Neue Ritter und Damen vom Heiligen Grab zu Jerusalem

Feierliche Aufnahme im Kölner Dom

An diesem Samstag wird es besonders festlich im Kölner Dom. Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem nimmt neue Mitglieder auf. Ein eindrucksvolles Ereignis, wie Dompropst Guido Assmann erklärt, der selbst Ritter des Ordens ist.

Mantel mit Wappen des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Mantel mit Wappen des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Seit wann sind Sie Mitglied des Ordens?

Guido Assmann / © Harald Oppitz (KNA)
Guido Assmann / © Harald Oppitz ( KNA )

Guido Assmann (Dompropst in Köln): Ich bin am 1. Oktober 2005 in den Orden aufgenommen worden. Die Feier fand damals in Magdeburg, im Evangelischen Dom, statt, der der katholischen Gemeinde zur Verfügung gestellt worden ist. Das war eine sehr beeindruckende Feier.

DOMRADIO.DE: Was hat es denn mit dem Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem eigentlich auf sich?

Assmann: Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem ist eine Gemeinschaft päpstlichen Rechtes, also dem Papst unterstellt. Es ist eine Gemeinschaft, in der hauptsächlich Männer und Frauen, die nicht Geistliche sind, aufgenommen werden und zusammenkommen. Sie legen ein Versprechen ab, dass sie als katholische Christen auch im Alltag ihren Glauben leben.

Das ist erstmal etwas ganz Normales, weil jeder Christ dies tun sollte. Wir legen unser besonderes Augenmerk auf die Christen im Heiligen Land, also auf die Stätten, an denen Jesus gelebt und gewirkt hat, wo er gestorben ist und auferstanden ist und setzten uns für die Christen dort ein.

Viele spenden auch für die Christen im Heiligen Land. Wir versuchen möglichst regelmäßig Wallfahrten ins Heilige Land zu machen, um den eigenen Glauben zu stärken.

Die Gemeinschaft trifft sich in regionalen kleinen Gruppen, den sogenannten Komtureien. Dort trifft man sich einmal im Monat, um den Glauben zu stärken, Gottesdienst zusammen zu feiern und besonders für die Christen im Heiligen Land zu beten.

DOMRADIO.DE: Das sind die Aufgaben?

Assmann: Ja, genau. Es gilt, sich für die Kirche vor Ort einzusetzen, sich zum Glauben zu bekennen, zum Glauben zu stehen, über den Glauben zu sprechen. Ebenso soll man die Christen im Heiligen Land, den dortigen Patriarchen, den man mit einem Erzbischof bei uns vergleichen kann, unterstützen.

Guido Assmann

"Die Ritter und die Damen des Ordens sind Menschen, die sich mit ihrer Treue zum Glauben, ihrer Liebe zum Glauben und mit ihrer Glaubensüberzeugung einsetzen."

DOMRADIO.DE: Man muss weder reiten noch fechten können oder mit dem Schwert kämpfen. Das hat damit nichts zu tun?

Assmann: Ganz genau. Es hat damit nichts zu tun. Die Ritter und die Damen des Ordens sind Menschen, die sich mit ihrer Treue zum Glauben, ihrer Liebe zum Glauben und mit ihrer Glaubensüberzeugung einsetzen.

Päpstlicher Ritterorden vom Heiligen Grab / © Walter Wetzler (KNA)
Päpstlicher Ritterorden vom Heiligen Grab / © Walter Wetzler ( KNA )

Die Kleidung ist ein weißer Umhang bei den Herren und ein schwarzer Umhang bei den Damen, auf denen das sogenannte Jerusalemer Kreuz abgebildet ist. Das ist ein rotes, größeres Kreuz, in dem in den vier Ecken noch kleine rote Kreuze sind, also fünf Kreuze, die auf die Wundmale Jesu hinweisen.

Tod und Auferstehung Jesu ist Kern unseres Glaubens. Rot steht für die Farbe der Liebe. Dieses Zeichen ist in Jerusalem sehr weit verbreitet. Deshalb auch der Beiname Jerusalemer Kreuz.

Das einzige Mal kommt das Schwert bei der Aufnahmefeier vor. Das wirkt auf jemanden, der es nicht kennt, ein bisschen komisch. Dann wird das Schwert bei den Herren ganz leicht auf die Schulter gelegt. Das macht der Großprior, der zurzeit Kardinal Marx ist.

Aber ausdrücklich wird gesagt: Nimm' nicht dieses Schwert, um damit Gewalt auszuüben. Vielmehr ist unsere Kleidung ein Zeichen für Christus, die Liebe, die Güte und die Treue für die Menschen. Man soll auf keinen Fall ein Schwert benutzen und keinesfalls mit Gewalt etwas erzwingen wollen. Vielmehr geht es darum, sich mit Güte, mit Liebe und mit Treue für den Glauben einzusetzen.

Mitglieder des Ritterordens (KNA)
Mitglieder des Ritterordens / ( KNA )

DOMRADIO.DE: Zum Ritter geschlagen wird man damit auch nicht, oder?

