Papst sieht in Europas Geburtenrate "sozialen Notfall"

Familie mehr fördern

Die sinkenden Geburtenraten in Europa sind laut Papst Franziskus ein "echter sozialer Notfall". "Die Schönheit einer kinderreichen Familie droht zur Utopie zu werden, zu einem schwer zu verwirklichenden Traum", so der Pontifex.

Hebamme hält ein Baby auf dem Arm / © Air Images (shutterstock)
Hebamme hält ein Baby auf dem Arm / © Air Images ( shutterstock )

Auch wenn sich die Probleme noch nicht ohne weiteres zeigten, so bedeute dies doch, "dass die Zukunft aller verarmt; Italien, Europa und der Westen verarmen in ihrer Zukunft", so der Papst am Donnerstag in einer Grußbotschaft an eine Konferenz in Rom.

Organisiert wurde die sogenannte "Generalversammlung zur Geburtenrate" vom italienischen "Forum der Familienverbände".

Mittelmäßige Ersatzbefriedigungen

Frauen und Männer, die ihren Wunsch, eine Familie zu gründen, aus verschiedenen Gründen nicht verwirklichen könnten, gäben sich mit mittelmäßigen Ersatzbefriedigungen zufrieden: Geschäft, Auto, Reisen, aufwendige Freizeit.

Papst Franziskus segnet ein Baby während des Besuchs der Roma-Siedlung Lunik IX / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus segnet ein Baby während des Besuchs der Roma-Siedlung Lunik IX / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Diese gesellschaftliche Kurzsichtigkeit berge eine "tragische Armut" in sich, die den Menschen in seinem größten Reichtum betreffe: "Leben in die Welt zu bringen, um für es zu sorgen und das Leben, das er erhalten hat, mit Liebe an andere weiterzugeben." Daher sei es wichtig und wünschenswert, in dieser Hinsicht "jenseits von parteipolitischen Interessen und ideologischen Zäunen, zusammenarbeiten".

Maßnahmen zur Wiederbelebung der Geburtenrate

Er hoffe, daher "dass auf allen Ebenen - institutionell, medial, kulturell, wirtschaftlich und sozial - konkrete Maßnahmen zur Wiederbelebung der Geburtenrate und der Familie gefördert, verbessert und umgesetzt werden".

Baby im Arm der Mutter / © Iermolovich Daria (shutterstock)
Baby im Arm der Mutter / © Iermolovich Daria ( shutterstock )

Bereits vor einem Jahr hatte Franziskus sich vor der "Generalversammlung" ähnlich geäußert. Damals nahmen auch Ministerpräsident Mario Draghi sowie Vertreter von Behörden, Banken, Wirtschaft, Versicherungen, Medien und Sport daran teil. Italien hat seit etlichen Jahren eine der niedrigsten Geburtenraten in Europa.

Laut dem Nationalem Statistikbüro ISTAT sank Italiens Geburtenrate zwischen 1946 und 2020 von gut 21 auf rund sieben Kinder pro 1.000 Einwohner. Es sei so, als wenn "jedes Jahr eine Stadt mit über 200.000 Einwohnern verschwindet", beklagte Franziskus damals.

Statistik 2021: Tiefststand bei Hochzeiten, Hoch bei Geburten

Noch nie haben in der Bundesrepublik Deutschland so wenige Paare geheiratet wie im Jahr 2021. Zugleich kamen im zweiten Jahr der Corona-Pandemie hierzulande so viele Kinder zur Welt wie seit 1997 nicht mehr, wie das Statistischen Bundesamt (Destatis) am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Nach vorläufigen Angaben ließen sich 2021 rund 357.800 Paare trauen, das waren noch einmal 15.500 oder 4,2 Prozent weniger geschlossene Ehen als 2020, in dem die Zahl bereits um 10,3 Prozent gegenüber 2019 gesunken war.

Geburtenrate gestiegen / © Patrick Pleul (dpa)
Geburtenrate gestiegen / © Patrick Pleul ( dpa )
Quelle:
KNA