Netanjahu kritisiert Abbas-Rede als antisemitische Falschmeldung

"Mit größter Ignoranz und schamloser Frechheit"

Die Äußerungen von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zum Holocaust sorgen weiter für scharfe Kritik. In einer Ansprache vor dem Palästinensischen Nationalrat hatte er den Juden die Schuld am Holocaust gegeben.

Kleine Fahne mit Davidstern / © Paul Zinken (dpa)
Kleine Fahne mit Davidstern / © Paul Zinken ( dpa )

Die Juden hätten durch ihr "soziales Verhalten" etwa als Geldverleiher den Hass auf sich gezogen, sagte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete die Ausführungen als antisemitisch.

Maas: Erinnerungskultur bleibt Mahnung und Auftrag

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) wies Abbas' Äußerungen strikt zurück. "Wir treten gegen jegliche Relativierung des Holocausts ein", sagte er der "Welt" am Donnerstag. "Die Verantwortung für das grausamste Verbrechen der Menschheitsgeschichte trägt Deutschland". Die Erinnerung an den Holocaust "bleibt uns Mahnung und Auftrag, weltweit jeder Form von Antisemitismus sehr entschlossen zu begegnen", so der Minister. 

Netanjahu erklärte am Mittwoch mit Blick auf Abbas, anscheinend sei "der Holocaustleugner immer noch ein Holocaustleugner", wie sein Büro am Mittwoch mitteilte. "Mit größter Ignoranz und schamloser Frechheit behauptete er, die Europäischen Juden seien nicht verfolgt und ermordet worden, weil sie Juden waren, sondern weil sie Kredite mit Zinsen gewährten", so Netanjahu.

"Verächtlichste antisemitische Falschmeldung"

Damit habe Abbas erneut die "verächtlichste antisemitische Falschmeldung" zitiert. Netanjahu rief die internationale Gemeinschaft auf, die Äußerungen des Palästinenserführers zu verurteilen. Zuvor hatten bereits das israelische Außenministerium, mehrere Politiker sowie Vertreter der USA Abbas für seine jüngste Rede scharf kritisiert. Abbas schüre "religiösen und nationalistischen Hass gegen das jüdische Volk und Israel", so das israelische Außenministerium am Mittwoch.

Der US-Botschafter in Israel, David Friedman, bezeichnete Abbas' Rede in einem Twitterbeitrag von Dienstagabend als "neuen Tiefpunkt". Wer glaube, Israel sei Schuld daran, dass es keinen Frieden gebe, müsse seine Position überdenken. Auch der US-Sondergesandte Jason Greenblatt verurteilte die Ausführungen des Palästinensers scharf. Frieden könne nicht auf derartigem Fundament gebaut werden.

Abbas: Juden sind wegen Geldverleih verfolgt worden

Abbas sagte in seiner Rede am Montagabend laut Medienberichten, Juden in Europa seien wegen ihres sozialen Verhaltens, darunter dem Verleihen von Geld, Pogromen ausgesetzt gewesen, nicht wegen ihrer Religion. Vergleichbare Verfolgungen habe es in arabischen Ländern mit jüdischer Bevölkerung nicht gegeben.

Der 82-Jährige argumentierte laut Medienberichten erneut damit, dass das jüdische Volk angeblich keine historischen Wurzeln im Heiligen Land habe. Hitler habe die Einwanderung von Juden ins historische Palästina durch einen Deal zwischen dem deutschen Wirtschaftsministerium und der Anglo-Palestine Bank unterstützt, behauptete Abbas in der Rede. Dadurch hätten Juden bei der Einwanderung all ihr Vermögen durch die Bank mitnehmen können.


Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas  / © Majdi Mohammed (dpa)
Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas / © Majdi Mohammed ( dpa )

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu / © Dan Balilty (dpa)
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu / © Dan Balilty ( dpa )

Bundesjustizminister Heiko Maas / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Bundesjustizminister Heiko Maas / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )
Quelle:
KNA
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