Papst Leo XIV. hat an die politisch Mächtigen appelliert, sich um die Menschen zu sorgen, die kaum das Nötigste zum Leben haben. In einer Predigt am katholischen Welttag der Armen sagte er am Sonntag im Petersdom: "Die Armut stellt für die Christen eine Herausforderung dar, aber auch für alle, die in der Gesellschaft Verantwortung tragen. Ich fordere daher die Staats- und Regierungschefs auf, auf den Schrei der Ärmsten zu hören."
Die Armen erinnerten "mit ihrer Migration ebenso wie mit ihrem Schrei" daran, dass es keinen Frieden ohne Gerechtigkeit geben könne. Dieser Schrei werde "oft vom Mythos des Wohlstands und des Fortschritts erstickt, der nicht alle berücksichtigt, ja viele Geschöpfe vergisst und sie ihrem Schicksal überlässt."
Kern des christlichen Glaubens
Den Mitarbeitern der Hilfsorganisationen und allen, die sich für die Linderung der Not der Ärmsten einsetzen, dankte der Papst und ermutigte sie, "zu einem kritischen Gewissen in der Gesellschaft zu werden". Für die Kirche gehöre der Einsatz für die Armen zum Kern ihres Glaubens. Die Kirche wolle "auch heute, vielleicht gerade in dieser unserer von alter und neuer Armut verwundeten Zeit, die 'Mutter der Armen' sein" und ein "Ort der Annahme und der Gerechtigkeit".
Mit großer Sorge sprach der Papst über die derzeitige Weltlage und sagte: "Wie viel Armut bedrängt unsere Welt. In erster Linie ist es materielle Armut, aber es gibt auch viele moralische und geistige Nöte, von denen oft die Jüngeren betroffen sind." Da es bei der Armut im Kern oft um Einsamkeit gehe, sei eine "Kultur der Aufmerksamkeit" nötig, um die Mauer der Einsamkeit zu durchbrechen. Dies gelte auch für die digitale Welt.
Gegen die Resignation
Angesichts von aktuellen Kriegen dürfe die Kirche nicht resignieren, sondern müsse "heute, inmitten der Armen, ein lebendiges Zeichen des Heils sein", das Gott "gerade in Zeiten geschichtlicher Umwälzungen" zugesagt habe. Der Gottesdienst im Petersdom fand an dem von Leos Vorgänger Franziskus im Jahr 2017 erstmals eingeführten Welttag der Armen statt. Zugleich war er Teil der besonderen Feier der Armen im Rahmen des Heiligen Jahres. Im Petersdom nahmen mehrere tausend Menschen teil, die von Hilfsorganisationen wie der Caritas oder der Gemeinschaft Sant'Egidio betreut werden. Auch Hunderte Helfer waren dabei.
Auf dem Petersplatz folgten mehr als 10.000 Menschen dem Gottesdienst bei mildem Herbstwetter über Großbildschirme. Der Papst hieß sie vor Beginn des Gottesdienstes mit einem kurzen Grußwort herzlich willkommen. Nach dem Gottesdienst war ein großes Mittagessen mit mehr als tausend von Armut Betroffenen in der vatikanischen Audienzhalle geplant.