Neuer Direktor für US-Entwicklungsbehörde

Senkrechtstarter mit Ideen

Seit Barack Obamas Amtsantritt als US-Präsident vor knapp einem Jahr musste die Entwicklungsbehörde USAID ohne Direktor auskommen. Und das, obwohl er der Entwicklungshilfe eine bedeutende Rolle einräumen wollte. Nun leistete der 36-jährige Mediziner Rajiv Shah seinen Amtseid in Washington.

Autor/in:
Konrad Ege
 (DR)

Zuvor sollen mehrere Wunschkandidaten Obama abgesagt haben. Das Warten habe sich gelohnt, sagte Außenministerin Hillary Clinton, die den langwierigen Ernennungsprozess zuvor öffentlich kritisiert hatte, bei den Feierlichkeiten. Shah sei ein leidenschaftlicher und erfahrener Entwicklungsexperte. Man werde nun die Entwicklungszusammenarbeit bei der Außenpolitik stärker beachten.

Auch Obama ist voll des Lobes für seinen neuen Mann. Shah bringe "frische Ideen und einen beeindruckenden Background". Die "Agentur für Internationale Entwicklung" kann beides gebrauchen. Seit Jahren ist die dem Außenministerium untergeordnete Behörde politisch eher marginalisiert. Unter George W. Bush büßte USAID immer mehr Einfluss ein, unter anderem weil der Präsident zahlreiche ihrer Aufgaben an Privatfirmen ausgelagert hat.

Entscheidungen müssen mühsam abgestimmt werden
Aber auch in der Regierung müssen Entscheidungen oft mühsam abgestimmt werden: Mehr als 20 Behörden und Ministerien, einschließlich des Verteidigungsressorts sind an der Entwicklungshilfe beteiligt. Als USAID-Direktor werde er zuallererst die "Wirksamkeit" der Behörde wieder herstellen, erklärte Shah denn auch bei einer Senatsanhörung. Effektive Entwicklungsarbeit müsse sich auf wissenschaftliche Methoden stützen, auf Daten, und das genaue Messen von Erfolgen und Misserfolgen. Eine Milliarde Menschen leide Hunger, und wegen der wachsenden Bedrohung des Klimawandels seien die Anforderungen an die Entwicklungsbehörde gewachsen.

Als weiteres Problem sehen Entwicklungsexperte das Spannungsfeld zwischen nationalen Sicherheitsinteressen und den Bedürfnissen der Entwicklungsländer, in dem sich die Behörde befindet. Seit den Terroranschlägen des 11. September 2001 werde die US-Auslandhilfe von Sicherheitsinteressen dominiert, kritisierte kürzlich das entwicklungspolitische "Netzwerk zur Reform der Auslandshilfe".

Shah sieht jedoch scheinbar keinen großen Konflikt zwischen Sicherheitsinteressen und Armutsbekämpfung. Denn die Ärmsten seien am "meisten gefährdet von den größten Bedrohungen unserer Zeit - von Klimawandel und extremer Armut bis hin zu extremistischer Ideologie".
Besonders in Afghanistan, Pakistan und im Irak könne USAID effektive Entwicklungsarbeit leisten, die den nationalen Sicherheitsprioritäten entspreche. Entwicklungshilfe leiste man aus humanitären Gründen, aber auch im eigenen Interesse, fasste Shah am Donnerstag im Rundfunksender "National Public Radio" zusammen.

Mit extremer Armut konfrontiert worden
Rajiv Shah ist Sohn indischer Einwanderer. Als Kind habe er Indien besucht und sei dort mit extremer Armut konfrontiert worden, sagte Shah in einem Interview. Shah studierte Medizin und Gesundheitsökonomie in Pennsylvania und Michigan und an der London School of Economics. Danach begann sein steiler Aufstieg.

2000 beriet Shah den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Al Gore zur Gesundheitspolitik. In den folgenden Jahren war er in der "Bill und Melinda Gates"-Stiftung in den Bereichen landwirtschaftliche Entwicklung und Gesundheitsplanung tätig. Dabei entwickelte er ein 1,5 Milliarden Dollar teures Impfprogramm.  Im Mai 2009 ernannte Obama ihn zum Staatssekretär im US-Landwirtschaftsministerium mit Zuständigkeit für Lebensmittelsicherheit und Forschung.

Hilfsorganisationen und Entwicklungshilfsverbände begrüßten Shahs Ernennung. Er sei "die richtige Person, um USAID zu revitalisieren" und um effektive Programme gegen Armut zu gestalten, lobte David Lane, Präsident von ONE, eines Verbandes für Entwicklungshilfe.