Papst Leo XIV. hat den weltweiten Einsatz staatlicher Ressourcen als Herrschaftsinstrument kritisiert. Bei einem Gottesdienst am Sonntag im Vatikan warnte er die Regierenden der Welt davor, "Reichtum gegen die Menschheit einzusetzen, indem sie ihn für Waffen nutzen, die Völker zerstören, und in Monopole, die Arbeiter erniedrigen". Ganze Völker würden heute durch Gewalt und noch mehr durch eine "schamlose Gleichgültigkeit erdrückt, die sie einem Schicksal des Elends überlässt", führte Leo aus.
Stattdessen sollten sich die Menschen weiter für Nächstenliebe und Frieden einsetzen. "Ich ermutige euch, in einer Zeit, die ernsthaft vom Krieg bedroht ist, beharrlich in der Hoffnung zu bleiben."
Gott oder Reichtum?
Weiter sagte der Papst, die Menschen müssten sich entscheiden, woran sie ihr Herz hängen, wem sie mit Hingabe dienen und was für sie das "wirklich Gute" sei. "Die Versuchung besteht darin zu glauben, wir könnten auch ohne Gott gut leben, während wir ohne Reichtum traurig und von tausend Nöten geplagt wären." Doch wer dem Reichtum diene, bleibe sein Sklave. "Wer Gerechtigkeit sucht, verwandelt Reichtum in Gemeinwohl; wer Macht sucht, verwandelt das Gemeinwohl in die Beute seiner eigenen Gier", mahnte Leo.
Durch einen Mangel an Besitz fühlten sich die Menschen bedroht, dabei sollten sie vertrauensvoll um Hilfe bitten und geschwisterlich teilen. Reichtum verleite dazu, zu berechnen, zu horten und anderen gegenüber misstrauisch und argwöhnisch zu werden, so der Papst. "Diese Gedanken machen unseren Nächsten zu einem Konkurrenten, einem Rivalen oder jemandem, den wir ausnutzen können."
"Innere Revolution der Umkehr"
Gott spalte die Menschen nicht in rivalisierende Klassen, sondern sporne alle zu einer "inneren Revolution" an, einer Umkehr, die im Herzen beginne. Er sporne zum Geben, nicht zum Nehmen an. "Dann wird unser Geist geöffnet: um eine bessere Gesellschaft zu planen, nicht Geschäfte zum besten Preis zu machen", betonte der Papst.
Leo XIV. äußerte sich in seiner ersten Messe in der Pfarrkirche Sant'Anna im Vatikan, der er offiziell vorsteht. Der Papst ist nicht nur Oberhaupt der 1,4 Milliarden Katholiken und Bischof von Rom, sondern auch Pfarrer der Kirche an der Porta Sant'Anna. Die Seelsorge der Gemeinde für Menschen, die im Vatikan leben und arbeiten, hat seit 1929 der Augustinerorden inne, dem Leo XIV. selbst angehört und den er als Generalprior von 2001 bis 2013 leitete.