Orthodoxer Metropolit Augoustinos wird 80 Jahre

Integrationsfigur nach innen und außen

Bei zentralen kirchlichen und staatlichen Terminen ist er immer präsent. Seit 1980 ist er das Gesicht der orthodoxen Christen in Deutschland. Er ist damit länger im Amt als alle katholischen und evangelischen Bischöfe.

Autor/in:
Norbert Zonker
Metropolit Augoustinos  / © Cornelis Gollhardt (KNA)
Metropolit Augoustinos / © Cornelis Gollhardt ( KNA )

Jetzt wird er 80 Jahre alt. Auf die Frage nach dem dienstältesten amtierenden Bischof in Deutschland dürften die wenigsten seinen Namen parat haben. Das liegt aber weniger an seiner mangelnden Bekanntheit, sondern daran, dass die Orthodoxie noch immer zu wenig im Blick ist, wenn es um das kirchliche Leben in Deutschland geht. Denn mit geschätzt zwei Millionen Gläubigen ist sie die drittgrößte christliche Konfession.

Und der Metropolit des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, Augoustinos, ist seit 1980 ihr Repräsentant, der bei keinem wichtigen ökumenischen Termin fehlt. An diesem Mittwoch wird er 80 Jahre alt.

Vorlesungen bei Joseph Ratzinger

Den größten Teil seines Lebens hat der gebürtige Kreter mit dem bürgerlichen Namen Georgios Labardakis in Deutschland verbracht. Er konnte noch an der Theologischen Hochschule auf der Insel Chalki bei Istanbul studieren, die später vom türkischen Staat geschlossen wurde. Zum Weiterstudium ging er anschließend nach Salzburg, Münster - wo er auch Vorlesungen bei Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., hörte - und an die Freie Universität Berlin (FU).

Nach der Priesterweihe 1964 war er in Berlin Pfarrer der Gemeinde des heiligen Nikolaus im Westteil der Stadt, betreute aber auch die orthodoxen Griechen in Ostberlin. Am FU-Seminar für Katholische Theologie hielt er daneben Vorlesungen über orthodoxe Theologie.

Bereits 1972 wurde Augoustinos zum Vikarbischof der Metropolie von Deutschland gewählt, seine Bischofsweihe in Frankfurt am Main war die erste eines griechisch-orthodoxen Bischofs in Deutschland. Sein Wirkungsfeld blieb aber zunächst noch Berlin, wo er unter anderem von 1973 bis 1979 Vorsitzender des damaligen Ökumenischen Rats Berlin war.

Auf Bundesebene wurde er erstmals 1978 stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. 1980 erfolgte dann die Wahl zum Metropoliten von Deutschland mit Sitz in Bonn. Damit ist er Oberhaupt der mittlerweile rund 450.000 Christen des einen griechisch-orthodoxen Bistums in Deutschland, das zugleich das größte der zehn orthodoxen Bistümer bildet.

Beharrliche Aufbauarbeit

Die Entwicklung von der "Gastarbeiterkirche", welche die Metropolie bei ihrer Gründung 1963 noch war, zu einer in Deutschland heimischen Kirche mit 56 Gemeinden und über 150 Gottesdienststätten ist in einem hohen Maß Augoustinos und seiner beharrlichen Aufbauarbeit zu verdanken.

Zugleich war ihm die Gemeinschaft der orthodoxen Diözesen verschiedener nationaler Herkunft immer ein zentrales Anliegen. Auf die 1994 gegründete Kommission der Orthodoxen Kirchen in Deutschland folgte 2010 die Gründung der Orthodoxen Bischofskonferenz, deren Vorsitz er als der dem Rang und dem Weihealter nach erste der orthodoxen Bischöfe übernahm.

Ökumenische Integrationsfigur

Nicht nur innerorthodox, sondern auch ökumenisch gilt Augoustinos als Integrationsfigur, die das Verbindende sucht und gemeinsame Aussagen der Kirchen anstrebt. Hervorragend sind auch die Kontakte zur Politik - Besuche bei den Bundespräsidenten und Bundeskanzlern oder Ministerpräsidenten sind längst Routine geworden.

Ein Höhepunkt seiner Amtszeit war die Teilnahme am lange vorbereiteten orthodoxen Konzil von Kreta im Juni 2016 als Mitglied der Delegation des Ökumenischen Patriarchats. Getrübt wurde dies allerdings durch den Konzilsboykott von vier der 14 orthodoxen Kirchen.

Keine Altersgrenze

Anders als für katholische und evangelische Bischöfe gilt für die orthodoxen Kirchenoberhäupter keine Altersgrenze. Solange es seine Gesundheit erlaubt, wird Augoustinos deshalb sein leitendes Amt weiter ausüben - und er wird auch noch gebraucht. Denn ein Nachfolger mit seiner Erfahrung und Autorität ist weit und breit nicht in Sicht.

Anders als sein Vorgänger, Metropolit Irineos, wird er jedenfalls nicht wieder nach Kreta zurückkehren. Denn, wie er zum 50-Jahr-Jubiläum der Metropolie vor fünf Jahren formulierte: "Heute können wir sagen, dass wir uns eingerichtet haben, unter angemessenen Bedingungen leben und den nachfolgenden Generationen die Möglichkeit bieten, unser Werk fortzuführen."

 

Quelle:
KNA