Papst Leo mahnt Kardinäle und Vatikanspitze zu Einigkeit

Erste Weihnachtsansprache

Die Weihnachtsansprache des Papstes an seine engsten Mitarbeiter und Berater ist jedes Jahr ein entscheidender Moment. Ton und Inhalt geben Einblicke in die Themen und Konflikte eines Pontifikats. Für Leo XIV. war es das erste Mal.

Papst Leo XIV. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Papst Leo XIV. hat die Spitze des Vatikans zur Einigkeit aufgerufen und vor ideologischen Grabenkämpfen gewarnt. In seiner ersten Weihnachtsansprache an die Kurie sagte er am Montag, hinter äußerer Ruhe wirkten oft Kräfte der Spaltung. Wörtlich warnte er davor, "zwischen zwei gegensätzlichen Extremen hin und her zu schwanken: entweder alles zu vereinheitlichen, ohne die Unterschiede zu würdigen, oder im Gegenteil die Unterschiede und Sichtweisen überzubetonen, anstatt die Gemeinschaft zu suchen". Bei Fragen von Glauben, Liturgie und Moral bestehe die Gefahr, "der Starrheit oder Ideologie zum Opfer zu fallen".

Zugleich kritisierte Leo Machtstreben und Eigeninteressen im Vatikan und rief zu einem weiten Horizont auf. "Wir sind keine Kleingärtner, die sich um ihren eigenen Garten kümmern", sondern berufen, "in Christus Sauerteig einer universalen Geschwisterlichkeit" zu sein.

Lob für Papst Franziskus

Ausdrücklich würdigte der Papst seinen verstorbenen Vorgänger Franziskus (2013-2025). Dessen Wirken habe die Kirche geprägt und dazu ermutigt, Barmherzigkeit, Evangelisierung und die Zuwendung zu den Armen ins Zentrum zu stellen. Leitlinie für die Kirche sei missionarische Erneuerung; die Kurie müsse sich an den großen pastoralen und sozialen Herausforderungen orientieren, nicht an bloßer Verwaltung.

Papst Leo XIV. legt Blumen nieder am Grab von Papst Franziskus in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. legt Blumen nieder am Grab von Papst Franziskus in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Zum Abschluss zitierte Leo XIV. den deutschen protestantischen Theologen und NS-Gegner Dietrich Bonhoeffer zu Weihnachten: "Gott schämt sich der Niedrigkeit des Menschen nicht, er geht mitten hinein."

Zu seiner ersten Weihnachtsansprache an die Kurie und die in Rom lebenden Kardinäle erschien Papst Leo XIV. mit den für ihn üblichen fünf Minuten Verspätung. Unter den Kardinälen, die ihm anschließend ihre Weihnachtsgrüße aussprachen, waren auch die emeritierten deutschen Kurienkardinäle Walter Kasper und Walter Brandmüller sowie Kurienbischof Franz-Peter Tebartz-van Elst.

Kardinal Walter Kasper / © Alessia Giuliani (dpa)
Kardinal Walter Kasper / © Alessia Giuliani ( dpa )

Als Weihnachtsgeschenk überreichte der Papst den Kardinälen und Kurienmitarbeitern, unter ihnen auch einige wenige Frauen, sein geistliches Lieblingsbuch des französischen Ordensmanns Bruder Laurentius (1614-1691) mit dem Titel "Die Vergegenwärtigung Gottes im praktischen Leben".

Quelle:
KNA