Weltbevölkerung wächst weiter - aber Geburtenrate sinkt

Die Wachstumskurve flacht ab

Die Menschheit wächst weiter. Allerdings flacht die Wachstumsrate weiter ab. Das Wachstum der Weltbevölkerung habe sich damit in den vergangenen 30 Jahren um etwa ein Drittel verringert, auf 2,3 Kinder pro Frau.

Symbolbild Bevölkerungswachstum / © Felipe Teixeira (shutterstock)
Symbolbild Bevölkerungswachstum / © Felipe Teixeira ( shutterstock )

Die Weltbevölkerung wächst weiter, aber langsamer als noch vor 30 Jahren. Grund für die Entwicklung ist eine gesunkene Geburtenrate, wie die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung am Montag in Hannover berichtete. Sie ging seit 1990 um rund ein Drittel zurück - von 3,2 Kindern je Frau 1990 auf heute durchschnittlich 2,3 Kinder je Frau. In den 1960er Jahren waren es noch rund fünf Kinder.

2023 voraussichtlich 8-Milliarden-Marke

Derzeit leben rund 7,9 Milliarden Menschen auf der Erde. Die 8-Milliarden-Marke wird voraussichtlich im Jahr 2023 geknackt. Pro Jahr wächst die Bevölkerung laut UN-Experten um etwa ein Prozent. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass die Weltbevölkerung noch 50 bis 70 Jahre weiterwachsen wird.

2050 werden laut Prognosen der UN 9,7 Milliarden und im Jahr 2100 rund 11,1 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Ein Blick zurück zeigt, welche Dynamik das Bevölkerungswachstum erreicht hat: Erst 1804 wurde die erste Milliarde übersprungen, 1927 die zweite Milliarde und schon 1959 die dritte.

Die höchste Geburtenrate verzeichnet Afrika südlich der Sahara, die ärmste Region der Erde, mit 4,7 Kindern pro Frau. Länder mit hohem Einkommen verzeichnen eine durchschnittliche Geburtenrate von 1,8.

Indien löst China ab

Wäre die Welt ein Dorf mit 100 Einwohnern, kämen in diesem Jahr 60 Menschen aus Asien, 17 aus Afrika, 9 aus Europa, 8 aus Lateinamerika, 5 aus Nordamerika und einer aus Ozeanien. 26 Menschen wären Kinder unter 15 Jahren und 10 älter als 64. 2050 hätte dieses Dorf 124 Einwohner. 67 kämen aus Asien, 32 aus Afrika, 10 aus Lateinamerika, 9 aus Europa, 5 aus Nordamerika und einer aus Ozeanien.

Wer die Grafiken der DSW betrachtet, sieht beeindruckende Verschiebungen: Indien wird China bis 2024 als bevölkerungsreichstes Land der Erde ablösen. Während Chinas Bevölkerung altert und von 1,4 auf 1,36 Milliarden zurückgeht, wird Indiens Einwohnerzahl von 1,34 Milliarden auf 1,66 Milliarden ansteigen. Bis 2050 dürfte Nigeria die USA als Land mit der drittgrößten Bevölkerung der Welt verdrängen.

Steigende Lebenserwartung 

Wichtige Faktoren des Bevölkerungswachstums sind die steigende Lebenserwartung und die höhere Überlebensrate von Kindern. Die Zahl der Menschen über 60 Jahre wird sich laut den UN-Schätzungen von heute knapp einer Milliarde auf 3,1 Milliarden im Jahr 2100 mehr als verdreifachen. Möglich ist das vor allem durch den medizinischen Fortschritt.

Auch die Kindersterblichkeit sinkt deutlich: Laut UNO lag sie in Afrika im Jahr 1990 bei 104 Todesfällen pro tausend Lebendgeburten. Heute liegt sie bei 47. In Asien liegt die Kindersterblichkeit bei 26 und in Europa bei 4 Todesfällen pro tausend Lebendgeburten.

Und was könnte das Bevölkerungswachstum insbesondere in Afrika verlangsamen? Wesentliche Faktoren sind Bildung und Sexualaufklärung. Denn im Schnitt bekommen Frauen in armen Ländern deutlich weniger Kinder, je länger sie eine Schule besucht haben. Eine Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung zeigt, dass Länder wie Tunesien, Marokko, Botsuana, Ghana, Kenia, Äthiopien und Senegal Wege gefunden haben, um das Bevölkerungswachstum zu bremsen: über Verbesserungen bei Bildung und Gesundheit sowie durch die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Viele Teenagerschwangerschaften in Afrika

Auch ein besserer Zugang zu Familienplanungsmethoden und mehr Gleichberechtigung gehören zum Gesamtpaket. Besonders hoch sind die Geburtenraten laut Stiftung Weltbevölkerung in Ländern mit einem ungedeckten Bedarf an modernen Verhütungsmitteln und einer hohen Anzahl an Teenagerschwangerschaften. Die Stiftung fordert deshalb einen verstärkten internationalen Kampf gegen ungewollte Teenagerschwangerschaften. "Wegen früher Schwangerschaften geraten tausende Mädchen jedes Jahr in eine Armutsspirale", warnt DSW-Geschäftsführer Jan Kreutzberg.

In Afrika südlich der Sahara hat nach Angaben der Stiftung jede zweite Frau (51 Prozent), die eine Schwangerschaft vermeiden möchte, keinen Zugang zu Verhütungsmitteln. Pro Jahr seien dort 16 Prozent der Geburten auf Teenagerschwangerschaften zurückzuführen. In Deutschland machten Teenagerschwangerschaften jährlich nur ein Prozent aller Geburten aus.

Von Christoph Arens 


Quelle:
KNA