Papst betont Notwendigkeit von Solidarität bei Migration

Kritik an Aggressoren

Mit Blick auf den wachsenden Zustrom von Migranten nach Europa hat Papst Franziskus Verständnis für "Ängste und Unsicherheiten" gezeigt. Dem komplexen Thema müsse man sich aber gemeinschaftlich stellen, betonte Franziskus auf Malta.

Menschen begrüßen Papst Franziskus im Papamobil auf Malta / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Menschen begrüßen Papst Franziskus im Papamobil auf Malta / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Migration müsse man in eine breitere zeitliche und räumliche Perspektive einordnen, sagte er in der ersten Rede seines Besuchs am Samstag auf der Mittelmeerinsel Malta.

Migration sei ein aktuell weltweites Phänomen. Aus dem armen und bevölkerungsreichen Süden strömten "Menschenmassen in den reicheren Norden". "Es bringt die Schuld vergangener Ungerechtigkeiten, vieler Ausbeutungen, des Klimawandels und unglücklicher Konflikte mit sich, für die wir jetzt die Konsequenzen tragen", mahnte Franziskus vor Vertretern aus Politik, Diplomatie und Zivilgesellschaft.

Kritik an "infantiler und zerstörerischer Aggression"

In dieser Notsituation sei es "nicht möglich, dass sich einige Länder das gesamte Problem aufbürden, während die anderen Länder in der Gleichgültigkeit verharren", so der Papst. Dabei bezog er sich sowohl auf die Ukraine und deren westliche Nachbarländer wie auch das Mittelmeer.

Migranten auf dem Mittelmeer / © Santi Palacios (dpa)
Migranten auf dem Mittelmeer / © Santi Palacios ( dpa )

Auch dürften "zivilisierte Länder nicht zu ihrem eigenen Vorteil undurchsichtige Abkommen mit Verbrechern abschließen, die Menschen versklaven". Der Mittelmeerraum brauche europäische Mitverantwortung, damit er zu einem "Schauplatz der Solidarität und nicht zum Vorposten eines tragischen Schiffbruchs der Zivilisation" werde.

Papst nennt Putin nicht beim Namen

Angesichts der Kriegs gegen die Ukraine kritisierte der Papst in seiner Rede auch "infantile und zerstörerische Aggression". Ohne Russlands Präsidenten Wladimir Putin ausdrücklich zu nennen, warnte Franziskus vor einem "Infantilismus", der sich in den "Verlockungen von Autokratie" zeige, in neuen Imperialismen, Aggression und der Unfähigkeit, Brücken zu bauen.

Seine maltesischen Gastgeber mahnte der Papst hingegen zu "Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Pflichtbewusstsein und Transparenz".

Plakat mit der Ankündigung einer Reise von Papst Franziskus nach Malta  / © Marialuisa Plassmann (KNA)
Plakat mit der Ankündigung einer Reise von Papst Franziskus nach Malta / © Marialuisa Plassmann ( KNA )

Diese seien Grundpfeiler einer tatsächlich zivilisierten Gesellschaft. Rechtlosigkeit und Korruption müssten beseitigt werden, mahnte Franziskus mit Bezug auf diverse Korruptionsprozesse in Malta.

International bekannt wurde im Herbst 2017 der Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia; sie hatte zu Korruption in Politik und Wirtschaft des Landes recherchiert. Allein Legalität und Transparenz ermöglichten es, Verbrechertum und Kriminalität auszutrocknen, so Franziskus.

Treffen mit Staatspräsidenten zu Besuchsbeginn

Mit Blick auf den benachbarten Nahen Osten, der sich in der maltesischen Sprache mit ihren arabischen Wurzeln des Landes widerspiegelt, lobte er "die maltesische Fähigkeit", "in einer Art Geselligkeit der Unterschiede wohltuende Weisen des Zusammenlebens zu schaffen". Das brauche auch der Nahe Osten: Libanon, Syrien, Jemen und andere von Problemen und Gewalt heimgesuchte Gebiete.

Der maltesische Staatspräsident George Vella (m.r.) und seine Ehefrau Miriam (m.l.) begrüßen Papst Franziskus bei seiner Ankunft in Malta / © Paul Haring (KNA)
Der maltesische Staatspräsident George Vella (m.r.) und seine Ehefrau Miriam (m.l.) begrüßen Papst Franziskus bei seiner Ankunft in Malta / © Paul Haring ( KNA )

Vor seiner Ansprache war der Papst mit Maltas Staatspräsidenten George Vella und Premierminister Robert Abela zusammengetroffen.

Franziskus war am Vormittag aus Rom kommend zu einem zweitägigen Besuch auf Malta gelandet. Wegen starker Kniebeschwerden musste er für den Ein- und Ausstieg am Flugzeug einen Lift benutzen. Am Nachmittag besucht Franziskus einen Wallfahrtsort auf der Vorinsel Gozo.

Katholische Kirche auf Malta

Malta ist mit rund 490.000 Einwohnern und einer Fläche von knapp 316 Quadratkilometern das kleinste Land der EU, der es seit 2004 angehört. Der südeuropäische Inselstaat besteht aus drei bewohnten und vier unbewohnten Inseln. Mit etwa 85 Prozent verzeichnet Malta einen der höchsten Katholikenanteile in der Europäischen Union. Daneben gibt es wenige Protestanten, Orthodoxe, Juden und Muslime.

 Kirche in Nadur auf Malta / © Marialuisa Plassmann (KNA)
Kirche in Nadur auf Malta / © Marialuisa Plassmann ( KNA )
Quelle:
KNA