Papst hofft auf gemeinsame Eucharistie für alle Christen und geht auf Konflikt um die Sapienza-Rede ein

"Offener Dialog ist Auftrag der Kirche"

Papst Benedikt XVI. hofft, dass "bald" alle Christen gemeinsam Eucharistie feiern können. Beim Angelusgebet am Sonntag rief er die Gläubigen auf, um das "kostbare Geschenk der Versöhnung aller Getauften" zu beten. Die Verkündigung des Evangeliums müsse den Weg der Ökumene und der Einheit im Glauben beschreiten, betonte der Papst anlässlich der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen vor rund 150.000 Pilgern und Besuchern auf dem Petersplatz.

 (DR)

"Wir alle haben die Pflicht, für die Überwindung jeder Trennung zwischen den Christen zu beten und zu arbeiten", sagte Benedikt XVI. Gebet, innere Bekehrung und Festigung der gemeinschaftlichen Beziehungen bildeten die Mitte der ökumenischen Bewegung. Auch gehe es darum, mit der Hilfe des Heiligen Geistes Egoismus zu überwinden und brüderlich zusammenzuleben. Der Papst kündigte an, er werde am kommenden Freitag an einem Abendgebet in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern teilnehmen, um die ökumenische Gebetswoche zu beschließen. An der Gebetswoche vom 18. bis 25. Januar beteiligen sich Christen in mehr als 70 Ländern.

Papst geht auf den Konflikt mit der Universität ein
Die 150.000 Menschen waren auch zum Angelus gekommen, um Papst Benedikt XVI. nach dem gescheiterten Besuch an der römischen Universität "La Sapienza" ihre Solidarität zu bekunden. Auch in Mailand versammelten sich zeitgleich Tausende auf dem Domplatz, auf den das sonntägliche Mittagsgebet des Papstes übertragen wurde.

Kardinal Camillo Ruini, katholische Bewegungen und politische Gruppen hatten zu der Aktion aufgerufen, nachdem ein Streit um eine geplante Rede Benedikts XVI. an der Sapienza eskaliert war. Der Papst hatte wegen der Proteste seine Teilnahme an der Eröffnung des akademischen Jahrs am vergangenen Donnerstag abgesagt.

Es sei leider ein Klima entstanden, sagte der Papst, "das meine Anwesenheit bei der Zeremonie ungelegen machte". Er habe den Besuch mit "Bedauern aufgeschoben", fügte er unter dem Beifall der Menge hinzu. Die Universität, betonte Benedikt XVI., sei viele Jahre seine Welt gewesen. Er fühle sich mit ihr durch "die Liebe zur Wahrheitssuche, zur Konfrontation, zum offenen und respektvollen Dialog" verbunden. "Das alles ist auch Auftrag der Kirche."

Bei der Kundgebung waren katholische Bewegungen wie "Communione e Liberazione" und Sant'Egidio mit starken Abordnungen vertreten. Zahlreiche Transparente von Universitäten, auch von der Sapienza, waren auf dem Platz zu sehen. Die Polizei unterzog die Plakate an den Eingängen zum Petersplatz einer Sichtkontrolle. Etliche italienische Parlamentarier nahmen an dem Treffen teil, so Kulturminister Francesco Rutelli (Demokratische Partei), Pier Ferdinando Casini, der Vorsitzende der Christdemokraten (UDC), und der christdemokratische frühere Regierungschef Giulio Andreotti.

Proteste von Professoren und Studierenden
Der Konflikt um die Sapienza-Rede war entstanden, nachdem 64 Professoren der traditionsreichen römischen Hochschule vom Rektorat eine Ausladung des Papstes gefordert hatten. Mehrere Studentengruppen hatten für den Fall seiner Teilnahme Proteste und Störaktionen angekündigt. Die Kritiker sahen durch die geplante Rede Benedikt XVI. zur Eröffnung des akademischen Jahres die Trennung von Staat und Kirche gefährdet. Außerdem unterstellten sie ihm, er habe in einer Rede als Kardinal im Jahr 1990 den Kirchen-Prozess gegen Galileo Galilei verteidigt.

Die Absage Benedikts XVI. am vorigen Dienstag sorgte bei Politikern und Intellektuellen für breites Bedauern und teils empörte Kritik an den Protesten. Der Papst übersandte seine Rede der Universitätsleitung in Schriftform. Auf die Verlesung des Textes, in dem Benedikt XVI. die Freiheit der Universität von politischen und kirchlichen Einflüssen betont, antworteten die Teilnehmer des Festakts am Donnerstag mit stehendem Applaus.