Neue ukrainisch-orthodoxe Kirche inthronisiert ihr Oberhaupt

Denkwürdige Amtseinführung

Die Ukraine will sich mit der Gründung einer eigenen orthodoxen Landeskirche nun auch im religiösen Bereich stärker von Russland abgrenzen. An diesem Sonntag wurde ihr Oberhaupt Metropolit Epiphanius offiziell ins Amt eingeführt.

Metropolit Epiphanius lässt weiße Tauben aufsteigen, nachdem die Unabhängigkeit der neuen ukrainischen Nationalkirche symbolisch vollzogen wurde / © Emrah Gurel (dpa)
Metropolit Epiphanius lässt weiße Tauben aufsteigen, nachdem die Unabhängigkeit der neuen ukrainischen Nationalkirche symbolisch vollzogen wurde / © Emrah Gurel ( dpa )

Das Kirchenoberhaupt wurde bei einem Festgottesdienst in der Kiewer Sophienkathedrale vom Pariser Metropoliten Emmanuel und zwei ukrainischen Bischöfen inthronisiert. Präsident Petro Poroschenko sprach bei dem Gottesdienst vom Abschluss einer historischen Kirchengründung.

Abgrenzung von Russland

Zu der Kirche hatten sich Mitte Dezember zwei ukrainische Kirchen zusammengeschlossen, die sich vor Jahrzehnten vom orthodoxen Moskauer Patriarchat abgespalten hatten. Die Bischöfe beider Kirchen wählten auf dem Vereinigungskonzil in Kiew Epiphanius zum Oberhaupt. Die Moskau unterstellte ukrainische-orthodoxe Kirche lehnte jedoch die Wiedervereinigung ab und besteht fort.

Epiphanius warb bei der Inthronisation erneut für die Zusammenführung aller orthodoxen Ukrainer. Die Tore seiner Kirche stünden allen offen. In einem Interview warf er der russisch-orthodoxen Kirche unterdessen vor, Kremlchef Wladimir Putin treu ergeben zu sein. "Wir glauben, wenn wir uns vereinigen, und alle orthodoxen Ukrainer einer einzigen Landeskirche angehören, wird der Krieg im Donbass enden und die Krim zur Ukraine zurückkehren", so der Metropolit. "Denn Putin wird dann in der Ukraine die bisherige Unterstützung verlieren."

Kirche unabhängig vom Staat

Poroschenko betonte, die neue Kirche sei unabhängig vom Staat. Dieser Verfassungsgrundsatz werde geachtet. Die russisch-orthodoxe Kirche spricht hingegen von einem politischen Feldzug Poroschenkos zur kirchlichen Loslösung der Ukraine von Moskau. Der Staatschef wolle mit der von ihm geförderten Kirchengründung seine Chancen bei den Präsidentschaftswahlen Ende März verbessern.

An der Inthronisation nahmen auch das Oberhaupt der mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche des Landes, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, sowie von der römisch-katholischen Kirche der Lemberger Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki und der Bischofskonferenz-Vorsitzende Bronislaw Bernacki teil.

Anerkennung der Kirche polarisiert

Fast alle 14 bestehenden orthodoxen Landeskirchen blieben der Amtseinführung dagegen fern. Nur das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel schickte eine ranghohe Delegation unter Leitung von Metropolit Emmanuel nach Kiew. Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, hatte Anfang Januar die orthodoxe Kirche der Ukraine als autokephal (eigenständig) anerkannt. Andere orthodoxe Landeskirchen lehnen dies bislang ab.

Aus Protest gegen die Kirchengründung hatte die russisch-orthodoxe Kirche mit dem Patriarchat von Konstantinopel gebrochen. Sie beendete offiziell die Zusammenarbeit mit diesem und verbot ihren Gläubigen, an Gottesdiensten der Konstantinopler Kirche teilzunehmen. Auch die serbische Kirche und weitere Kirchen kritisierten die Anerkennung der ukrainischen Kirche durch Konstantinopel massiv.

 

Ukraines Präsident Petro Poroschenko (dpa)
Ukraines Präsident Petro Poroschenko / ( dpa )

 

Patriarch Bartholomäus I.  (KNA)
Patriarch Bartholomäus I. / ( KNA )

 

Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk (dpa)
Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk / ( dpa )
Quelle:
KNA