Vatikan macht sich für Monogamie in der Ehe stark

Der Wert einer exklusiven Liebe

Mehr Monogamie wagen. Der Vatikan plädiert für eine lebenslange Zweierbeziehung statt Polygamie oder Polyamorie. Damit die Ehe gelingt, enthält das neue Schreiben der Glaubensbehörde auch Beziehungsratschläge.

Symbolbild Brautpaar mit Hochzeitsringen / © Melinda Nagy (shutterstock)
Symbolbild Brautpaar mit Hochzeitsringen / © Melinda Nagy ( shutterstock )

Ein Partner statt vieler: Mit einem neuen Schreiben möchte der Vatikan Menschen zu monogamen Partnerschaften motivieren. Rund 35 Seiten stark ist das Plädoyer der vatikanischen Glaubensbehörde für die exklusive und lebenslange Liebesbeziehung in der katholischen Ehe. 

Die lehramtliche Note "Ein Fleisch. Lob der Monogamie", die am Dienstag im Vatikan vorgestellt wurde, besteht in weiten Teilen aus einer Sammlung von Texten zu diesem Thema. Gründe, sich für eine solche Beziehung zu entscheiden, liefern in dem Dokument Theologen, Philosophen, Päpste und Dichter von der Antike bis zur Neuzeit.

Dikasterium für die Glaubenslehre

Geschichtliches Profil

Papst Paul III. errichtete 1542 eine Kommission von sechs Kardinälen mit dem Auftrag, über Glaubensfragen zu wachen (Bulle Licet ab initio vom 21. Juli 1542). Diese Kommission mit dem Namen Römische und Allgemeine Inquisition diente zu Beginn ausschließlich als Gericht für Fälle von Häresie und Schisma.

Ab 1555 erweiterte Paul IV. ihren Tätigkeitsbereich um die Beurteilung verschiedener moralischer Fragen.

Hinweisschild zum Dikasterium für die Glaubenslehre / © Paul Wuthe/Kathpress (KNA)
Hinweisschild zum Dikasterium für die Glaubenslehre / © Paul Wuthe/Kathpress ( KNA )

Eine katholische Positionierung zur Polygamie war besonders den Oberhirten in Afrika ein Anliegen. So richtet sich das Vatikanpapier vorwiegend an katholische Bischöfe. Neben der in manchen Kulturen verwurzelten Vielehe sieht die Glaubensbehörde aber auch anderswo eine Zunahme nicht-monogamer Beziehungen, wie etwa der Polyamorie - "zusätzlich zu den eher zurückhaltenden oder geheimen Formen, die im Laufe der Geschichte üblich waren". Polyamor lebende Menschen führen einvernehmliche Liebesbeziehungen mit mehr als einer weiteren Person.

All dem erteilt das Papier eine klare Absage und erklärt: "Polygamie, Ehebruch und Polyamorie gründen auf der Illusion, dass sich die Intensität der Beziehung mehrere Male in Folge finden ließe."

Beziehung bedeutet auch Verzicht

Den Wert der exklusiven Liebe sieht der Vatikan auch durch die technologische Entwicklung bedroht. Sie verleite Menschen dazu, sich als Wesen ohne Grenzen zu betrachten, die alles erreichen können. Die Beziehung zu nur einer einzigen Person impliziere aber den Verzicht auf viele andere Möglichkeiten.

Viele Probleme der jüngeren Zeit hätten ihren Ursprung in einer übermäßigen und unkontrollierten Suche nach Sex, in der ausdrücklichen Leugnung des vereinigenden Zwecks der Sexualität und der Ehe selbst. Zudem würden Dialog, Zusammenarbeit und emotionaler Austausch als stressig empfunden: Man sei besessen von steter Beschäftigung, eigener Freizeitgestaltung und Reisen.

Zugehörigkeit, Sex und Gleichberechtigung

Laut Vatikan gründet eine monogame und lebenslange Verbindung auf gegenseitiger Zugehörigkeit, die durch intime Formen der Zuneigung ausgedrückt wird. Darum müsse auch nicht das ausdrückliche Ziel jedes Geschlechtsakts in der Ehe die Fortpflanzung sein. In einer Ehe ebenso wichtig seien Freiräume für die persönliche Entwicklung, Zeit, mit anderen verheirateten Paaren zu verbringen, und sich gemeinsam für das Gemeinwohl einzusetzen, heißt es in "Ein Fleisch".

Symbolbild Ein Paar vor dem Kölner Dom / © Kent Johansson (shutterstock)
Symbolbild Ein Paar vor dem Kölner Dom / © Kent Johansson ( shutterstock )

Wenn die körperliche Anziehung nachlasse, bleibe die emotionale Verbindung bestehen. "Nur so ist es möglich, in schwierigen Zeiten oder in Versuchungen treu zu bleiben, denn die Liebe hält uns an einem Wert fest, der höher ist als die Befriedigung persönlicher Bedürfnisse." Und während die Liebe reife und wachse, "spürt das Herz des geliebten Menschen in der Ehe, dass kein anderes Herz ihm das Gefühl geben kann, 'zu Hause' zu sein, wie das Herz des Menschen, den er liebt".

Jede echte Ehe sei eine Einheit, die aus zwei Individuen bestehe und eine so intime und umfassende Beziehung erfordere, dass sie nicht mit anderen geteilt werden könne, definiert die Glaubensbehörde. "Da es sich um eine Verbindung zwischen zwei Menschen handelt, die genau die gleiche Würde und die gleichen Rechte haben, erfordert sie gleichzeitig jene Exklusivität, die verhindert, dass der andere in seinem einzigartigen Wert relativiert und nur als eines von vielen Mitteln zur Befriedigung von Bedürfnissen benutzt wird."

Unauflöslichkeit der Ehe

Der Ehebund zwischen Mann und Frau ist aus katholischer Sicht ein Abbild des Bundes Gottes mit den Menschen. Deshalb betrachtet die Kirche die Ehe als unauflöslich. Handelt es sich um eine Ehe unter Getauften (auch nichtkatholischen), so hat die Ehe zugleich den Charakter eines Sakraments, also gewissermaßen einer heiligen Verbindung. Eine gültig geschlossene und geschlechtlich vollzogene Ehe zwischen Getauften kann nach dem katholischen Kirchenrecht "durch keine menschliche Gewalt und aus keinem Grunde, außer durch den Tod, aufgelöst werden".

Symbolbild Ehe / © BONDART PHOTOGRAPHY (shutterstock)
Quelle:
KNA