Osteuropa-Expertin kritisiert Woelki-Instrumentalisierung

Vereinnahmung durch Moskau

Die Osteuropa-Expertin Regina Elsner kritisiert eine Instrumentalisierung katholischer Aktivitäten durch das russisch-orthodoxe Patriarchat. Der Kölner Erzbischof Woelki hatte zuvor eine russisch-orthodoxe Gemeinde in Bonn besucht.

Kardinal Woelki besucht die russisch-orthodoxe Gemeinde in Bonn-Bad Godesberg / © russ.-orth. Mariä-Schutz-Gemeinde Bonn-Bad Godesberg (privat)
Kardinal Woelki besucht die russisch-orthodoxe Gemeinde in Bonn-Bad Godesberg / © russ.-orth. Mariä-Schutz-Gemeinde Bonn-Bad Godesberg ( privat )

Moskauer Patriarch nennt Gegner Russlands "Kräfte des Bösen"

Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., hat die Gegner Russlands als "Kräfte des Bösen" bezeichnet. "Wir dürfen uns nicht von dunklen und feindlichen äußeren Kräften verhöhnen lassen", betonte er laut dem auf der Internetseite der Kirche veröffentlichten Manuskript in seiner Predigt am Sonntag.

Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )

Dessen Außenamt zeige auf seiner Internetseite Bilder von einem Besuch des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki in der russisch-orthodoxen Mariä-Schutz-Gemeinde in Bonn Bad-Godesberg am vergangenen Wochenende, sagte Elsner am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.

Eindruck der Kreml-Unterstützung erweckt

Der Text zu den Bildern erwecke den Eindruck, dass sich der Erzbischof mit der russisch-orthodoxen Kirche und der von ihr unterstützten Kreml-Linie solidarisiere. Von kritischen Worten des Gemeindepfarrers oder von Woelki zum Krieg Russlands gegen die Ukraine sei nichts zu lesen.

Woelki hatte laut dem Bonner "General Anzeiger" am Sonntag die russisch-orthodoxe Gemeinde überraschend besucht. Pfarrer Eugen Theodor habe den Kardinal zum Gottesdienst eingeladen und ihm für dieses außerordentliche Zeichen der Verbundenheit in schwierigen Zeiten gedankt. Theodor habe darauf hingewiesen, dass in der Gemeinde Russen, Weißrussen und vor allem Ukrainer gemeinsam zu Gott beteten und Frieden erflehten. Der Kardinal habe Verständnis für die Nöte und Sorgen der Menschen in den Kriegsgebieten gezeigt.

Distanzierung von russischen Kriegshandlungen

Auf der Internetseite der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bonn distanziert sich Theodor von den russischen Kriegshandlungen. "Wir wollen als russisch-orthodoxe christliche Gemeinde nicht als 'Vertreter der Kreml-Politik' angesehen, gedacht oder eingeordnet werden", so Theodor. "Das, was jetzt geschieht - der Bruderhass, das Blutvergießen - empfinden wir eindeutig als ein Werk des Bösen."

Die Bonner Gemeinde und der Besuch Woelkis werden laut Elsner auf der Internet-Seite des Patriarchats genauso vereinnahmt wie das Gespräch des päpstlichen Nuntius in Moskau. Es werde der Eindruck erweckt, dass man wechselseitig freundliche Grußbotschaften austausche. Elsner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien in Berlin.

Quelle:
KNA
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