Der Papst ernennt Duisburger Pfarrer zum neuen Essener Weihbischof

Vorreiter in der Bistumsreform

Ludger Schepers, Pfarrer in Duisburg, ist von Papst Benedikt XVI. zum Weihbischof für das Bistum Essen ernannt worden. Das wurde am Freitag zeitgleich in Rom und Essen bekanntgegeben. Zugleich nahm der Papst den altersbedingten Rücktritt von Weihbischof Franz Grave nach 20-jähriger Amtszeit an. Für Schepers ist es nicht die erste Aufgabe auf Bistums-Ebene.

Autor/in:
Viola van Melis
 (DR)

Ludger Schepers strahlt Ruhe aus. Obwohl sein Amt und Tagesablauf oft dem eines Managers gleicht. Von 8.000 auf 29.000 Mitglieder ist die Gemeinde des katholischen Duisburger Pfarrers in wenigen Monaten angestiegen. Eine solche Fusion von Pfarreien macht Stress. Gremien und Gruppen sollen zusammengelegt werden, wildfremde Menschen sich plötzlich einander zugehörig fühlen. In unzähligen Sitzungen bewies Schepers Geduld und das Talent, zu beschwichtigen und zu vermitteln. So wurde der 55-Jährige 2006 zu einem der ersten Geistlichen in der von Finanznot gebeutelten Diözese Essen, dessen Gemeinde im Zuge der Bistumsreform zur Großpfarrei fusionierte. Am Freitag hat Papst Benedikt XVI. den gebürtigen Oberhausener zum Weihbischof im Bistum Essen ernannt.

Der Geistliche, den Bischof Franz Hengsbach 1979 zum Priester weihte, hat schon zuvor Aufgaben auf Bistumsebene übernommen.  Nachdem er 1994 sein Lizentiat in Kirchenrecht an der Uni Münster erwarb, übernahm Schepers das Amt eines Diözesanrichters. 1999 wurde er in wichtige Bistumsgremien wie Kirchensteuerrat und Priesterrat aufgenommen, wo er selbstbewusst als Moderator fungierte. Wegen seiner überlegten Art und der Fähigkeit des konzentrierten Zuhörens schätzen ihn viele Kollegen.

"Religion war nicht mein Lieblingsfach"
Dabei war der Weg zum Kirchenmann für Schepers, der sich in der Freizeit bei der Lektüre von Biografien, historischen Romane und Krimis entspannt, keineswegs vorgezeichnet. Priester zu werden, stand 1972 für den 19-jährigen Abiturienten aus Oberhausen-Osterfeld nicht zur Debatte. Er war einer, der sein Taschengeld beim Straßenbau, in der Bäckerei und beim Schreiner aufbesserte. Religion sei nicht das Lieblingsfach gewesen, bekennt der Geistliche. Doch ein Schnupper-Seminar am Studienkolleg des Ruhrbistums habe Interesse an Theologie geweckt. Die Entscheidung zum Priestertum sei im Verlauf des Studiums der Theologie und Philosophie in Bochum und Freiburg gefallen, sagt Schepers.

Zu seinen Lehrern gehörten Klaus Hemmerle, der charismatische Bischof von Aachen, und Professor Karl Lehmann, später Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Wer den Pfarrer aus dem Revier nach seinem Verständnis vom Priesteramt fragt, erhält eine knappe Antwort: "Die Freundschaft mit Christus zu leben und andere mit in diese Freundschaft hineinzunehmen." Dass Geldsorgen und Strukturfragen von dieser spirituellen Dimension nicht abhalten müssen, ist Überzeugung des Ruhrgebietspfarrers. Damit auch leitende Priester wie Schepers für religiöse Aufgaben Zeit und Kraft finden, hat Bischof Genn ihnen einen Verwaltungsleiter zur Seite gestellt.

Die Zusammenlegung von Gemeinden wegen sinkender Kirchensteuereinnahmen und Katholikenzahlen betrachtet Schepers nach Ruhrgebietsart pragmatisch. Wo weniger Geld da ist, muss gespart werden. Gemessen am Schuldenberg der Diözese sei der Zeitrahmen großzügig, den die Bistumsleitung für Fusionen gesetzt habe, wurde er nicht müde, seiner Gemeinde zu sagen. Dieser Prozess könne eine Chance zur Erneuerung verkrusteter Strukturen sein, ist sich Schepers mit Bischof Genn einig. Dass in Sankt Judas Thaddäus das lebendige Gemeindeleben auch nach der Fusion nicht ins Stocken geraten ist, könnte dem neuen Weihbischof Recht geben.