Neujahrsempfang des Katholischen Büros NRW in Düsseldorf

"Demokratie braucht Religion"

Felix Genn warnt vor einem von Hektik bestimmten Politikbetrieb. Bei einem Gottesdienst am Dienstagabend mit Vertretern von Landtag und Landesregierung NRW äußerte sich der Münsteraner Bischof mit Blick auf Kirche und Politik.

Autor/in:
Bernd Knopp
Bischof Genn in Düsseldorf / © Alexander Foxius (DR)
Bischof Genn in Düsseldorf / © Alexander Foxius ( DR )

Wenn das Bindeglied der katholischen Kirche in NRW zur Landesregierung zum traditionellen Neujahrsempfang ruft, kommen alle, die Rang und Namen auf beiden Seiten haben. So geschehen auch an diesem Dienstagabend, als der Leiter des Katholischen Büros, Pfarrer Dr. Antonius Hamers, zusammen mit dem Bischof von Münster, Felix Genn, ins Düsseldorfer Maxhaus lud – und alle kamen: Generalvikare, Caritas-Direktoren, Abgeordnete wichtiger kirchlicher Gremien, Ordensvertreter, Politikerinnen und Politiker, allen voran der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst.

Zusammen mit den Parlamentarierinnen und Parlamentariern besuchte er vor dem Empfang zu Beginn ein Pontifikalamt in der Maxkirche, dem Bischof Genn als Zelebrant vorstand. Er verwies mit Blick auf das Bindeglied, das Katholische Büro NRW, darauf, dass die Kirche nicht nur Partner der gewählten Volksvertretenden, sondern auch Beter für die politisch Tätigen sei. In seiner Predigt ging Genn am Gedenktag des heiligen Mönchsvaters Antonius zugleich auf dessen Besinnung auf das Evangelium ein, um die Anwesenden zu fragen, was ausgerechnet dieser Einsiedler mit ihnen zu tun habe.

Antonius und die Politik

Genn fand in seiner Predigt die Antwort u.a. in dem Soziologen Hartmut Rosa, dessen jüngstes Buch "Demokratie braucht Religion" er grob anriss: Um festzustellen "dass wir uns in einer Situation des 'rasenden Stillstands' befinden. In der ständigen Steigerung, noch mehr Beschleunigung zu erlangen in der Herausforderung, Bürgerinnen und Bürger ständig zu motivieren". Dies führe zu einem "Aggressionsverhältnis mit unserer Welt", dem Rosa als Gegenmittel "Aufzuhören" empfehle.

"Aufhören im Sinne des auf etwas hören, anhalten und hinführen, offene Ohren zu bekommen", so Genn. Der Bischof von Münster betonte dies, um im Innehalten zu entdecken, worauf es jetzt ankomme. Er fragte sich, ob der Vergleich des Einsiedlers Antonius, der in der Einsamkeit ratsuchenden Christen geholfen hatte, mit den Politikerinnen und Politikern von heute (doch) möglich sei.

Empfang im Maxhaus

Beim anschließenden Empfang im Maxhaus lobte Pfarrer Dr. Antonius Hamers ausdrücklich die Predigt des Bischofs, die er als Appell zum Gelingen für Menschlichkeit dahingehend verstand. Der Leiter des katholischen Büros verwies auch auf das Gebet für die Ukraine, um sich thematisch mit dem Frieden zu befassen. Dabei erinnerte er an drei Jubiläen im anstehenden Jahr: die Besetzung des Ruhrgebietes vor 100 Jahren, der Beginn der deutsch-französischen Freundschaft vor 60 Jahren und den Westfälischen Frieden vor 375 Jahren.

Drei Ereignisse, die sowohl den Krieg und den Frieden in den Fokus rücken. Besonders das Ende des Dreißigjährigen Krieges sei, so Hamers, ein Friede durch Recht, ein Friede nach innen und außen. So endete Hamers mit einer Bitte der Kirche an die politisch Verantwortlichen: „Bleiben Sie solidarisch, bleiben Sie zuversichtlich, lassen Sie die Hoffnung nicht sinken!“

Quelle:
DR