Assmann: Nein, das Antasten der Schulter bei den Herren ist das Zeichen der Aufnahme. Bei den Damen und bei den Priestern ist es nicht so. Nach der Aufnahme und dem Treueversprechen zu der Gemeinschaft wird die Kleidung angelegt und dann ist man wie alle anderen gleich gekleidet und ist so Teil einer großen, sichtbaren Gemeinschaft.

DOMRADIO.DE: Es gibt keine Ritterinnen, sondern Damen. Das ist keine Ausnahme und gibt es schon länger?

Assmann: In der Gemeinschaft ist das sehr lange verbreitet und eine große Selbstverständlichkeit. Da es früher keine Damen als Ritter gab, sind die Begrifflichkeiten des Ordens auch heute noch entsprechend: Dame vom Heiligen Grab zu Jerusalem und Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Es gibt verschiedene Rangstufen, wenn jemand schon lange dabei ist. Es ist auch eine große Selbstverständlichkeit, dass den Gemeinschaften, den Komtureien, aber auch den größeren Einheiten, den Provinzen, aber auch der Stadthalterei, immer Laien vorstehen.

Es sind nur einige Priester in den einzelnen Gruppierungen, die dann für die Gottesdienste und das geistliche Leben mit Verantwortung übernehmen.

DOMRADIO.DE: Wird der Dom also mit entsprechend gekleideten Menschen voll sein?

Archivbild: Umhänge des Ritterordens vom Heiligen Grab / © Benedikt Plesker (KNA)
Archivbild: Umhänge des Ritterordens vom Heiligen Grab / © Benedikt Plesker ( KNA )

Assmann: Ja, zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst, gibt es sogenannte Investituren, die Aufnahme neuer Kandidaten. Das ist ein wunderbares Wochenende, so empfinde ich das zumindest immer. Das Ereignis dauert von Freitag bis Sonntag mit Treffen in der Gemeinschaft und gemeinsamen Gottesdiensten.

Kern und Höhepunkt ist dann die Feier der Aufnahme, die sogenannte Investitur, die am Samstag um 15 Uhr im Kölner Dom stattfindet. Zuvor treffen sich alle Damen und Ritter, die schon zur Gemeinschaft gehören, und die Kandidatinnen und Kandidaten etwas außerhalb der jeweiligen Kirche.

Bei uns findet das im Innenhof des Generalvikariats statt. Dort gibt es eine kleine Statio, ein kleiner geistlicher Impuls, dass dort für die Teilnehmenden der Gottesdienst beginnt. Alle haben schon ihre sehr schöne Kleidung an und ziehen dann in einer Prozession zum Dom, was immer sehr viel Aufsehen bei den umherstehenden Menschen erregt.

Nun ist Köln eine Stadt, die sich durchaus noch mit Gottesdiensten und Prozessionen auskennt. Wenn man aber mal eine Investitur in einer Stadt hat, die mit Christentum nichts oder ganz wenig zu tun, wie damals bei mir in Magdeburg, ist das Erstaunen umso größer.

Da fragen die Menschen nach: Was ist das denn? Gibt es eine Demonstration? Aber auch da werden viele Informationen gegeben. Am Straßenrand stehen Menschen, die Ordnerdienste machen, die auch für Fragen zur Verfügung stehen. Die Menschen sind sehr angetan. Es wird sicherlich viele Handy-Aufnahmen geben.

DOMRADIO.DE: Die Veranstaltung wird auf dem Facebook-Kanal und dem YouTube-Kanal von DOMRADIO.DE live übertragen und außerdem auf EWTN im Fernsehen am Samstag um 15 Uhr, genauso wie der Gottesdienst am Sonntag um 9.30 Uhr morgens aus Sankt Andreas mit 750 Gästen. Warum zwei Gottesdienste?

Assmann: Wir haben sogar noch mehr Gottesdienste. Es beginnt am Freitagabend mit der Vesper und am Abend gibt es noch ein Nachtgebet. Die Investitur ist die große Feier am Samstagnachmittag.

Und selbstverständlich gehen wir als katholische Christen am Sonntag in die Kirche. Das tun wir mit den Rittern, den Damen und den Familienangehörigen, denn es kommen auch viele Kinder, Jugendliche und Ehepartnerinnen und Ehepartner mit. Die Sonntagsmesse findet diesmal in St. Aposteln statt.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Ritterorden vom Heiligen Grab

Die Deutsche Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab umfasst rund 1.600 Mitglieder in 6 Ordensprovinzen und 38 Komtureien. Der Großprior der Deutschen Statthalterei ist Reinhard Kardinal Marx.

Um eine Aufnahme in den Orden kann man sich nicht bewerben, mögliche Kandidaten werden angesprochen. Außerdem ist ein Schreiben des örtlichen Pfarrers sowie ein "Nihil obstat" notwendig, eine Art Unbedenklichkeitserklärung der Kirche.

Mitglieder des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem (KNA)
Mitglieder des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem / ( KNA )

 

Quelle:
DR