Papst macht Suchtkranken Mut

Keine Berührungsängste

Papst Franziskus hat mit starken Worten den weltweiten Drogenhandel angeprangert. Die Suchtkranken ermutigte er, mit Hoffnung den schweren Weg aus der Abhängigkeit zu gehen. Seine Brasilienreise führte ihn zu einer Klinik für Drogensüchtige.

Gelebte Nächstenliebe (dpa)
Gelebte Nächstenliebe / ( dpa )

Mit einem eindringlichen Appell zum entschiedenen Kampf gegen den Drogenhandel hat Papst Franziskus den dritten Tag seiner Brasilien-Reise geprägt. Der Papst eröffnete am Mittwoch in Rio im Hospital São Francisco de Assis eine neue Station zur Behandlung Suchtkranker. "Das Übel des Drogenhandels, das die Gewalt fördert und Schmerz und Tod sät, erfordert ein mutiges Handeln der gesamten Gesellschaft", sagte Franziskus, der bei strömendem Regen gefeiert, umarmt und mit "Viva Papa!"-Rufen begrüßt wurde.

Papst: Drogenhändler sind Todeshändler

Mit Blick auf die Drogenhändler sprach der Papst von "Todeshändlern", die in einer vom Egoismus geprägten Gesellschaft "um jeden Preis der Logik der Macht und des Geldes folgen." Er wandte sich gegen eine in einigen Ländern diskutierte Liberalisierung des Drogenkonsums. Man müsse die dahinter liegenden Probleme angehen, "indem man sich für mehr Gerechtigkeit einsetzt", forderte er. Es gelte, die jungen Menschen "an jene Werte heranzuführen, die Gemeinschaftsleben aufbauen", jene in Not zu begleiten und ihnen Hoffnung in die Zukunft zu schenken, so Franziskus vor mehreren hundert Patienten und Angehörigen, Ärzten und Pflegern des Krankenhauses Sao Francisco de Assis.

Die Menschen, die dort gegen ihre Sucht kämpfen, ermutigte der Papst, nicht aufzugeben. "Lasst euch nicht die Hoffnung stehlen!", rief er ihnen zu. "Du kannst wieder aufstehen, kannst wieder hochkommen - es ist mühsam, aber möglich, wenn du es nur willst." Dieser Wille sei aber eine unerlässliche Bedingung, um den Drogen zu entkommen: "Niemand kann stellvertretend für dich hochkommen", sagte Franziskus.

Papst: Kirche steht an der Seite der Süchtigen

Viele hätten nicht den Mut, diesen schwierigen Weg zu versuchen. Doch die Kirche und viele Helfer stünden an der Seite der Menschen, ermunterte der Papst: "Reichen wir dem, der in Not ist, dem der ins Dunkel der Abhängigkeit gefallen ist - vielleicht ohne zu wissen wie - die Hand".

Franziskus ermutigte auch die Angehörigen der Süchtigen, die es oft schwer hätten, und dankte den Krankenhaus-Beschäftigten für ihren Einsatz. Ihren Dienst nannte er kostbar: "Verrichtet ihn immer mit Liebe; es ist ein Dienst an Christus, der in den Brüdern und Schwestern gegenwärtig ist", so der Papst.

Das Krankenhaus nannte er ein "Heiligtum des menschlichen Leidens" im Geist des heiligen Franziskus (1181/82-1226). Dieser habe erkannt, dass wahrer Reichtum nicht im Besitz und in weltlichen Götzen liege, sondern in der Nachfolge und im Dienst an den anderen: "Wir alle müssen lernen, wie der heilige Franziskus die Notleidenden zu umarmen."

Kurze Andacht mit Patienten und Klinikpersonal

Vor der Rede hatten suchtkranke Patienten dem Papst über ihre Leidensgeschichte berichtet. In der Kapelle hielt Franziskus eine kurze Andacht mit Anwesenden. Anschließend segnete er einen neuen Therapie-Trakt, dessen Bau mit Hilfen der Italienischen Bischofskonferenz finanziert wurde.

Das von einer franziskanischen Laiengemeinschaft geführte Hospital Sao Francisco liegt am Südrand von Rio an den Hängen des Nationalparks Tijuca. Die 1985 gegründete Einrichtung bietet sowohl Therapieplätze für Drogen- und Alkoholabhängige wie auch eine medizinisch-chirurgische Versorgung und verfügt mittlerweile über rund 500 Betten.

"Als ein wahres Erbe des Weltjugendtags für Rio", bezeichnete Bruder Francisco Belotti, der Leiter des Krankenhauses, die neue Drogenklinik. Der Vatikan hat 850.000 Euro für das Gebäude gestiftet. Es sei der persönliche Wunsch des Papstes gewesen die Klinik und die Angebote für Drogenabhängige zu besuchen. In den vergangenen Jahren sei in Rio besonders die Zahl der Cracksüchtigen gestiegen, berichtet Bruder Francisco. Crack ist eine aus Kokain hergestellte, äußerst unreine Droge, die bereits bei der ersten Einnahme abhängig macht. "Wir sprechen schon lange nicht mehr von einer Epidemie, denn die kann man kontrollieren. Heute stehen wir leider einer Pandemie gegenüber." Der jüngste Drogenpatient sei gerade einmal acht Jahre alt, so Bruder Francisco. "Wir haben aber auch den Fall, dass wir einen abhängigen Sohn gleichzeitig mit den abhängigen Eltern betreuen. Uns war klar, dass die Familie nur eine Chance hat, wenn alle drei gleichzeitig den Entzug machen."

Franziskus-Statue für den Papst

Während der Zeremonie auf dem Innenhof überreichte ein Geschwisterpaar dem Papst ein Geschenk: eine 60 Zentimeter hohe Statue, die den heiligen Franziskus zeigt, der einen Kranken umarmt. Angefertigt hat sie ein ehemaliger Drogenabhängiger, dem es gelungen ist, sich dank der Hilfe des Franziskanerordens aus der Abhängigkeit zu befreien. Auch für das Geschwisterpaar ist es ein ganz besonderer Moment. "Beide Eltern waren drogenabhängig, doch wir konnten sie retten," erzählt Bruder Francisco.

 


Im Regen vor der Klinik (dpa)
Im Regen vor der Klinik / ( dpa )

Papst: Du kannst wieder aufstehen (dpa)
Papst: Du kannst wieder aufstehen / ( dpa )

Franziskus-Statue für den Papst (dpa)
Franziskus-Statue für den Papst / ( dpa )
Quelle:
KNA , dpa , DR