DOMRADIO.DE: Wenn Sie zum Gottesdienst auf die Zugspitze fahren, ist das für Sie schon Normalität, oder kribbelt es noch?
Gertrud Gnau (Pastoralreferentin): Bei gutem Wetter können wir von München aus weit bis in die Alpen schauen und manchmal sogar auch bis zur Zugspitze. Aber es ist für mich jedes Mal wieder unwahrscheinlich beeindruckend, den Berg hoch bis zur Spitze, der Zugspitz zu kommen.

DOMRADIO.DE: Wie oft haben Sie in der kleinen Kapelle auf der Zugspitze schon Gottesdienste gefeiert ?
Gnau: Von 2017 am sind es schon 46 Gottesdienste gewesen. Jeder ein bisschen anders.
DOMRADIO.DE: Das Wetter ist ein Faktor, der auch dafür sorgen kann, dass Gottesdienste manchmal ausfallen. Was haben Sie schon erlebt?
Gnau: Einmal musste alles ausfallen, aber das war nicht wetterbedingt, sondern wegen des Zugunglücks bei Garmisch. Da gab es für uns von München aus keine Chance, auf die Zugspitze zu kommen. Ansonsten ist das Wetter häufig so, dass die Skifahrer zuhauf auf die Zugspitze kommen. Manchmal kommen Busse mit Japanern oder anderen Asiaten bis zum Eibsee. Die steigen dann in die Gondel oder in die Zahnradbahn, um auf die den Berg zu fahren.
DOMRADIO.DE: Die Kapelle liegt auf knapp 2600 Metern Höhe, näher kommt man Gott in Deutschland nicht. Sitzen die Gottesdienstbesucher mit großen Augen in der Kirche?
Gnau: Ja. Sie ist ganz mit Lüftelmalerei von biblischen Geschichten ausgemalt. Sie hat zu tun mit dem geschnitzten Holzaltar, worauf die Begegnung zwischen Maria und Elisabeth abgebildet ist - auf dem linken Flügel eine Madonna und auf dem anderen Flügel die Pietà. Das, was dort erzählt wird, ist faszinierend. Biblische Geschichte aus dem Leben Jesu, die Kreuzigung bis hin zu einem wunderschönen Auferweckungsbild. Auch der römische Hauptmann, der in der Johannes Passion sagt: "Wahrlich, das war ein Gerechter", der ist gleich rechts neben der Türe, mit Blick auf das Kreuz.

DOMRADIO.DE: Wer kommt zu Ihnen in den Gottesdienst? Sind das Touristen, Einheimische, spontane Gäste, die gerade auf dem Berg sind?
Gnau: Mehrheitlich Gäste, die auf dem Berg sind. Manchmal in der Skisaison kommt auch der ein oder andere Skifahrer. Zumindest schaut der mal rein und lässt den Schnee zurück und geht oft wieder (lacht). Und sehr gerne kommen auch Familien mit Kindern, weil eine Kirche ganz oben auf dem Berg für die Kinder schon etwas Besonderes ist. Es waren auch schon etwas ältere Menschen da, die ihren höheren Hochzeitstag dort begehen wollten.
DOMRADIO.DE: An Ostersonntag, Punkt 12 Uhr, halten Sie auf der Zugspitze einen Wortgottesdienst. Was geben Sie den Besuchern mit auf den Weg geben?
Gnau: Ich möchte ihnen Mut machen. Bei all dem, was zurzeit in unserer Welt los ist und was Angst und Sorge macht, was vermuten lässt, dass die Zukunft fürchterlich ist, macht die Auferweckung unseres Bruders Jesus Hoffnung. Gott lässt die Welt bei alldem nicht aus dem Auge. Er sagt uns die Kraft, den Mut und die Hoffnung zu, dass wir erkennen, was wir für andere Menschen und uns selbst tun können.
Es kommen die drei Frauen zum Grab Jesu, um den Toten noch so weit herzurichten, dass er in Frieden ruhen kann. Die Frauen finden aber nicht das, was sie wollen. Sie finden nicht, was Sie erwartet haben und kriegen gesagt, dass sie wieder gehen sollen. Dass sie Jesus in Galiläa suchen sollen. Und Sie glauben das, verlassen sich auf das, was die ihnen unbekannten Männer in den hellen Gewändern sagen, und machen sich auf den Weg. Und sie erleben Jesus später.
DOMRADIO.DE: Was passiert nach dem Gottesdienst noch? Unterhalten Sie sich mit den Menschen, die vor Ort sind?
Gnau: Das ist vom Örtlichen her ein wenig schwierig. Wenn jemand noch ein bisschen in der Kapelle bleibt, dann wird schon ein bisschen geplaudert. Oder ich erkläre gerne die Bilder der Kapelle und den biblischen Zusammenhang.
Das Interview führte Carsten Döpp.