Ökumenische Glaubenswoche beginnt im Münsterland

"Zusammenarbeit der Christen fängt gerade erst an"

Ökumene wird in Haltern am See an diesem Wochenende großgeschrieben. Nach zwei Jahren Corona-Pause hat sich die bislang katholische Glaubenswoche ökumenisch geöffnet und wartet mit viel Programm und sogar einem Bischof als Gast auf.

Menschen rund um ein Kreuz im Gebet / © Rawpixel.com (shutterstock)
Menschen rund um ein Kreuz im Gebet / © Rawpixel.com ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Die Glaubenswoche war bisher rein katholisch. Das Motto lautet in diesem Jahr passenderweise "Gemeinsames Feiern". Warum jetzt ökumenisch?

Michael Ostholthoff (Pfarrer der katholischen Pfarrei St. Sixtus, Haltern am See): Es war uns ein großes Anliegen, die anderen Konfessionen in unserer Stadt einzuladen. Wir durften zweimal in der katholischen Pfarrgemeinde die Erfahrung machen, welches Potenzial so eine Glaubenswoche entfaltet. In den Jahren 2018 und 2019 haben wir uns ein großes Festzelt auf den Marktplatz gestellt und haben ein eine Woche lange ein buntes Programm gestaltet, sowohl in der Kirche, im Festzelt als auch drum herum für bis zu insgesamt, wenn man die ganze Woche dann jeweils aufsummiert hat, 10.000 Teilnehmern.

Wir konnten nur staunen, was da alles in einer Woche zusammenlief. Und dann haben wir gedacht, der Kreis ist aber im Grunde genommen immer noch zu klein gezogen. Und so haben wir die evangelische Gemeinde in Haltern eingeladen, die neuapostolische Gemeinde und die Freikirche Wendepunkt, die auch hier in Haltern beheimatet ist, und haben nachgefragt, ob man nicht bereit ist, gemeinsam ein solches Projekt anzugehen.

Pfarrer Michael Ostholthoff

"Mit der ökumenischen Idee offene Türen eingelaufen..."

Da sind wir offene Türen eingelaufen, sodass wir jetzt eben auf eine ökumenische Glaubenswoche zugehen, auf deren Programm wir uns sehr freuen.

DOMRADIO.DE: 10.000 Besucherinnen und Besucher ist eine tolle Zahl, da muss man den Leuten ja auch einiges bieten. Was steht denn so auf dem Programm?

Ostholthoff: Wir beginnen mit einem großen ökumenischen Gottesdienst in der Kirche mit einer Agapefeier. Es wird nicht klassisch Eucharistie gefeiert, sondern ein Agapemahl nach einem Tauferinnerungsgottesdienst gehalten. Es wird ein freies Singen geben. Unser Kantor in der Pfarrei hat da Großes vor mit vielen 100 Sängern. Da ist jeder eingeladen, da braucht man keine Vorkenntnisse, da kann man einfach darauf vertrauen, dass Musik Menschen zusammenführt.

Wir werden ein großes politisches Nachtgebet haben, ein Friedensgebet am Mittwochabend, wo wir die Situation in der Ukraine in den Blick nehmen wollen. Und nach dem Gottesdienst in der Kirche soll es eine große Lichterkette geben.

Wer sich in Haltern ein bisschen auskennt, weiß, dass die Fußgängerzone quasi von der katholischen Marktkirche eingerahmt ist. Und ganz auf der anderen Seite der Fußgängerzone ist die evangelische Erlöserkirche in unserer Stadt. Und ideal wäre es natürlich, wenn wir eine Kette hinbrächten, die beide Kirchen miteinander verbindet. Das ist wohl ein bisschen ambitioniert, weil die Wegstrecke nicht ganz kurz ist. Aber wir hoffen natürlich auf ganz, ganz viele Gäste.

silent disco / © MichielTon (shutterstock)

Am Freitagabend wird es einen Abend für die Jugend geben. Da gibt es eine sogenannte "silent disco". Da haben wir nämlich die Herausforderung zu bewältigen, dass es spät in der Nacht, mitten in der Stadt, nicht so laut werden darf. Für Jugendliche beginnt eine Party ja erst um 22 oder 23 Uhr. Diese Variante "silent disco" heißt: Jeder Gast bekommt einen Kopfhörer. Da gibt es drei Kanäle, die anzuwählen sind. Drei DJs bespielen diese Kanäle und machen da quasi einen Wettkampf unter sich aus, sodass die Jugendlichen da wirklich ein volles musikalisches Programm geliefert bekommen und trotzdem die Anwohner noch schlafen können.

