Nur jedes zweite Ehepaar in Polen heiratet katholisch

Immer mehr Paaren reicht das Standesamt

Auf das Ja-Wort in der Kirche verzichten im einst tief katholischen Polen heute viele Brautpaare. Fast der Hälfte reichen Eheschließungen in einem Standesamt. Trotzdem zählt die Kirche dort nun etwas mehr Gottesdienstbesucher.

Goldene Hochzeitsringe auf einem Tablet in einer Kirche / © Arsstudiopro (shutterstock)
Goldene Hochzeitsringe auf einem Tablet in einer Kirche / © Arsstudiopro ( shutterstock )

In Polen entscheiden sich immer weniger Ehepaare für eine kirchliche Trauung. 

2024 heirateten nur noch 50,4 Prozent aller Hochzeitspaare vor einem katholischen Traualtar, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten neuen Jahresbericht des nationalen Statistikinstituts der katholischen Kirche hervorgeht. 49,6 Prozent der Eheschließungen fanden demnach ausschließlich in einem Standesamt oder in einer anderen Glaubensgemeinschaft statt.

Braut und Bräutigam bei einer kirchlichen Trauung (Archiv) / © Harald Oppitz (KNA)
Braut und Bräutigam bei einer kirchlichen Trauung (Archiv) / © Harald Oppitz ( KNA )

2015 habe der Anteil der katholischen Trauungen an allen Eheschließungen noch bei 71,1 Prozent gelegen, 2023 bei 52,9 Prozent. "Der Rückgang der sakramentalen Eheschließungen ist eine Folge kultureller Veränderungen", sagte der Direktor des kirchlichen Statistikinstituts, Marcin Jewdokimow, bei der Vorstellung des Jahrbuchs.

Viel weniger Firmungen

Auch die Zahl der Firmungen nahm deutlich ab. 2024 gab es laut Jahrbuch 27,6 Prozent weniger als 2023. Die Rückgänge bei Taufen und Erstkommunion entsprechen Jewdokimow zufolge weitgehend der demografischen Entwicklung.

Leicht gestiegen ist hingegen die Zahl der Gottesdienstbesucher. Im vergangenen Jahr gingen 29,6 Prozent der Katholikinnen und Katholiken sonntags zur Messe. 2023 waren es 29,0 Prozent gewesen. Ein erneutes Minus gab es beim Religionsunterricht in Schulen und Kindergärten. Im Schuljahr 2024/25 nahmen daran landesweit 75,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen teil. Im Schuljahr zuvor waren es noch drei Prozentpunkte mehr, 2018/19 lag die Quote bei 88 Prozent. In den Klassen neun bis zwölf besuchten zuletzt nur noch 48,3 Prozent den Religionsunterricht.

Nur noch halb so viele Priesteranwärter

In der Seelsorge in den 10.352 polnischen Pfarreien arbeiteten vergangenes Jahr 18.170 Priester. 2018 waren es noch deutlich mehr, nämlich 20.577. Im selben Zeitraum halbierte sich die Zahl der Seminaristen, die sich auf die Priesterweihe vorbereiten: Von 1.985 im Jahr 2018 auf 984 im vergangenen Jahr. 

Diese Veränderungen in Polen sollten vor dem Hintergrund umfassenderer globaler Prozesse betrachtet werden, so der Direktor des kirchlichen Statistikinstituts. "Dann erkennen wir eine ähnliche Dynamik." Zur Häufigkeit von Kirchenaustritten gibt es im Jahrbuch - wie immer - keine Informationen.

Katholische Kirche in Polen

Die römisch-katholische Kirche hat in Polen traditionell viel Einfluss. Das hat auch historische Gründe:

Spätestens seit Ende des 18. Jahrhunderts, als die drei Nachbarmächte den polnischen Staat für 123 Jahre ganz auflösten, gilt die Kirche als Bewahrerin der nationalen Identität. In den vergangenen Jahren verlor sie aber besonders in der jungen Generation an Ansehen.

Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk (shutterstock)
Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk ( shutterstock )
Quelle:
KNA