Papst beendet Australien-Reise - Treffen mit Missbrauchsopfern

"Selbst die Zyniker bezaubert"

Papst Benedikt XVI. hat seine neuntägige Australienreise beendet und ist nach Rom zurückgekehrt. Am Montagabend gegen 23 Uhr landete er an Bord einer Boeing 747 der australischen Luftfahrtgesellschaft Quantas auf dem römischen Flughafen Ciampino. Das Kirchenoberhaupt begab sich nach dem über 20-stündigen Flug an seinen Sommersitz Castelgandolfo. Kurz vor seiner Abreise hatte er sich mit einer Gruppe von Missbrauchsopfern getroffen.

 (DR)

Bei Opferverbänden in Australien stieß das Treffen auf teils deutliche Kritik. Sie warfen der Kirche vor, dem Papst nur "handverlesene" Opfer präsentiert zu haben und nicht solche, die dem Umgang der Kirche mit sexuellem Missbrauch kritisch gegenüberstehen. Der Vater zweier Opfer, der in vergangenen Tagen besonders vehement eine persönliche Begegnung mit dem Papst gefordert hatte, sprach gar von einem "Schlag ins Gesicht".

Zwei Männer und zwei Frauen hatten an der Frühmesse des Papstes im Cathedral House in Sydney teilgenommen, so ein Vatikansprecher. Im Anschluss habe Benedikt XVI. mit jedem einzelnen gesprochen und ihnen seine Verbundenheit bekundet. Die Begegnung habe «in einem Klima des Respekts, der Spiritualität und großer Bewegung» stattgefunden, so der Sprecher.

Vor seiner Abreise aus Sydney dankte Benedikt XVI. auf dem Vorplatz der Kathedrale 8.000 ehrenamtlichen Helfern des Weltjugendtages.  Ohne sie wäre das Großereignis nicht durchführbar gewesen, betonte das Kirchenoberhaupt. Das Treffen von offiziell 223.000 Pilgern aus 170 Ländern war am Sonntag mit dem größten Gottesdienst in der Geschichte Australiens zu Ende gegangen.

"In diesen Tagen sind Sie praktisch einer von uns geworden"
Bei der offiziellen Verabschiedung auf dem Flughafen von Sydney richtete Benedikt XVI. Dankesworte an die Spitzen von Staat und Kirche in Australien. Sie hätten möglich gemacht, dass Jugendliche aus vielen Ländern und Kulturen Freundschaft geschlossen und ihre Liebe zu Gott und der Kirche vertieft hätten. Auch für ihn sei diese Woche ein herrliche und einzigartige Erfahrung gewesen, so der Papst. Ministerpräsident Kevin Rudd sagte: "In diesen Tagen sind Sie praktisch einer von uns geworden."

Es war die neunte und bislang längste Auslandsreise von Benedikt XVI. Wie schon in den USA im April waren in den australischen Medien Missbrauchs-Skandale in der Kirche ein bestimmendes Thema. Bei einem Gottesdienst mit den Bischöfen des Landes hatte der Papst am Samstag Sexualvergehen an Minderjährigen scharf verurteilt. Den Opfern und Angehörigen sprach er sein persönliches Bedauern für ihre Leiden aus.

500 Millionen Zuschauer weltweit
Nach Angaben der Veranstalter kamen zum Weltjugendtag 113.000 WJT-Pilger aus Australien sowie 110.000 aus dem Ausland. Aus Deutschland waren rund 6.000 Jugendliche angereist. Zu den Teilnehmern zählten demnach auch 4.000 Priester und Diakone, 420 Bischöfe und 26 Kardinäle. Weltweit verfolgten den Organisatoren zufolge rund 500 Millionen Menschen via Bildschirm die großen Events wie die Schiffsfahrt des Papstes in die Hafenbucht von Sydney, die Inszenierung des Kreuzwegs und den Abschlussgottesdienst am Sonntag mit rund 400.000 Teilnehmern.

Die australische Presse zog am Montag eine erste Bilanz des Weltjugendtages. Die Tageszeitung "The Australian" schrieb: "Die Woche wird als eine der überschwänglichsten in Sydneys Geschichte eingehen." Das Fest des Glaubens und der Jugend habe "der Stadt Leben eingehaucht und selbst die zynischsten und säkularsten Bürger bezaubert". Einen "Tsunami der Freude und des Glaubens" machte der "Sydney Morning Herald" aus. Das Blatt mahnt aber auch: "Es wird einen Druck [auf die Kirche] geben, die Ausgaben für die Festivität durch eine spürbare Erneuerung der Kirche zu rechtfertigen."