NRW will bald konfessionellen Islamunterricht einführen

Auch Mohammed will gelernt sein

Nordrhein-Westfalen will demnächst an Schulen in Köln und Duisburg bekenntnisorientierten Islamunterricht nach dem Vorbild des christlichen Religionsunterrichts einführen. Integrationsminister Armin Laschet zeigte sich im Berliner "Tagesspiegel" davon überzeugt, "dass die Gleichbehandlung von Muslimen und Christen in der Schule bei der Entstehung eines europäischen Islam" helfen könne, "dessen Gläubige nicht mehr zerrissen werden zwischen Frömmigkeit und dem Ja etwa zum deutschen Grundgesetz".Islamunterricht bis 2010Der Unterricht werde in deutscher Sprache erteilt, "unter deutscher Schulaufsicht und von in Deutschland ausgebildeten Lehrern".Laschet hatte bereits im Februar angekündigt, bis 2010 an den Schulen in Nordrhein-Westfalen islamischen Religionsunterricht einführen zu wollen.

 (DR)

Nordrhein-Westfalen will demnächst an Schulen in Köln und Duisburg bekenntnisorientierten Islamunterricht nach dem Vorbild des christlichen Religionsunterrichts einführen. Integrationsminister Armin Laschet zeigte sich im Berliner "Tagesspiegel" davon überzeugt, "dass die Gleichbehandlung von Muslimen und Christen in der Schule bei der Entstehung eines europäischen Islam" helfen könne, "dessen Gläubige nicht mehr zerrissen werden zwischen Frömmigkeit und dem Ja etwa zum deutschen Grundgesetz".

Islamunterricht bis 2010
Der Unterricht werde in deutscher Sprache erteilt, "unter deutscher Schulaufsicht und von in Deutschland ausgebildeten Lehrern".

Laschet hatte bereits im Februar angekündigt, bis 2010 an den Schulen in Nordrhein-Westfalen islamischen Religionsunterricht einführen zu wollen. Zunächst wurde mit vier maßgeblichen islamischen Organisationen über Lehrpläne verhandelt. Allerdings gab es offenbar zwischen den Repräsentanten des Islam erhebliche Gegensätze. "Wir werden nicht warten bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag", sagte Laschet dazu jetzt der Zeitung. In Köln und Duisburg arbeite man deswegen mit den örtlichen Moscheegemeinden zusammen. Die Gemeinden schlössen sich zu einer "Schura" zusammen, die mit einem theologischen Beirat Unterrichtsformen und -inhalte und mit der Schulministerin die Lehrpläne erarbeiten werde. Ein ähnliches Modell gibt es auch in Niedersachsen.

Laschet hatte gemeinsam mit Schulministerin Barbara Sommer in dieser Woche im Schulausschuss des Landtages den Startschuss für das Projekt gegeben. Es steht aber noch nicht fest, wann der Versuch startet. Der Minister zeigte sich überzeugt, dass das regionale Experiment im Erfolgsfall Schule machen werde: "Ich wette, wenn das in Köln und Duisburg funktioniert, wird es auch in Heidelberg, Hamburg oder München klappen."

Behelfs-Konstruktionen in vielen Bundesländern
Für die mittlerweile mehr als 600.000 muslimischen Schüler in Deutschland gibt es gegenwärtig nirgendwo flächendeckenden Unterricht, der mit katholischer oder evangelischer Religionslehre zu vergleichen wäre. In vielen Bundesländern wurden Behelfs-Konstruktionen beschlossen: Derzeit wird in Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein, Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen die religiöse Unterweisung für muslimische Kinder und Jugendliche im Rahmen des freiwilligen muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts angeboten. Hessen hatte vergangenes Jahr angekündigt, im schulischen Ethik-Unterricht auch die Ethik des Islam thematisieren zu wollen.

Darüber hinaus gibt es einige Modellversuche für einen eigenständigen Islamunterricht, und zwar in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen und ab dem neuen Schuljahr auch in Baden-Württemberg. Bayern hat bereits seit den 80er Jahren "Islamische Religiöse Unterweisung" als ordentliches Lehrfach in türkischer Sprache an Grund- und Hauptschulen eingeführt. Grundlage sind staatliche Lehrpläne der Türkei. In Niedersachsen startete im Sommer 2003 ein "Islamischer Religionsunterricht" als ordentliches Lehrfach. An ihm nehmen zur Zeit knapp 700 Schüler an 19 Schulen teil. Der Unterricht wird in deutscher Sprache von muslimischen Lehrkräften erteilt. Zur Festlegung der Unterrichtsinhalte haben die islamischen Verbände sich zu einer "Schura" zusammengeschlossen.

Diesem Modell will Schleswig-Holstein ab kommendem Jahr folgen. Nach dem Willen der Landesregierung soll das Fach in deutscher Sprache von muslimischen Lehrkräften unterrichtet werden, die bereits im Schuldienst sind. Der Versuch soll zum Schuljahr 2007/2008 an zunächst acht Grundschulen starten. In Nordrhein Westfalen, wo die meisten der in Deutschland lebenden Muslime wohnen, wurde 1986 in den Grundschulen islamische Unterweisung im Rahmen des muttersprachlichen Unterrichts eingeführt. Inzwischen ist diese Unterrichtsform bei ausreichender Schülerzahl auf alle Klassenstufen ausgeweitet worden. Seit Sommer 1999 erprobt das Land auch die Einführung von Islamkunde als eigenständiges und somit versetzungs- und abschlussrelevantes Fach mit der Unterrichtssprache Deutsch an zahlreichen Schulen.

An der Universität Münster werden seit Sommersemester 2005 erstmals in Deutschland Lehrer für bekenntnisorientierten Islamunterricht an staatlichen Schulen ausgebildet. Auch Bayern richtete an der Universität Erlangen eine entsprechende Professur ein. Die Universität Osnabrück in Niedersachsen bietet seit April 2005 einen Fernkurs zur Weiterbildung an.
(KNA)