Papst ordnet Dialog mit Piusbruderschaft neu

Neues Angebot an Traditionalisten

Papst Benedikt XVI. ordnet den Dialog mit der Piusbruderschaft neu. Am Mittwoch legte er mit einem verbindlichen päpstlichen Erlass, einem "Motu proprio", die seit langem erwarteten neuen Strukturen für den Dialog Roms mit den Traditionalisten fest. Das Dokument trägt nach seinen Anfangsworten den Titel "Ecclesiae unitatem" (Die Einheit der Kirche). Benedikt XVI. bekräftigt die Absicht, den Dialog mit der Piusbruderschaft fortzusetzen und sie zur vollständigen Einheit mit der katholischen Kirche zu führen.

 (DR)

In dem Dokument bindet der Papst die bislang weitgehend eigenständige und für den Kontakt mit den Traditionalisten zuständige Kommission «Ecclesia Dei» unmittelbar an die römische Glaubenskongregation. Deren Präfekt, Kardinal William Joseph Levada (73), wurde in Personalunion zum neuen Präsidenten von «Ecclesia Dei» ernannt. Neuer Sekretär der Kommission wird Guido Pozzo (57), bislang beigeordneter Sekretär der Internationalen Theologenkommission. Gleichzeitig bestätigte Benedikt XVI. den altersbedingten Rücktritt des kolumbianischen Kardinals Dario Castrillon Hoyos (80), der «Ecclesia Dei» seit 2000 leitete.

Diese Maßnahmen hatte der Papst bereits im März in einem Brief an alle katholischen Bischöfe angekündigt. Zuvor hatte die Rücknahme der Exkommunikation für vier Traditionalisten-Bischöfe, darunter der Holocaust-Leugner Richard Williamson, weltweit für heftige Erregung gesorgt. Der Papst habe von den Aussagen Williamsons vor der Rücknahme der Kirchenstrafe nichts gewusst, versicherte der Vatikan später.

Die neue Struktur trage der Tatsache Rechnung, dass es bei den Differenzen zwischen dem Vatikan und den Piusbrüdern vorrangig um Lehrfragen gehe, erläutert der Papst in seinem Erlass. Künftig werden wichtige Fragen aus diesem Bereich unmittelbar den Instanzen der Glaubenskongregation zur Beratung zugewiesen und die Ergebnisse dann dem Papst unterbreitet.

Die Neustrukturierung sei ein weiterer Schritt auf dem Weg der Aussöhnung mit den Piusbrüdern, hebt der Papst in dem «Motu proprio» hervor. Es gehe darum, jeden Bruch und alle Spaltungen in der Kirche zu überwinden, bestehende Wunden zu heilen und die Traditionalisten zur vollen Gemeinschaft mit der Kirche zu führen. Diesem Ziel habe bereits die Rücknahme der Exkommunikation für die vier Traditionalisten-Bischöfe gedient. Bis die offenen Lehrdifferenzen geklärt seien, hätten die Piusbruderschaft und ihre Mitglieder jedoch keinen ordnungsgemäßen Status in der Kirche und könnten kein Amt legitim ausüben.

Auch Levada stellt in einer Erklärung klar, solange die Differenzen in Glaubensfragen nicht geklärt seien, besäße die Priesterbruderschaft keinen kirchenrechtlichen Status und ihre Geistlichen könnten daher kein Amt in der Kirche legitim wahrnehmen.
Mit dem «Motu proprio» habe der Papst aber sein besonderes Anliegen unterstrichen, die noch bestehenden Schwierigkeiten mit der Bruderschaft zu überwinden, um zu einer vollen Gemeinschaft mit der Kirche zu kommen. Die Kommission «Ecclesia Dei» werde abgesehen von den verfügten Personal- und Strukturveränderungen ihre bisherige Gestalt beibehalten.

Mehr zum Thema