Papst prangert Menschenrechtsverletzungen gegen Jesiden an

Zuschauerrolle ablegen

Papst Franziskus hat erneut eindringlich Maßnahmen gegen die Jesiden-Verfolgung und zur Wahrung der Religionsfreiheit gefordert. Die Internationale Gemeinschaft dürfe "keine stumme und unbeteiligte Zuschauerin sein", so Franziskus.

Generalaudienz mit Papst Franziskus / © Osservatore Romano (dpa)
Generalaudienz mit Papst Franziskus / © Osservatore Romano ( dpa )

Das sagte der Papst angesichts der Verfolgung der religiösen Minderheit der Jesiden, die besonders im Visier der Terrormiliz Islamischer Staat steht, am Mittwoch im Vatikan.

Verletzungen der menschlichen Grundrechte

Er prangerte "unsagbare Verletzungen der menschlichen Grundrechte" der Jesiden an.Konkret nannte Franziskus Entführungen, Sklaverei, Folter, Zwangskonversionen sowie Tötungen. Er äußerte sich bei einem Treffen mit einer Gruppe Jesiden aus Deutschland vor seiner Generalaudienz. Er sei allen Mitgliedern der Gemeinschaft nahe, besonders denen im Irak und in Syrien.

Jesidische Flüchtlinge / © Stefanie Järkel (dpa)
Jesidische Flüchtlinge / © Stefanie Järkel ( dpa )

Serhat Ortac, Vorsitzender der Gesellschaft der jesidischen Akademikerinnen und Akademiker, führte die deutsche Delegation bei dem Treffen im Vatikan an. Er sagte dem vatikanischen Nachrichtenportal Vatican News anschließend, die Jesiden seien "in den vergangenen drei Jahren Opfer eines Genozids geworden". Dieser Völkermord gehe weiter, deshalb sei das Treffen mit dem Papst besonders wichtig gewesen. Seine Organisation vertrete Jesiden aus der ganzen Welt und setze sich besonders für den interreligiösen Dialog ein.

Der deutsche Wissenschaftler Dieter Krimphove aus Paderborn, der sich seit Jahren für den Dialog zwischen Christen und Jesiden einsetzt, sagte Vatican News, es sei mit Blick auf die Tragödie in den von den Terroristen bedrohten Gebieten wichtig, Gespräche zu fördern.

Papst: Jesiden haben Existenzberechtigung

Papst Franziskus versicherte der Gruppe, er wolle sich besonders für die Existenzberechtigung der Jesiden als Glaubensgemeinschaft einsetzen: "Niemand kann sich die Macht anmaßen, eine religiöse Gruppe auszulöschen, weil sie nicht zu den sogenannten 'tolerierten'

Gruppierungen gehört." Er erinnerte auch an die Verfolgung vieler Christen sowie weiterer religiöser und ethnischer Minderheiten weltweit und rief zur Gewährung und Achtung der Religionsfreiheit sowie zu Dialog und Versöhnung auf.

Im Januar 2015 hatte Franziskus erstmals das weltliche und das geistliche Oberhaupt der verfolgten Jesiden, Mir Takhsin-beg und Baba Sheikh, im Vatikan empfangen. Bei den Jesiden handelt es sich um eine monotheistische Glaubensgemeinschaft, die ursprünglich aus dem Nordirak, Nordsyrien und der südöstlichen Türkei stammt. Weltweit gibt es mehrere Hunderttausend Jesiden; in Deutschland leben derzeit bis zu 120.000.

Jesiden

Das Jesidentum ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln bis 2.000 Jahre vor Christus zurückreichen. Sie nahm Glaubenselemente, Riten und Gebräuche westiranischer und altmesopotamischer Religionen sowie von Juden, Christen und Muslimen auf. 

Jeside wird man ausschließlich durch Geburt, beide Elternteile müssen der Religionsgemeinschaft angehören. Niemand kann übertreten oder bekehrt werden. Bei Ehen mit Nicht-Jesiden verlieren Gläubige ihre Religionszugehörigkeit.

Irak, Lalish: Eine Frau entzündet ein Feuer im Shekadi-Schrein während der Feierlichkeiten des Sommer-Arbaeen-Eids / © Ismael Adnan (dpa)
Irak, Lalish: Eine Frau entzündet ein Feuer im Shekadi-Schrein während der Feierlichkeiten des Sommer-Arbaeen-Eids / © Ismael Adnan ( dpa )
Quelle:
KNA