Bundespräsident Steinmeier reist zu Papst Leo XIV.

Erstes privates Treffen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Ehefrau Elke Büdenbender reisen nach Rom, wo sie Papst Leo XIV. zum ersten Mal treffen werden. Außerdem sind Gespräche mit UN-Vertretern und der Gemeinschaft Sant'Egidio geplant.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. / © Christophe Gateau (dpa)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. / © Christophe Gateau ( dpa )

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stattet am Montag Papst Leo XIV. einen ersten Besuch ab. Wie es aus dem Präsidialamt hieß, will Steinmeier mit dem Papst über globale Herausforderungen sprechen. Es sei erfreulich, dass bereits so kurz nach Amtsantritt von Leo XIV. im Mai ein privates Treffen möglich sei. Steinmeier wird erstmals auf den neuen Papst treffen. Denn zuletzt war der Bundespräsident Ende April zur Beisetzung von Franziskus in der Ewigen Stadt, zu Leos Amtseinführung am 18. Mai reiste der ebenfalls frisch gekürte Kanzler Friedrich Merz (CDU). Nach der Begegnung am Vormittag soll es einen Pressetermin geben.

Marco Impagliazzo, Gemeinschaft Sant'Egidio; Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ahmed Muhammad Al-Tayyeb; Großimam der Al-Azhar (Bistum Münster)
Marco Impagliazzo, Gemeinschaft Sant'Egidio; Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ahmed Muhammad Al-Tayyeb; Großimam der Al-Azhar / ( Bistum Münster )

Am Mittag besucht Steinmeier dann die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio im Stadtteil Trastevere. Bereits bei seinem Antrittsbesuch bei Papst Franziskus im Herbst 2017 hatte er der Gemeinschaft einen Besuch abgestattet und ihre Arbeit mit Armen, Obdachlosen und Geflüchteten gewürdigt. Auch nahm Steinmeier am Internationalen Friedenstreffen von Sant'Egidio im September 2023 in Berlin teil.

Würdigung der UN

Am Nachmittag stehen Gespräche mit Vertretern der in Rom ansässigen UN-Organisationen auf dem Programm: Welternährungsprogramm (WFP), Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und Internationaler Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD). Auch hier geht es laut Präsidialamt darum, die Arbeit der UN-Organisationen zu würdigen. Es ist der erste Besuch eines hochrangigen Repräsentanten der Bundesrepublik bei den drei UN-Organisationen in Rom, die sich alle dem Kampf gegen Hunger in der Welt widmen, obwohl Deutschland eines der größten Geberländer ist. 

Einer der Anlässe für Steinmeiers Visite: Die FAO, deren Mitglied Deutschland seit 75 Jahren ist, wird in diesem Jahr 80. Unter den 194 Mitgliedstaaten plus EU war Deutschland zuletzt fünftgrößter Zahler bei den freiwilligen Beiträgen, bei den Pflichtbeiträgen rangiert es auf Platz vier. Doch nie zuvor war ein Bundesaußenminister, ein Kanzler oder gar ein Bundespräsident an den UN-Standorten in Rom.

Symbolbild Menschen im Gaza-Streifen leiden unter Hunger / © Mohammed Talatene (dpa)
Symbolbild Menschen im Gaza-Streifen leiden unter Hunger / © Mohammed Talatene ( dpa )

Steinmeiers Besuch fällt mitten in eine dramatische Weltlage, die mit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und vielen weiteren Konflikten von einem extremen humanitären Bedarf gekennzeichnet ist. Experten sprechen von Hungerkatastrophen im Sudan, in Mali, in Haiti, im Jemen und neuerdings auch in Gaza. Auch die Gefahr für humanitäre Helfer wächst. Das WFP hat mehrere Tote zu beklagen, derzeit sind 21 Helfer im Jemen inhaftiert - ohne Anklage oder Begründung.

Suche nach neuen Geldgebern

Zugleich gerät die Finanzlage ins Rutschen. Nicht nur die USA, auch viele andere Länder rücken die humanitäre Hilfe nach unten auf ihre Agenda. Umso wichtiger ist laut Experten die Stärkung langfristiger Hilfe: Wenn rechtzeitig ausgesät und in die Landwirtschaft investiert wird, könnte sich der Bedarf an humanitärer Hilfe reduzieren.

