Katholisches Büro NRW kritisiert Kreuzentfernung in Münster

"Religion gehört zu dieser Gesellschaft"

Im Friedenssaal in Münster haben sich in dieser Woche die Außenminister der G7-Länder getroffen. Zum Mobiliar des Saales gehört normalerweise ein Kreuz, das im Vorfeld des Treffens entfernt wurde. Kritik kommt von der Kirche.

Arbeitssitzung im Friedenssaal des Historischen Rathauses während des Treffens der G7 Außenministerinnen und Außenminister am 04.11.2022 / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Arbeitssitzung im Friedenssaal des Historischen Rathauses während des Treffens der G7 Außenministerinnen und Außenminister am 04.11.2022 / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

DOMRADIO.DE: Das Bistum Münster hat die Entfernung des Kreuzes stark kritisiert. Was sagen Sie?

Dr. Antonius Hamers (Leiter des Kath. Büros NRW und Domkapitular im Bistum Münster): Ich schließe mich dieser Kritik an. Wir haben das gestern genau abgesprochen, unser Befremden und unsere Kritik daran zum Ausdruck gebracht, weil wir der Meinung sind, dass das geschichts-, kultur- und traditionsvergessen ist, dieses Kreuz zu entfernen.

Antonius Hamers / © Nicole Cronauge (Katholisches Büro NRW)

Sie haben sich im Friedenssaal versammelt, um dort diese Konferenz abzuhalten, die ja durchaus positive Erfolge gezeigt hat. Dieser Saal ist der Ort, wo vor 374 Jahren ein Religionsfriede ausgehandelt worden ist. Und wenn dort  ausgerechnet das religiöse Symbol entfernt wird, dann zeigt man, dass man offensichtlich nicht verstanden hat, wofür dieser Saal, wofür dieser Westfälische Friede steht. Und das ist kritikwürdig und traurig.

Die Außenministerin hat gesagt, das sei ein "Orga-Ding" gewesen. Ich sage, es ist ein Affront für viele Menschen, die sich aus ihrem christlichen Glauben heraus in diesem Staat, in diesem Land, in dieser Gesellschaft engagieren und viel Positives zum Gelingen dieses Landes, zum Frieden und zum Zusammenhalt in dieser Gesellschaft beitragen.

DOMRADIO.DE: Annalena Baerbock hat ja gesagt, diese Entscheidung war ein Fehler. Was sagen Sie dazu?

Hamers: Das glaube ich auch, ohne Frage. Aber sie hat natürlich letztlich die politische Verantwortung dafür, was Menschen in ihrem Haus veranlassen. Wir haben uns jetzt an das Außenamt gewandt über das katholische Büro in Berlin. Und ich denke, wenn da eine entsprechende Erklärung kommt, muss man selbstverständlich auch wieder darüber sprechen und das nicht nur mit Kritik überhäufen.

DOMRADIO.DE: Jetzt hieß es auch von der Stadt Münster, das sei so mit den Protokollverantwortlichen im Vorfeld entschieden worden. Gegenüber allen religiösen Bekenntnissen will man neutral bleiben. Ist sowas für Sie nachvollziehbar?

Hamers: Neutralität heißt ja nicht, dass Religion im öffentlichen Raum nichts zu suchen hat. In unserem Land ist es so, dass wir eine religionsoffene Gesellschaft sind. Zugleich haben wir eine Trennung von Religion und Staat, ohne Frage. Der Staat soll sich nicht gemein machen mit einer Religion und insofern gilt dieser Trennungsgrundsatz.

Aber das ist ein falsches Verständnis von Neutralität, wenn man sagt: wir entfernen sämtliche religiöse Symbole aus der Öffentlichkeit. Religion gehört zu dieser Gesellschaft und Religion gehört zu diesem Staat, weil es einfach das Bekenntnis von nach wie vor vielen Menschen ist. Und insofern lasse ich diese Erklärung nicht gelten.

Münsteraner Friedenssaal mit Kreuz (Archiv) / © Guido Kirchner (dpa)
Münsteraner Friedenssaal mit Kreuz (Archiv) / © Guido Kirchner ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie und auch das Bistum Münster warten jetzt auf eine Stellungnahme der Verantwortlichen. Was muss da in Ihren Augen kommen?

Hamers: Das Bedauern der Ministerin ist ja bereits gekommen. Wir wollen diesen Streit natürlich nicht eskalieren. Es ging uns darum, sehr deutlich zu machen, was wir davon halten und unsere Kritik daran deutlich zu machen, damit die Verantwortlichen auch wissen, dass so etwas nicht einfach hingenommen wird. Und was jetzt da kommt, an zusätzlicher Erläuterung, das vermag ich natürlich nicht zu sagen.

Es ging uns vor allem darum, dass die Leute, die diese Entscheidung gefällt haben wissen, was sie damit angerichtet haben und wie geschichts-, kultur- und traditionsvergessen das Ganze ist.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Quelle:
DR