Ökumene-Kardinal Kasper lobt Türkeireise des Papstes

"Ein voller Erfolg"

Der Besuch von Papst Benedikt XVI. in die Türkei war nach Ansicht der deutschen Kurienkardinals Walter Kasper ein voller Erfolg. Er sei wesentlich besser verlaufen als erwartet, betonte der vatikanische Ökumene-Minister am Samstag vor Journalisten in Rom. Bei der Begegnung mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios, dem Hauptzweck des Besuchs, sei die Fortsetzung des ökumenischen Dialogs samt dem heiklen Thema des Petrusamts vereinbart worden. Zudem habe man eine Zusammenarbeit für christliche Werte in Europa und für Frieden, Gerechtigkeit und Umweltschutz vereinbart.

 (DR)

Allianz der Kulturen
Nach Kaspers Einschätzung hat sich mit dem Türkeibesuch auch der Kontakt zum Islam verbessert. Der Papst sei vielen moderaten Muslimen sympathischer geworden, wie das Pressecho zeige. Die Muslime hatte vor allem den Besuch des Kirchenoberhauptes in der Blauen Moschee gewürdigt, wo der Papst in einem Moment der Sammlung vor der Gebetsnische Richtung Mekka verweilte. "Ob er gebetet hat, weiß ich nicht", sagte Kasper auf entsprechende Nachfrage.

Kasper stellte allerdings die Deutung des türkischen Ministerpräsidenten, Recep Tayyip Erdogan, infrage, wonach sich der Papst bei dem Vieraugengespräch zu Beginn der Reise für den Beitritt der Türkei zur EU ausgesprochen habe. "Der Papst hat das so nicht direkt gesagt", meinte Kasper. Er habe deutlich gemacht, dass der Heilige Stuhl keine politische Macht sei und auch nicht der EU angehöre. Daher könne er sich nicht direkt für oder gegen einen EU-Beitritt äußern. Allerdings sei er sehr wohl für den Weg einer Annäherung zwischen Europa und der Türkei auf der Ebene Werte. "Denn wir wollen keinen Zusammenstoß der Kulturen, sondern eine Allianz", so Kasper.

Der Papstbesuch habe zudem die Präsenz der christlichen Minderheit in der Türkei deutlich und sichtbar gemacht, sagte Kasper der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Mit Nachdruck habe sich Benedikt XVI. dabei für Religionsfreiheit und Minderheitenschutz eingesetzt und betont, dass die Christen ihren Beitrag als Bürger des Landes leisteten. Eine Verbesserung ihrer schwierigen Situation, insbesondere des Rechtsstatus, müsse durch eine geduldige Fortsetzung der Arbeiten in den bereits bestehenden Kommissionen erzielt werden, so der Kardinal.

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