Papstbotschafter baut US-Bischöfen eine Brücke

In der Bischofskonferenz prallen Welten aufeinander

Die Herbsttagung der US-Bischöfe in Baltimore hat die Spannungen mit dem Vatikan in den Blick gerückt. Die Bischofskonferenz tut sich anhaltend schwer mit Papst Franziskus. Nun wird wieder um Positionen und Posten gerungen.

Autor/in:
Thomas Spang
Bischöfe / © Jeoffrey Guillemard (KNA)
Bischöfe / © Jeoffrey Guillemard ( KNA )

Es waren symbolische Bilder: Drinnen im Marriott Waterfront Hotel hatten die katholischen US-Bischöfe dem Aufruf des päpstlichen Nuntius Erzbischof Christophe Pierre zugehört, den synodalen Geist zu stärken.

Draußen führte der soeben vom Papst seiner Aufgaben im Bistum Tyler entbundene Bischof Josef Strickland eine Rosenkranz-Prozession an, deren Teilnehmer für das Heil der Kirche beteten.

Dazwischen fanden sich die Mitglieder der tendenziell konservativen US-Bischofskonferenz wieder, die sich abmühten, ihre eigenen Schwerpunkte mit denen des Papstes in Einklang zu bringen.

Der im September von Franziskus in den Kardinalsstand erhobene Botschafter Pierre versuchte am Dienstag in seiner 20-minütigen Rede zum Auftakt des öffentlichen Teils der Beratungen, eine Brücke zu bauen.

US-Bischöfe setzen eigene Priorität

"Synodalität und eucharistische Erneuerung gehören zusammen", führte Kardinal Pierre aus; "wenn wir Christus erfahren als den, der mit uns auf dem Weg ist." In diesem Sinne sollten die Bischöfe den synodalen Prozess nicht "unter einer speziellen Agenda oder Idee, positiv oder negativ, in den Blick nehmen", mahnte er seine Zuhörer - von denen einige die Kritik Stricklands teilen, der die Weltsynode explizit als "Müll" bezeichnet hatte.

Archiv: US-Bischöfe bei einer Vollversammlung / © Bob Roller (KNA)
Archiv: US-Bischöfe bei einer Vollversammlung / © Bob Roller ( KNA )

Während der Vatikan den synodalen Prozess über mehrere Jahre angelegt hat, setzen die US-Bischöfe ihre eigenen Prioritäten mit einer "eucharistischen Erneuerung", die 2024 in einem großen "Nationalen Eucharistiekongress" in Indianapolis münden soll. Dafür steht ein Etat von 14 Millionen Dollar zur Verfügung.

Der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Militärbischof Thomas Broglio, dankte dem Nuntius für seine Synthese.

Er habe selbst an der Weltsynode teilgenommen und habe sie als bereichernd empfunden. "Das war sicher eine Gelegenheit, sich mit Repräsentanten aus allen Teilen der Welt auszutauschen", beschrieb er seine Erfahrungen in Rom. "Verschiedene Kulturen, verschiedene Wahrnehmungen bereichern immer".

Broglio weist Kritik zurück

Vor allem sei es wichtig, einander zuzuhören. Broglio wies bei einer Pressekonferenz die von Pierre im Jesuiten-Magazin "America" geäußerte Kritik am Kurs der US-Kirche zurück. In einem Interview vor dem Herbsttreffen hatte der Nuntius über Kirchen gesprochen, "in die in den USA fast niemand mehr geht", und "Priesterseminare, die nun leer sind".

Broglio erklärte, das entspreche "nicht den Realitäten der Kirche in den Vereinigten Staaten". Tatsächlich seien einige Priesterseminare "am Rand ihrer Kapazitäten".

Bischof Timothy P. Broglio, Vorsitzender der us-amerikanischen Bischofskonferenz / © Bob Roller/CNS photo (KNA)
Bischof Timothy P. Broglio, Vorsitzender der us-amerikanischen Bischofskonferenz / © Bob Roller/CNS photo ( KNA )

Ein Gradmesser für die Kräfteverhältnisse in der Bischofskonferenz sind stets die Wahlen zu den Komitees. Der erfahrene Beobachter Michael Sean Winters vom "National Catholic Reporter" machte bei der Besetzung der sieben freien Posten eine gemischte Bilanz aus.

Immerhin verzichteten die Bischöfe inzwischen meist "auf die Wahl von Komitee-Vorsitzenden, die zu den Kulturkriegern gehören".

So unterlag der sehr konservative Erzbischof von San Francisco, Salvatore Cordileone, bei der Wahl des Komitees für Lebensschutz dem gemäßigten Bischof von Toledo, Daniel Thomas. Nicht gewählt wurde auch John Doerfler aus dem Bistum Marquette in Michigan, der für den Ausschuss für Fragen der Kirchenlehre kandidiert hatte.

Umgekehrt wies die Konferenz auch zwei "Franziskus-Bischöfe" zurück.

Strickland darf nicht an Abstimmungen teilnehmen

Das Aufrücken von Paul Coakley zum Generalsekretär erinnerte zudem daran, dass sich der konservative Erzbischof aus Oklahoma 2022 gegen den von Franziskus zum Kardinal gemachten Joseph Tobin durchgesetzt hatte.

Joseph Strickland / © Bob Roller (KNA)
Joseph Strickland / © Bob Roller ( KNA )

Der geschasste Bischof Strickland durfte übrigens nicht mit an den Abstimmungen teilnehmen, weil er durch die seltene Maßregelung des Papstes unmittelbar vor Beginn der Herbsttagung die Zuständigkeit für seine kleine texanische Diözese verloren hatte. Er sei dennoch nach Baltimore gekommen, weil er es so geplant hatte, sagte er einem Reporter vor dem Hotel.

Auf die Frage, wie seine Zukunftspläne aussehen, erinnerte Strickland daran, dass er weiter Bischof sei. "Ich werde Zeit mit meiner Familie verbringen und einige Zeit im Gebet". Für Samstag ist die nächste Rosenkranz-Prozession angesetzt. Diesmal in Tyler, wo seine Anhänger mit ihm für "Verteidigung der Heiligen Mutter Kirche und Bischof Strickland" beten wollen.

Amtsenthebung bei einem Bischof

Papst Franziskus hat Anfang November den texanischen Bischof Joseph Strickland von der Leitung des Bistums Tyler enthoben. Ein solcher Schritt erfolgt in der katholischen Kirche äußerst selten.

Ein Bischof mit einer Mitra / © godongphoto (shutterstock)
Ein Bischof mit einer Mitra / © godongphoto ( shutterstock )
Quelle:
KNA