DOMRADIO.DE: Der eine DJ spielt dann Kuschelrock und der andere Techno? Das muss ein tolles Bild sein...

Pfarrer Michael Ostholthoff

"In der Unterschiedlichkeit das Besondere empfinden."

Ostholthoff: Das ist auf jeden Fall ein tolles Bild. Das ist ohnehin der rote Faden: in der Unterschiedlichkeit gerade das Besondere zu empfinden. Nicht, dass wir uns dadurch auseinanderdividieren lassen in unserer Unterschiedlichkeit, sondern dass uns das eher den Reichtum vor Augen stellt.

Das ist auch die ökumenische Leitidee in dieser Woche. Nicht, dass wir bei den Unterschieden stehenbleiben und mit Distanz auf den anderen schauen, sondern eher bestaunen, welche unterschiedlichen Spielarten es im Christentum gibt, in den unterschiedlichen Konfessionen und dass wir uns mit unseren jeweiligen Akzentsetzungen nur bereichern können. Das wäre der Impuls, der auch aus dieser Woche ausgehen soll. Wir stehen nicht am Ende der ökumenischen Bewegung, wir wollen uns gegenseitig Mut machen – es fängt gerade erst an.

DOMRADIO.DE: Sie haben es geschafft, den ZDF-Korrespondenten Stefan Leifert nach Haltern am See zu holen. Er moderiert ein Gespräch zwischen Bischof Overbeck und dem evangelischen Pfarrer Jörg Winkelströter. Worum geht es da?

Ostholthoff: Franz Josef Overbeck ist ehemaliger Kaplan unserer Pfarrgemeinde. Dementsprechend ist es ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten, der einfach von seinem neuen Arbeitsgebiet erzählen soll, mit den Herausforderungen, die er als Bischof zu bestehen hat, in seinen diversen Aufgaben, die er über Essen hinaus auch noch in der Bischofskonferenz übernommen hat.

Pfarrer Michael Ostholthoff

"Ökumenischer Gedanke fängt gerade erst an."

Pfarrer Winkelströter ist ein noch ziemlich Unbekannter in unserer Stadt, weil gerade erst eingeführt in der evangelischen Gemeinde. Er soll also in einem ersten Abschnitt des Abends zunächst einmal vorgestellt werden. Im Dialog mit den beiden wird es dann um Ökumene gehen.

Sowohl der Bischof als auch der evangelische Pastor haben reichhaltige Vorerfahrungen auf diesem Gebiet und sollen dann eben befragt werden, welche Potenziale sie sehen und wofür ihr Herz in der Ökumene schlägt, um dann in einem dritten Teil des Abends alle Gäste mit einzubeziehen.

Wir werden dazu einladen, Fragen aufzuschreiben, die dann der Moderator ins Wort bringt. So dass wir uns auf einen ganz kurzweiligen Abend freuen. Aber da nur eloquente Menschen auf der Bühne sind, mache ich mir da keine Sorgen, dass das nicht sehr unterhaltsam werden wird.

Das Interview führte Oliver Kelch.

Ökumene

Der Begriff "Ökumene" stammt aus dem Griechischen und heißt wörtlich übersetzt "die ganze bewohnte Erde". Gemeint sind die Bemühungen um die Einheit aller getrennten Christen. Die Ökumenische Bewegung ging zunächst von evangelischer Seite aus; als Beginn gilt die Weltmissionskonferenz von Edinburgh im Jahr 1910. Sie führte 1948 zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) mit Sitz in Genf. Ihm gehören heute 349 reformatorische, anglikanische und orthodoxe Kirchen mit 560 Millionen Christen in 110 Ländern an.

Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz (KNA)
Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz ( KNA )
Quelle:
DR
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