Papst schreibt an Weltkirchenrat

Gemeinsam gegen Nöte der Globalisierung

Papst Franziskus hat in einer Botschaft an den Weltkirchenrat die Christen zum gemeinsamen Einsatz für die Würde jedes Menschen in der globalisierten Welt aufgerufen. In Südkorea findet zurzeit die Vollversammlung des Weltkirchenrates statt.

"Ökumene-Minister" Kardinal Koch / © Angelika Warmuth (dpa)
"Ökumene-Minister" Kardinal Koch / © Angelika Warmuth ( dpa )

In einer Botschaft an die derzeit im südkoreanischen Busan stattfindende 10. Vollversammlung des Rates forderte der Papst den Schutz der Familie als fundamentales Element der Gesellschaft, eine umfassende Erziehung der Jugend und die Garantie von Religionsfreiheit. Für jedes Individuum und jede Gemeinschaft müssten die kulturellen, sozialen und rechtlichen Voraussetzungen für ein Leben in Freiheit geschaffen werden, heißt es in der Botschaft, die der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch der Vollversammlung überbringt. Der Text wurde am Mittwoch im Vatikan veröffentlicht. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied im Weltrat der Kirchen, arbeitet aber auf verschiedenen Ebenen mit ihm und seinen Unterorganisationen zusammen.

Papst: Christen müssen in existenzielle Randgebiete der Gesellschaft

Die Christen müssten sich nach dem Auftrag Christi in die existenziellen Randgebiete der Gesellschaft begeben, die Armen und Bedürftigen unterstützen und Solidarität mit den besonders verwundbaren Mitmenschen üben, betonte der Papst. Dazu gehörten die Armen, die Behinderten, die Ungeborenen und die Schwachen, aber auch die Migranten und Flüchtlinge, die alten Menschen sowie jugendliche Arbeitslose. Im Mittelpunkt der Ökumene müssten die persönliche Bekehrung, die Heiligkeit und das Gebet stehen, unterstrich Papst Franziskus.

Dem Weltkirchenrat gehören 345 Kirchen und kirchliche Gemeinschaften an. An der Vollversammlung in Südkorea vom 30. Oktober bis 8. November unter dem Motto "Gott des Lebens, bring uns Gerechtigkeit und Frieden" nehmen rund 3.000 Personen teil. Die Vatikandelegation mit 25 Teilnehmern wird von Bischof Brian Farrell, dem Sekretär des Einheitsrates, geleitet. Kardinal Koch nimmt an der Eröffnungsveranstaltung teil und übermittelt der Versammlung die Botschaft des Papstes.

Appelle zur friedlichen Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea

Der Weltkirchenrat hat am Mittwoch mit Appellen zur friedlichen Wiedervereinigung seine 10. Vollversammlung in Südkorea gestartet. Wie der Generalsekretär des Rates, der norwegische Pfarrer Olav Fykse Tveit, am Mittwoch in der Hafenmetropole Busan betonte, werden die

350 Mitgliedskirchen einen Annäherungsprozess zwischen den verfeindeten Teilen des ostasiatischen Landes unterstützen. So sollen in der ersten Jahreshälfte 2014 Christen aus dem Norden Koreas und dem demokratischen Süden am Sitz des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf Gespräche aufnehmen.

Die Versammlung will auch die Kluft zwischen Arm und Reich, den Klimawandel sowie Wege zu einem gerechten globalen Frieden debattieren. Christen aus Nordkorea werden nicht erwartet.

Der Vorsitzende des Weltkirchenrat-Zentralausschusses, der Brasilianer Walter Altmann, sagte, die Menschen auf der koreanischen Halbinsel sehnten sich nach Jahrzehnten der Konfrontation nach einem gerechten Frieden. Noch vor wenigen Monaten drohte die Führung des Nordens mit Atomschlägen gegen den Süden und dessen Verbündeten USA.

Die Vollversammlung mit mehr als 3.000 Teilnehmern will auch ein Zeichen der Solidarität mit den Millionen Christen in dem geteilten Land setzen. Unter den 51 Millionen Südkoreanern leben etwa neun Millionen Protestanten und fünf Millionen Katholiken. Menschenrechtler vermuten, dass im stalinistisch regierten Nordkorea einige Hunderttausend Christen unter schwierigsten Bedingungen ihren Glauben praktizieren.

Patriarch Bartholomäus verweist auf Lage im Nahen Osten

Das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christenheit, Patriarch Bartholomäus I., rief in einer Videobotschaft zum Gebet für die friedliche Wiedervereinigung auf. Er rief zugleich für einen gerechten Frieden im Nahen und Mittleren Osten auf. Zudem forderte er mehr Anstrengungen im Kampf gegen die negativen Folgen der Globalisierung. "Christen können mit Blick auf soziale Ungerechtigkeiten nicht Zuschauer bleiben", unterstrich er.

Die Teilnehmer des Christenkongresses kommen aus Asien und der pazifischen Region, Afrika, Europa, dem Nahen und Mittleren Osten, Nord- und Lateinamerika sowie der Karibik. Aus Deutschland nehmen unter anderen der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, die Bischöfe Martin Hein (Kassel) und Heinrich Bedford-Strohm (München) sowie der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms teil.

Die Vollversammlung ist das höchste Gremium des Weltkirchenrates. Sie kommt etwa alle sieben Jahre zusammen, zuletzt in Harare (Simbabwe) 1998 und Porto Alegre (Brasilien) 2006. Offiziell gegründet wurde der Ökumenische Rat der Kirchen 1948 auf der ersten Vollversammlung in Amsterdam. Die Mitglieder kommen aus den orthodoxen Kirchen, zahlreichen anglikanischen, baptistischen, lutherischen, methodistischen und reformierten Kirchen sowie vielen weiteren Freikirchen.

Die Tagung in Südkorea soll auch die Weichen für die Ökumene zu Beginn des 21. Jahrhunderts stellen. Der Weltkirchenrat hatte in den vergangenen Jahren in der öffentlichen Wahrnehmung an Bedeutung verloren. Unter anderem der Umgang mit der Homosexualität hatte wiederholt zu Konflikten zwischen einzelnen Mitgliedskirchen geführt. Zudem zwang eine Finanzkrise den Dachverband zu Personaleinschnitten.


Quelle:
KNA , epd