Neue Forschungen untersuchen Beziehungen zwischen Vatikan und USA

Gutes Verhältnis in schwierigen Zeiten

Wie werden sich wohl die Beziehungen zwischen Papst Franziskus und Donald Trump in dessen zweiter Amtszeit gestalten? Beide haben schon einmal Pflöcke eingerammt. Schon seit längerem sind sie nicht gut aufeinander zu sprechen.

Autor/in:
Christiane Laudage
Papst Franziskus und Donald Trump / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus und Donald Trump / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Franziskus hat den liberalen Kardinal von San Diego, Robert McElroy, in das Hauptstadtbistum Washington versetzt. Donald Trump hat einen Franziskus-Kritiker, nämlich Brian Burch, zu seinem Vatikan-Botschafter ausgeguckt.

Die USA und der Vatikan unterhalten erst seit 40 Jahren diplomatische Beziehungen. Verantwortlich dafür waren Papst Johannes Paul II. und US-Präsident Ronald Reagan. Was sie einte: der Antikommunismus. Der Kampf gegen den Kommunismus, damals noch Bolschewismus genannt, verband auch in den schwierigen 1930er Jahren und über den Zweiten Weltkrieg hinaus Pius XII. mit den US-Präsidenten.

Seit der Öffnung der Vatikanischen Archive im März 2020 haben sich die Wissenschaftler auf Themen des Pius-Pontifikats konzentriert, die vorher zu bearbeiten kaum möglich waren. Jetzt ist beim Deutschen Historischen Institut in Rom ein von Massimiliano Valente herausgegebenener Band erschienen über die Vatikanisch-Atlantische Allianz. Es geht um Papst Pius XII. und die Rolle US-amerikanischer päpstlicher Diplomaten im Kalten Krieg.

Gute Freunde: Pius XII. und Franklin Roosevelt

Schon vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen arbeiteten der Vatikan und die USA erfolgreich zusammen, stellt der Historiker Valente in einem einleitenden Überblick fest. Woodrow Wilson war der erste US-Präsident, der vom einem Papst im Vatikan empfangen wurde, nämlich von Benedikt XV., als Wilson während seiner Reise durch Europa vor dem Beginn der Pariser Friedenskonferenzen im Januar 1919 auch nach Rom kam.

Valente verweist auch auf die Apostolische Delegation in Washington, die zwischen den beiden Weltkriegen eine wichtige Rolle gespielt habe. Sie repräsentierte den Vatikan gegenüber der Kirche vor Ort und baute gleichzeitig Beziehungen zum politischen Establishment auf.

Die gute Beziehung zwischen US-Präsident Franklin Delano Roosevelt und Eugenio Pacelli (ab 1939 Papst Pius XII.) gehe auf das Jahr 1936 zurück, so der Historiker, als Pacelli in seiner Funktion als Kardinalstaatssekretär die Vereinigten Staaten besucht habe. Pacelli und Roosevelt hätten sich auf Anhieb verstanden und bauten eine sowohl strategische wie auch persönliche Freundschaft auf, die sie mit Briefen pflegten. Diese endete 1945 mit Roosevelts Tod im Amt.

Schlüsselfigur: Francis Joseph Spellman

Die Beziehungen zwischen den USA und dem Vatikan, so Valente, hätten sogar noch viel enger sein können. Denn, so das Ergebnis neuer Forschungen, Pius XII. habe Spellman 1944 angeboten, nach dem Tod von Kardinal Luigi Maglione sein Kardinalstaatssekretär zu werden. Der Erzbischof von New York lehnte ab. Das war bislang so nicht bekannt.

Der Historiker Valente identifiziert Spellman als Schlüsselfigur für die Beziehungen zwischen dem Vatikan und den USA. Francis Joseph Spellman war zwischen 1925 und 1932 als erster US-Amerikaner im vatikanischen Staatsekretariat beschäftigt, das Pacelli ab 1930 leitete. Der Kardinalstaatssekretär machte Spellman 1939 dann zu seinem Mann in den USA als Erzbischof von New York.

Gemeinsame Stoßrichtung

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wären sich der Vatikan und die USA in der großen Linie der Politik einig gewesen, erklärt der Historiker Valente, nämlich darin, Regierungen gegen den Totalitarismus zu stützen und die Religionsfreiheit zu verteidigen.

Alles ließ sich der Vatikan nicht von den USA sagen. Als 1942 die Sowjetunion den Alliierten im Kampf gegen Nazi-Deutschland beitraten, wurde aus Washington die Bitte an Pius XII. herangetragen, doch seinen Ton zu dämpfen, wenn er über den Kommunismus spreche. Valente sagt, der Papst habe sich nicht darauf eingelassen und sei bei der Linie geblieben, die Pius XI. 1937 in der Enzyklika Divini Redemptoris vorgegeben hätte - also klare Ablehnung.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Vatikan und den USA ging auch nach 1945 unter Roosevelts Nachfolger, Harry Truman, weiter. Was in den Ländern Mittel- und Osteuropas unter der Kontrolle der Roten Armee passierte, hätten beide mit großer Sorge verfolgt, so der Historiker.

Der Eiserne Vorhang fällt

In den Ländern des sich herausbildenden Ostblocks oder dort, wo sich kommunistische Befreiungsbewegungen durchsetzten, waren die Apostolischen Nuntiaturen nach Ansicht des Historikers Valente ein Außenposten des Westens. Er weist darauf hin, dass eine Reihe päpstlicher Diplomaten mit US-amerikanischer Staatsangehörigkeit zu diesen noch bestehenden Nuntiaturen oder an andere wichtige Orte als Teil der Hilfsbemühungen des Vatikans nach dem Zweiten Weltkrieg entsandt worden seien.

Allein die Tatsache, dass Pius XII. US-Amerikaner als seine Botschafter ausgeschickt habe, sei eine große Neuerung gewesen, meint der Historiker, egal aus welchen Gründen. Unter Pius XII. seien zum ersten Mal fast dreißig diplomatische Vertreter des Papstes nicht Italiener gewesen, darunter einige Amerikaner wie zum Beispiel Bischof Aloysius Muench, den der Papst nach Deutschland schickte.

Die noch lebenden Ex-Präsidenten der USA

Der exklusive Club der noch lebenden Ex-Präsidenten der USA hat momentan vier Mitglieder. Am Tag der Amtseinführung von Donald Trump scheidet er aus dem Club der Ex-Präsidenten aus, dafür tritt Joe Biden ein. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) stellt die früheren Amtsinhaber vor:

Kapitol in Washington / © Sherry V Smith (shutterstock)
Kapitol in Washington / © Sherry V Smith ( shutterstock )
Quelle:
KNA