ab? Hatten Sie dann einen Brief vom Papst im Postkasten?

Pater Anselm: Per Email kam die Einladung: "Am Montag um acht Uhr sind Sie herzlich eingeladen."

DOMRADIO.DE: Wie war es dann vor Ort?

Pater Anselm: Man geht zu den Gardisten, die schon Bescheid wussten. Die haben wohl eine Liste, wer alles angemeldet ist. Die geleiten einen dann hoch in den Apostolischen Palast. Dann kommt man erstmal in ein Wartezimmer und wird dann in den Saal gebeten. Es ist ein großer Saal, in dem auch schon andere Gäste warten, die zur Audienz geladen sind. Vor uns war der Nuntius aus Kenia dran, nach uns kamen Bischöfe.

Dann wird man aufgerufen und wird in die Privatbibliothek des Papstes geleitet, wo er dann an seinem Schreibtisch sitzt. Papst Franziskus war sehr freundlich. Er hat mich per Handschlag begrüßt. Er ist auch aufgestanden, obwohl er sichtlich Probleme beim Aufstehen hat. 

Anselm Grün OSB

"Ich schreibe so, dass ich den Menschen Mut mache, das spürt er."

DOMRADIO.DE: "Sie sind ein Mönch, der keine Angst hat", hat der Papst zu Ihnen gesagt. Was hat er damit gemeint?

Pater Anselm: Da hat er sich auf meine Bücher bezogen. Weil ich so schreibe, dass ich die Menschen in ihren Worten erreiche und keine Angst habe, jemanden auf die Füße zu treten, ob das dogmatisch alles so seine Richtigkeit hat. Ich schreibe so, dass ich den Menschen Mut mache, das spürt er. Von meinen Büchern geht Vertrauen aus und keine Angst.

DOMRADIO.DE: Sie sagten Franziskus habe Probleme beim Aufstehen. Wir wissen, dass er schon länger gesundheitliche Probleme hat, unter anderem im Moment durch eine Atemwegsinfektion. Wie fit haben Sie ihn denn erlebt?

Pater Anselm: Seine Stimme war nicht so kraftvoll, wie man es sonst von ihm gewohnt ist. Er war aber geistig sehr präsent und auch sehr freundlich. Als mein Begleiter, Pater Mauritius aus Sant’Anselmo, gefragt hat, ob er ein Foto machen kann, sagte er: "Ja, machen Sie ganz, ganz viele!"

Normalerweise ist es eigentlich nicht üblich, dass man selber Fotos macht, weil es ja einen offiziellen Fotografen gibt und man die Fotos dann kaufen kann. Aber da hatte er keine Probleme. Danach hat er uns ganz freundlich verabschiedet.

DOMRADIO.DE: Was bedeutet Ihnen diese Begegnung denn ganz persönlich und auch spirituell? Als Mönch haben Sie ja Ihr ganzes Leben ins Zeichen des Glaubens gestellt.

Pater Anselm: Für mich war das eine Bestärkung. Ich habe mich gefreut, dass der Papst meine Bücher wahrnimmt und schätzt und sieht, dass die auch in der Kirche ihre Aufgabe haben. Das hat mich bestärkt, in meiner Aufgabe nicht nachzulassen, sondern immer wieder zu fragen, was die Menschen heute für eine Botschaf brauchen. Wie kann ich die Botschaft Jesu so verkünden, dass die Menschen sie heute verstehen?

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.

Benediktinerorden

Die Benediktiner sind die älteste heute noch bestehende klösterliche Bewegung der katholischen Kirche im Westen. Der Orden geht zurück auf die Regel des heiligen Benedikt von Nursia (480-547). In seiner heutigen Form wurde er 1893 von Papst Leo XIII. (1878-1903) gebildet. Als benediktinisch im weiteren Sinne gelten alle Ordensgemeinschaften, die nach der Regel Benedikts leben, etwa Zisterzienser und Trappisten.

Ein Benediktiner geht durch einen Klosterflur / © Simon Koy (KNA)
Ein Benediktiner geht durch einen Klosterflur / © Simon Koy ( KNA )
Quelle:
DR