Jesuit über Reformideen Franziskus'

Papst "kein Don Quichotte der Kirchenreform"

Der Papst stelle immer Christus ins Zentrum der Kirche, sagte Pater Spadaro. Franziskus treffe Entscheidungen nicht am Schreibtisch, sondern betend in der Kapelle. Doch für manche Entscheidungen sei die Zeit noch nicht reif.

Papst Franziskus in der Privatbibliothek im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus in der Privatbibliothek im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Nach Einschätzung des Jesuiten Antonio Spadaro ist Papst Franziskus "kein Don Quichotte der Kirchenreform". Vielmehr sei das Ziel des Denkens und Handelns von Franziskus, Christus immer mehr ins Zentrum der Kirche zu stellen. "Der Ort, an dem Franziskus seine Entscheidungen trifft, ist nicht sein Schreibtisch, sondern seine Kapelle, seine Morgenandacht", sagte Spadaro im Interview der Zeitschrift "Herder Korrespondenz".

Hören und meditieren

Franziskus verfolge keine detaillierten Reformpläne, sondern gehe "hörend und meditierend" voran. "Wenn Franziskus eine Reformidee hat, setzt er sie nicht einfach um, sondern er betet darüber", so Spadaro, der Chefredakteur der katholischen Zeitschrift "Civilta Cattolica" ist und in Rom als Vertrauter des Papstes gilt. Zugleich wandte sich Spadaro gegen Kritik, der Papst scheue sich vor Entscheidungen und lasse offene Fragen zu lange in der Schwebe. "Wenn der Papst sieht, dass eine Entscheidung nach einer innerlichen Unterscheidung reif ist, bringt er sie auch auf den Weg und macht sie sich zu eigen."

Zeit für Entscheidungen

Beispielsweise sei aber bei der Debatte um die Priesterweihe von verheirateten Männern noch nicht die Zeit für eine Entscheidung gekommen, so Spadaro. Zwar sei der Amazonas-Synode zu dieser Frage eine "großartige Diskussion" gelungen. Aber die Synode habe den Papst noch nicht in die Lage versetzt, "den Willen Gottes zu verstehen", betonte der Jesuit.
Insgesamt interpretiere er das Wirken von Franziskus eher als "ein Pontifikat der Aussaat, nicht der Ernte". Spadaro betonte: "Der Papst hat sehr viel gesät in den letzten Jahren. Sein Nachfolger kann das nicht ignorieren, er wird nicht zurückkönnen. Er wird weiter vorangehen."


Quelle:
KNA