Papst sendet Kardinal auf Sondermission nach Syrien

Experte für religionspolitische Fragen

Im Nahen Osten werden seit dem Ende der Assad-Herrschaft in Syrien die Karten neu gemischt. Die Religionsgemeinschaften spielen dabei eine zentrale Rolle. Auch der Vatikan ist involviert. Deshalb schickt Franziskus einen Abgesandten.

Papst Franziskus empfängt Claudio Gugerotti, Präfekt des Dikasteriums für die orientalischen Kirchen, am 15. Mai 2023 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus empfängt Claudio Gugerotti, Präfekt des Dikasteriums für die orientalischen Kirchen, am 15. Mai 2023 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Papst Franziskus hat einen seiner wichtigsten Experten für religionspolitische Fragen im Nahen Osten nach Syrien entsandt. Wie das vatikanische Dikasterium für die östlichen Kirchen am Mittwoch mitteilte, beginnt Kardinal Claudio Gugerotti am Donnerstag eine mehrtägige Reise in den Libanon und nach Syrien.

Konflikt in Syrien / © Leo Correa (dpa)
Konflikt in Syrien / © Leo Correa ( dpa )

Der langjährige Spitzendiplomat des Vatikans und jetzige Präfekt der Ostkirchen-Abteilung solle den Katholiken in Syrien in der aktuellen politischen Lage die Unterstützung der weltweiten katholischen Kirche und des Bischofs von Rom übermitteln, heißt es in der Mitteilung.

Kirchen wollen zur Wiedergeburt Syriens beitragen

Die seit ältester Zeit in Syrien ansässigen Kirchen hätten durch ihre Treue zum christlichen Glauben einen fundamentalen Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft, der Wissenschaft und der Wirtschaft geleistet. Sie verlangten, dass sie auch weiterhin zur Entwicklung eines syrischen Staates beitragen können, der den Kräften der religiösen Konfrontation und der Spaltung widerstehe und Einheit in der Verschiedenheit fördere, so der Vatikan.

Der Papst wolle, dass die Beschränkungen, die den Syrern Not gebracht und so viele zur Auswanderung gezwungen hätten, aufgehoben werden. Sie sollten ein friedliches Land schaffen, in dem alle Bevölkerungsgruppen in Wohlstand und in der Anerkennung von Freiheit, Menschenwürde und Unterschiedlichkeit leben könnten, heiß es in der Mitteilung. Ausgangspunkt müsse die Erarbeitung einer neuen Verfassung sein. Die katholische Kirche sichere ihren bestmöglichen Beitrag zur Wiedergeburt Syriens zu.

Treffen mit Patriarchen und Bischöfen

Gugerotti werde in Begleitung zweier Geistlicher sowie des Apostolischen Nuntius, Kardinal Mario Zenari, in Damaskus und Aleppozahlreiche Bischöfe, Geistliche, Ordensleute und Laien treffen.

Ferner werde er mit dem melkitischen Patriarchen Jussef Absi, mit dem syrisch-orthodoxen Patriarchen Mor Ignatius Aphrem II. und mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Johannes X., sowie zahlreichen ostkirchlichen Würdenträgern sprechen. Ausgangs- und Schlusspunkt seiner Reise vom 23. bis 30. Januar werde dieApostolische Nuntiatur im Libanon sein.

Christen in Syrien

Syrien gilt als Wiege des Christentums. Vor dem 2011 ausgebrochenen Bürgerkrieg waren laut Daten der Linzer "Initiative Christlicher Orient" etwa 7 Prozent der damals 21 Millionen Syrer christlich. Aktuelle Zahlen sind schwer zu ermitteln, auch weil mindestens 5,5 Millionen Syrerinnen und Syrer aus dem Land geflohen sind. Nach verschiedenen Schätzungen soll es noch maximal 500.000 Christen in Syrien geben. Rund drei Viertel der Syrer sind sunnitische Muslime, etwa 12 Prozent gehörten vor dem Krieg der Sekte der Alawiten an, darunter auch der nun gestürzte Assad-Clan. 

Außenansicht der Kirche Sankt Georg in Izra (Syrien) / © Karin Leukefeld (KNA)
Außenansicht der Kirche Sankt Georg in Izra (Syrien) / © Karin Leukefeld ( KNA )
Quelle:
KNA