Papst will umfassenden Dialog über Folgen neuer Technologien

Kein Gewissen ohne Körper und Kultur

Papst Franziskus will einen offenen Dialog zwischen Theologie und Humanwissenschaften über Auswirkungen neuer Technologien auf das Menschsein. Theologie und Glauben könnten einen Beitrag zur Definition eines neuen Humanismus leisten.

Baden-Württemberg, Karlsruhe: Beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird der humanoide Roboter ARMAR-6 gezeigt. Anlass war ein Informationsbesuch der baden-württembergischen Wissenschaftsministerin.  / © Uli Deck (dpa)
Baden-Württemberg, Karlsruhe: Beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird der humanoide Roboter ARMAR-6 gezeigt. Anlass war ein Informationsbesuch der baden-württembergischen Wissenschaftsministerin. / © Uli Deck ( dpa )

Den Mitgliedern der Päpstlichen Akademie für das Leben sagte er am Montag in einer Audienz, es sei gut, dass die Theologie ihre Ausrichtung auf die Verteidigung des Glaubens – die sogenannte Apologetik – überwinde, um ihren Beitrag zur Definition eines neuen Humanismus zu leisten. 

Dazu gehöre auch das gegenseitige Zuhören und Verstehen zwischen Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft. Ziel sei es, den wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt zu versöhnen mit einer Weiterentwicklung der Verantwortung und des Gewissens. 

"Delikate Grenze" zwischen Person, Technologien und Gemeinwohl

Der Papst betonte, dass zwischen der Person, den neuen Technologien und dem Gemeinwohl eine "delikate Grenze" verlaufe. Hier könne der Glaube einen wertvollen Beitrag leisten. Als konkretes Beispiele für die anstehenden ethischen Probleme nannte Franziskus den Konflikt zwischen dem Wunsch nach persönlichem Datenschutz der Patienten und der Notwendigkeit umfassender wissenschaftlicher Datenerhebung für die medizinische Forschung. 

Ein weiteres Problemfeld seien die Auswirkungen der Informationstechnologie auf die Frage, was der "Mensch" und was "Beziehung" ist. Die Grenze zwischen "natürlich" und "künstlich" oder zwischen "biologisch" und "technologisch" seien dabei, immer mehr zu verschwimmen. 

Wichtig, darüber nachzudenken, was den Menschen ausmacht

Deshalb sei es wichtig, darüber nachzudenken, was den Menschen ausmacht. Dabei gelte es, "entschieden die Bedeutung eines Begriffs des persönlichen Gewissens zu unterstreichen, das als Beziehungserfahrung verstanden wird und weder von der Körperlichkeit noch von der Kultur losgelöst werden kann". 

Ethik der künstlichen Intelligenz: Ein abrahamitisches Engagement für den Aufruf von Rom: Tagung der Päpstlichen Akademie für das Leben und der Renaissance Foundation am 10. Januar 2023 im Vatikan. / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Ethik der künstlichen Intelligenz: Ein abrahamitisches Engagement für den Aufruf von Rom: Tagung der Päpstlichen Akademie für das Leben und der Renaissance Foundation am 10. Januar 2023 im Vatikan. / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Die Päpstliche Akademie für das Leben, deren strategische Ausrichtung Franziskus in den vergangenen Jahren erheblich verändert hat, befasst sich in dieser Woche drei Tage lang unter dem Titel: "Konvergenz in der Person" mit den Auswirkungen der neuen Informations- und Human-Technologien auf Ethik und Gemeinwohl. Mehr als 100 Wissenschaftler aus allen Erdteilen nehmen an den Debatten teil, 13 Vorträge stehen auf dem Programm.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) wurde vor mehr als 60 Jahren geprägt durch den US-Informatiker John McCarthy. Er stellte einen Antrag für ein Forschungsprojekt zu Maschinen, die Schach spielten, mathematische Probleme lösten und selbstständig lernten. Im Sommer 1956 stellte er seine Erkenntnisse anderen Wissenschaftlern vor. Der britische Mathematiker Alan Turing hatte sechs Jahre zuvor bereits den "Turing Test" entwickelt, der bestimmen kann, ob das Gegenüber ein Mensch ist oder eine Maschine, die sich als Mensch ausgibt.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser ( shutterstock )
Quelle:
KNA