Out-in-Church-Mitglied spricht über Doku-Preisverleihung

"Mit uns und nicht über uns sprechen"

Die Doku "Wie Gott uns schuf" erhält an diesem Donnerstag den Katholischen Medienpreis. OutinChurch-Mitglied Rainer Teuber fordert von den Bischöfen Verbindlichkeit statt Lippenbekenntnisse bei den Rechten von Nicht-Heterosexuellen.

Homosexuelles Paar mit Regenbogenfahne / © kalashok (shutterstock)
Homosexuelles Paar mit Regenbogenfahne / © kalashok ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: In der Dokumentation "Wie Gott uns schuf" erzählen nicht-heterosexuelle Gläubige, die im Dienst der Kirche arbeiten, von ihrem Kampf mit der Institution. Die Dokumentation wird von der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Katholischen Medienpreis geehrt. Wie beurteilen Sie, dass die Autorinnen und Autoren von 'Wie Gott uns schuf' den Katholischen Medienpreis verliehen bekommen?

Rainer Teuber (Leiter der Museumspädagogik und des Besucherservice am Domschatz Essen, Mitorganisator von 'Out in Church': Dem kompletten Autor_innenteam gilt erstmal ein ganz herzlicher Glückwunsch zu dieser wirklich verdienten Auszeichnung. Wir von 'Out in Church' freuen uns riesig für für das gesamte Team von Hajo Seppelt, Katharina Kühn, Marc Rosenthal und Peter Wozny, sehen aber gleichzeitig eine gewisse Unwucht in der Entscheidung, weil diese Doku ohne die Menschen von 'Out in Church', die mutig ihr Gesicht gezeigt haben, gar nicht denkbar gewesen wäre. Da sind zwei komplett unabhängig laufende Projekte, eine journalistische Arbeit der ARD und eine Initiative 'Out in Church'. Aber letztendlich sind ja beide Dinge sehr eng miteinander verknüpft.

Rainer Teuber am 30. Oktober 2021 in Essen. / © Harald Oppitz (KNA)
Rainer Teuber am 30. Oktober 2021 in Essen. / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie würden auch gerne ausgezeichnet werden?

Teuber: Nein, wir würden nicht gerne ausgezeichnet werden. Wir würden gerne gehört werden und erreichen, dass die Bischöfe, die Bischofskonferenz, Verantwortliche dieser Kirche, mit uns sprechen und nicht über uns. Niemand von 'Out in Church' ist offiziell zur Preisverleihung eingeladen. Wir hätten uns schon eine gewisse Wahrnehmung und Respekt und Anerkennung unserer unseres Beitrages zu der Doku gewünscht. Denn es heißt in der Jury-Begründung auch, es sei ein zutiefst berührender und erschütternder Film, der beschämt und aufrüttelt. Aber nicht wir müssen uns ja schämen, sondern die verantwortlichen Entscheidungsträger des Systems Kirche.

DOMRADIO.DE: Es geht vor allem um eine Änderung des katholischen Arbeitsrechts und der Grundordnung des kirchlichen Dienstes. Ist seit der Ausstrahlung der Dokumentation was passiert in den 27 Bistümern? Was beobachten Sie?

Teuber: Ich beobachte, dass unsere Initiative 'Out in Church' wirkt. Mittlerweile haben eine ganze Reihe von Bistümern per Brief zugesichert, dass die kirchliche Grundordnung zunächst nicht mehr angewandt werden soll. Das ist nicht nichts. Das ist sicherlich auch ein richtiger Schritt in die richtige Richtung.

Aber letztendlich bedeuten solche Briefe erst mal keine Rechtssicherheit. Soweit ich weiß, ist die Diözese Würzburg die einzige, die diese Aussetzung auch im kirchlichen Amtsblatt veröffentlicht hat, wodurch dann Rechtssicherheit entsteht. Und wir als Initiative 'Out in Church' gucken jetzt mit großer Spannung auf den neuen Entwurf für die kirchliche Grundordnung, wo einiges Gutes drinsteht, dass beispielsweise gleichgeschlechtliche Partnerschaften oder auch gleichgeschlechtliche Ehen nicht mehr als Loyalitätsverstoß gewertet werden. Aber da stehen auch Begriffe drin, die neue Rechtsunsicherheiten schaffen. Und vor allen Dingen sind non binäre oder transidente Menschen komplett außen vor. Auch für die entsteht keine Rechtssicherheit. Da bleibt es letztendlich ein System der Angst.

DOMRADIO.DE: Sie stehen heute Abend nicht auf der Bühne, aber wenn Sie die Möglichkeit hätten, was würden Sie konkret von den Bischöfen fordern wollen?

Teuber: Zunächst mal würde ich den Preisträgern gratulieren, dann würde ich von den Bischöfen fordern, dass sie die Dinge, die die Doku offengelegt hat, abstellen und dass sie zumindest die Dinge regeln, die in den Kompetenzbereich der Deutschen Bischofskonferenz fallen. Manche unserer Forderungen betreffen natürlich Entscheidungen, die an anderer Stelle, die in Rom getroffen werden müssen. Die Änderung des Katechismus zur Sexualmoral, zu Aussagen zur Homosexualität der katholischen Kirche. Aber auch da können wichtige Zeichen gesetzt werden, beispielsweise beim anstehenden Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom. Ich würde den Bischöfen ins Hausaufgaben-Buch schreiben, dass sie sich da klar und deutlich positionieren und sich jetzt nicht hinter der Auszeichnung einer Doku mit dem katholischen Medienpreis verstecken und sagen 'So, jetzt haben wir erst mal ein bisschen was getan und schauen jetzt erst mal weiter'.

DOMRADIO.DE: Sie werden heute Abend bei der Verleihung des Katholischen Medien Preises aber immerhin dabei sein. Mit welchem Gefühl fahren Sie nach Bonn?

Initiative "#OutInChurch" mit Bischöfen (Archivbild) / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
Initiative "#OutInChurch" mit Bischöfen (Archivbild) / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )

Teuber: Ich fahre da erst mal mit einem guten Gefühl hin. Ich freue mich, das Autor_innenteam wiederzusehen, freue mich auch darauf, endlich mal Menschen von 'Out in Church' persönlich zu treffen. Eine ganze Reihe von uns sind sich noch nie persönlich begegnet und ich bin sehr gespannt auf die Laudatio von Anne Will. Und ich bin auch sehr gespannt auf die Dankesrede von Katharina Kühn, von Marc Rosenthal und Hajo Seppelt und Peter Wozny, die auch da sein werden.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Katholischer Medienpreis

Die Deutsche Bischofskonferenz, gemeinsam mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) und dem Katholischen Medienverband, vergibt seit 2003 jährlich den "Katholischen Medienpreis", der in der Nachfolge des seit 1974 verliehenen "Katholischen Journalistenpreises" steht. Der Preis soll Journalistinnen und Journalisten zu qualitäts- und werteorientiertem Journalismus motivieren.

Symbolbild Kirche und Medien / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Kirche und Medien / © Harald Oppitz ( KNA )

 

Quelle:
DR