NRW senkt die Eigenbedarfsgrenze für Haschisch deutlich

Verschärfter Kampf gegen Drogen

Bundesweit leiden rund 600.000 Erwachsene an gesundheitlichen Störungen wegen ihres Haschisch- und Marihuana-Konsums. Und: Immer mehr Jugendliche greifen zu Drogen, warnt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in einer aktuellen Studie. Die Landesregierung NRW hat angekündigt, nun mit strengeren Richtlinien gegen den Besitz illegaler Drogen vorzugehen.

 (DR)

Drogenberatung für Jugendliche
Jeder dritte 18- und 19-Jährigen schon Kontakt mit Haschisch oder Marihuana. Vor zehn Jahren hatten nur 19 Prozent der Befragten zugegeben, schon einmal mit weichen Drogen in Berührung gekommen zu sein. Ab September soll die Menge des straffreien Besitzes von Haschisch und Marihuana nahezu halbiert werden.

Der Besitz harter Drogen wie Heroin und Amphetamine werde künftig auch bei Kleinstmengen nicht mehr straffrei bleiben, sagte Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) am Montag in Düsseldorf. Bei Heroin und Amphetaminen konnten die Behörden bisher bei einer Menge von bis zu einem halben Gramm von einer Strafverfolgung absehen.

Der Besitz von Haschisch oder Marihuana soll zukünftig nur noch bis zu sechs Gramm straffrei bleiben. Derzeit liegt die so genannte Eigenbedarfsgrenze noch bei zehn Gramm. Ergänzend will das Land künftig bei Jugendlichen die Ermittlungsverfahren zu Drogendelikten nur noch unter Auflagen einstellen. Dazu sollen sich die Betroffenen unter anderem zu Drogenscreenings, Drogenberatung, Therapien oder Sozialstunden verpflichten. Diese Vorgabe im Jugendrecht sei bundesweit einmalig, hieß es.

Erhebliche Langzeitschäden
Die Ministerin begründete die Verschärfungen mit einem immer weiter um sich greifenden Konsum insbesondere von Haschisch und Marihuana, vor allem bei jungen Menschen. Das Einstiegsalter der Jugendlichen beim Drogenmissbrauch gehe zurück, während zugleich die Probierbereitschaft zunehme. "Es ist wichtig, ein deutliches Zeichen gegen den Trend zu unbekümmertem Cannabis-Gebrauch zu setzen und Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu korrigieren. Wir dürfen jungen Menschen nicht signalisieren: 'Ein bisschen Haschisch ist ja nicht so schlimm'",  sagte die CDU-Politikerin.

Gerade junge Konsumenten trügen oftmals gesundheitliche Langzeitschäden davon. Dazu gehören Realitätsverlust, Angstzustände, Wahnvorstellungen und extreme Persönlichkeitsveränderungen. "Die jungen Leute verbauen sich leichtfertig ihre Zukunft." Große Sorge bereiten der Ministerin das stetig sinkende Einstiegsalter und die zunehmende Probierbereitschaft bei Jugendlichen. Auch in Schulen sei ein verstärkter Drogenmissbrauch und -handel zu beobachten, so die Ministerin.