Papst-Messen künftig möglicherweise öfter mit Kommunion im Knien

Rückkehr zu alten Riten

Bei Papstmessen dürfte der Kommunionempfang im Knien künftig der Normalfall werden. Eine entsprechende Einschätzung äußerte der päpstliche Zeremonienmeister Guido Marini in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten Interview der Vatikanzeitung "Osservatore Romano". Zuletzt war bei einem Pastoralbesuch von Benedikt XVI. in Süditalien vor zwei Wochen die traditionelle Kommunionbank zum Einsatz gekommen, wie sie bis zur Liturgiereform von 1970 in der katholischen Kirche allgemein üblich war.

 (DR)

Marini hob in dem Interview hervor, bei der Handkommunion handle es sich um ein Zugeständnis, das der Vatikan einzelnen Bischofskonferenzen auf deren Bitte eingeräumt habe. Benedikt XVI. unterstreiche mit seiner neuen Praxis die Gültigkeit der liturgischen Norm für die ganze Kirche. Der kniende Kommunionempfang bringe die Gegenwart Christi im Altarsakrament besser zum Ausdruck, fördere die Frömmigkeit und den Sinn für das Mysterium. Diese Aspekte seien «dringend zu betonen und wiederzuentdecken», sagte Marini. Eine Bevorzugung dieser Form tue der anderen Haltung jedoch keinen Abbruch.

Der alten, bis 1970 allein gültigen römischen Liturgie sei Benedikt XVI. in besonderer Weise verbunden, sagte Marini. Zugleich verwahrte sich der oberste Zeremoniar gegen eine Klassifizierung in «vorkonziliare» und «nachkonziliare» Liturgie. Eine solche Unterscheidung folge einem inzwischen überholten Sprachgebrauch und beruhe teils auf «sehr enggeführten ideologischen Sichtweisen».

Marini ließ die Frage unbeantwortet, ob Benedikt XVI. künftig eine tridentinische Messe feiern könnte. Der im Juli vergangenen Jahres veröffentlichte Erlass zu einer breiteren Wiederzulassung der alten Liturgie ziele darauf, «eine gegenseitige Bereicherung zwischen den beiden Formen des römischen Ritus zu fördern», sagte Marini.