DOMRADIO.DE: Es ist nicht nur für die Gemeinschaft ein besonderer Tag, sondern auch für Sie. Wie fühlen Sie sich?
Pater Dr. Mauritius Wilde (Abt der Benediktinerabtei Maria Laach): Ich fühle mich gut. Dass so viele Menschen für einen beten und einen segnen, ist schon außergewöhnlich.
DOMRADIO.DE: Sie haben eine spannende Lebensgeschichte. Sie sind über Amerika, über Rom, nun hier hingekommen. Was bedeutet für Sie dieser neue Abschnitt als Mensch?
Wilde: Zum Glück habe ich diesen Sprung über den Atlantik schon mal gemacht und dann wieder zurück nach Südeuropa. Das sind wirklich auch andere Kulturen, und das erleichtert es mir etwas. Es gibt ja auch innerhalb Deutschlands verschiedene Kulturen. Ich bin Niedersachse, habe aber 25 Jahre in Franken gelebt. Jetzt bin ich in der Eifel und freue mich, auch kennenzulernen, wie die Menschen hier sind.
DOMRADIO.DE: Sie sind in der ungewöhnlichen Situation, dass nicht Ihre Brüder Sie gewählt haben, sondern dass der Vatikan entschieden hat. Was bedeutet das für Sie? Ist das noch mal eine andere Verantwortung oder eine andere Herangehensweise?
Wilde: Es ist tatsächlich ungewöhnlich. Benediktiner wählen normalerweise ihren Abt. Der Abt kommt aus den Reihen seiner Gemeinschaft. Aber wie es im Leben so ist. Manchmal sind die Dinge nicht so ganz normal. Unsere Kirche hat Mechanismen, die Entscheidungen von höherer Ebene ermöglichen.
Für mich persönlich bedeutet es viel, dass der Heilige Stuhl, Papst Leo, mich eingesetzt hat. Ich hatte am Dienstag die Gelegenheit, ihn zu treffen, und er hat mich persönlich gesegnet. Das ist schon ein großer Rückenwind für mich.
DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich jetzt für die Gemeinschaft? Ruhigere Zeiten?
Wilde: Ja, das ist ein guter Begriff. Es darf keine Totenruhe sein, das erwarte ich mir nicht und hoffe ich nicht. Es soll ein ruhiger Rhythmus mit Möglichkeiten sein, Wünsche gemeinsam im Geist zu verwirklichen.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.