Noch vor wenigen Jahren seien etwa viele davon überzeugt gewesen, mit der Digitaltechnik habe die Menschheit den "Schlüssel das Leben zu optimieren" gefunden, sagte er laut Redemanuskript am Neujahrstag im Berliner Dom. Die Pandemie habe jedoch leidvoll gezeigt, dass das eine Illusion sei: "Immer wieder wurde nichts aus dem, was wir uns vorgenommen hatten, was wir geplant, gewünscht, gehofft hatten."
Jung stellte einen biblischen Vers des Predigers Salomo ins Zentrum seiner Predigt: "Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, aber der Herr allein lenkt seinen Schritt." (Sprüche 16,9). Dies, erläuterte Jung, "steht auf jeden Fall gegen eine Lebenseinstellung, die meint, alles machen und kontrollieren zu können". Es sei aber kein Aufruf, sich planlos in seinem Schicksal zu ergeben, wie dies in dem geflügelten Wort "Der Mensch denkt und Gott lenkt" mitschwinge.
Mit Gott auf dem Weg
Beides stehe nebeneinander und wirke miteinander, betonte Jung: Die großen menschlichen Möglichkeiten und das Unverfügbare, das man nur Gott anvertrauen könne. Gott erspare nicht alle Zumutungen. Aber Gott sei "kein fremder Gott, sondern ein Gott, der mitgeht - auch durch finstere Täler hindurch".
Gott öffne zudem neue Wege und gebe Menschen Orientierung. "Das brauchen wir in den vielen Zukunftsfragen, die uns so sehr bedrängen", sagte Jung und nannte dabei mit Blick auf das neue Jahr die Überwindung der Pandemie, die gesellschaftlichen Spannungen und die ökologischen Herausforderungen.