Päpstliche Schweizergarde erwägt Aufnahme von Frauen

Funkenmariechen im Vatikan?

Was im Kölner Karneval und bei der Bundeswehr längst Usus ist, könnte nun auch im Vatikan Einzug erhalten: Der neue Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde schließt eine Öffnung der Traditionstruppe für Frauen nicht aus. Eine Rekrutierung weiblicher Soldaten könnte möglich sein, sagte der seit Dezember amtierende Garde-Chef Daniel Anrig am Dienstag im italienischen Fernsehen. Er selbst könne sich Gardistinnen "für die eine oder andere Aufgabe vorstellen". Ein solcher Schritt liege allerdings noch in weiter Zukunft. Die 32 Rekruten, die heute vereidigt werden, sind auf jeden Fall noch Männer.

 (DR)

Ob die Soldatinnen auch im Nahschutz des Papstes eingesetzt werden könnten, führte Anrig nicht aus. Garde-Sprecher Tiziano Guarneri präzisierte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), vor einer Aufnahme von Frauen in die Papst-Truppe gebe es unter anderem logistische Hürden zu meistern. Die jetzige Kaserne sei für eine gemeinsame Unterbringung von Frauen und Männern nicht geeignet. Man müsse die Möglichkeit weiblicher Gardisten gut prüfen; das werde «viel Zeit brauchen», sagte Guarneri. Derzeit sei auch unklar, ob Anrigs Idee einer Öffnung der Garde auch auf Seiten der Vatikan-Leitung bestehe.

Anrigs Vorgänger Elmar Mäder hatte zu der gleichen Frage stets betont, unter seinem Kommando werde es kein gemischtgeschlechtliches Corps geben. «Männchen und Weibchen auf relativ kleinem Raum, das führt irgendwann zu disziplinarischen Problemen», sagte Mäder in einem Interview zum 500-Jahr-Jubiläum der Garde 2006.

Die Schweizergarde ist die Schutztruppe der Päpste. Ihre Sollstärke liegt bei 110 Mann. Mitglied können bislang nur katholische, ledige Männer werden, die in ihrer Schweizer Heimat Militärdienst geleistet haben. Sie müssen mindestens 1,74 Meter groß sein und dürfen beim Eintritt nicht älter als 30 Jahre sein. Offiziere und länger gediente Gardisten dürfen heiraten.

An diesem Mittwoch vereidigt die Garde 32 neue Rekruten. Nach einer Messe im Petersdom mit Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone legen die neuen Gardemitglieder im Damasus-Hof des Apostolischen Palastes ihren Diensteid auf den Papst ab. Die traditionell am 6. Mai begangene Vereidigung erinnert an den Kampf der Garde gegen die plündernden Söldner von Kaiser Karl V. beim «Sacco di Roma» 1527. Damals starben 147 Gardisten bei der Verteidigung von Papst Clemens VII.