Außerdem bemühen sich die UN-Organisationen um neue Geber wie China, die Golfstaaten, Mexiko oder Südkorea. Dass Deutschland immer unter den Spitzenzahlern war und nach dem teilweisen Rückzug der USA noch weiter vorne rangiert, ist ein großes Kapital, für das das Land sehr geschätzt wird. Aber es braucht noch mehr Unterstützer. Schließlich sind derzeit rund 295 Millionen Menschen in 53 Ländern und Gebieten von akutem Hunger betroffen, bei 1,9 Millionen sprechen UN-Experten von einer "katastrophalen" Lage.

Kampf gegen den Hunger als Friedensarbeit

Die drei UN-Büros in Rom arbeiten gemeinsam daran, kurzfristige und langfristige Hilfe besser zu verzahnen - letztlich eine Friedensarbeit, die darauf abzielt, dass das Thema Ernährung die zunehmenden Konflikte nicht weiter verstärkt, sondern dazu beiträgt, dass sie beigelegt werden.

Doch eine kluge Entwicklungspolitik und humanitäre Hilfe kommen letztlich den Geberländern selbst zugute - Stichwörter Migration und Klimakrise. "Wenn die Menschen in anderen Regionen der Welt keine Perspektiven haben, machen sie sich auf den Weg zu uns" - so die plastische Formel von Experten. Zugleich lehnen viele Regierungen den Begriff "Klimakatastrophe" ab. Eine Verwässerung der einmal errungenen Begrifflichkeiten wollen die Vereinten Nationen aber nicht zulassen. Überhaupt kämpft man für die Einhaltung des humanitären Völkerrechts - eine Forderung, die Papst Leo XIV. kürzlich selbst äußerte.

Papst als Verbündeter der Vereinten Nationen

Dass Steinmeier auch das Weltoberhaupt der 1,4 Milliarden Katholiken besucht, passt somit ins Programm. Der Heilige Stuhl ist ein klassischer UN-Verbündeter beim Kampf gegen Armut, Hunger und Marginalisierung. Der jetzige Papst, der 20 Jahre in Peru wirkte, kennt durch seine Arbeit mit den Ärmsten die Herausforderungen solcher Länder. Und: Leo wird voraussichtlich persönlich zum Welternährungstag am 16. Oktober kommen, so ist zu hören.

Papst Leo XIV. während der Generalaudienz auf dem Petersplatz / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Leo XIV. während der Generalaudienz auf dem Petersplatz / © Gregorio Borgia ( dpa )

Als US-Amerikaner trauen ihm Beobachter durchaus konkreten Einfluss bis in Washingtoner Kreise und die US-Innenpolitik zu - als Weltgewissen und darüber hinaus. Steinmeiers Besuch bewerten sie als Ausdruck der Wertschätzung für die Arbeit der Vereinten Nationen und ein starkes humanitäres Signal.

Protestant Steinmeier erkennt bedeutende Verantwortung des Papstes an

Elke Büdenbender, Gattin des Bundespräsidenten, und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier / © Jens Schlüter/epd/pool (KNA)
Elke Büdenbender, Gattin des Bundespräsidenten, und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier / © Jens Schlüter/epd/pool ( KNA )

Am Montagabend reist Steinmeier zurück nach Berlin. Der 69-Jährige, der selbst Protestant ist und vor seiner Wahl zum Staatsoberhaupt evangelischer Kirchentagspräsident werden sollte, wird von seiner katholischen Frau Elke Büdenbender begleitet. Zuletzt waren Steinmeier und Gattin bei der Beisetzung von Papst Franziskus Ende April in Rom. Zur Amtseinführung von Leo XIV. reiste Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) an.

Nach der Wahl Leos XIV. hatte Steinmeier seine Glückwünsche übermittelt und erklärt, der gebürtige US-Amerikaner übernehme "in einer von Unfrieden und tiefgreifenden globalen Herausforderungen geprägten Zeit eine bedeutende geistliche und moralische Verantwortung".

Sant'Egidio - Überblick ARCHIV

Die im Mai 1968 in Rom entstandene katholische Bewegung Sant'Egidio widmet sich der karitativen Arbeit, der Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten sowie dem Dialog der Religionen. Sie hat nach eigenen Angaben rund 60.000 Mitglieder in 70 Ländern, davon 5.000 in Deutschland. Ihr Hauptsitz befindet sich im römischen Stadtteil Trastevere, ihr deutsches Zentrum seit 1983 Würzburg. Seit 1986 ist die ökumenisch stark engagierte Gemeinschaft von der katholischen Kirche als Laienvereinigung anerkannt. Finanziert wird ihre Arbeit durch Mitgliedsbeiträge, Spenden sowie durch öffentliche Zuschüsse.

Logo der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Logo der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA