Siebenschläfertag - ein Blick auf einen knuffigen Klettermax

Nager mit besonderen Fähigkeiten

Der Siebenschläfer ist nur 30 Zentimeter klein, steht aber groß im Kalender: Am 27. Juni ist Siebenschläfertag. Tatsächlich erinnert das Datum an Märtyrer, nicht an das Tier. Und doch könnte beides zusammenhängen.

Autor/in:
Christopher Beschnitt
Siebenschläfertag gibt Trend für Sommerwetter an / © Geza Farkas (shutterstock)
Siebenschläfertag gibt Trend für Sommerwetter an / © Geza Farkas ( shutterstock )

Zum Überleben hat der Siebenschläfer eine ungewöhnliche Taktik: Packt ein Fressfeind den kleinen grauen Nager mit den großen schwarzen Knopfaugen am langen, buschigen Schwanz, dann lässt er diesen einfach fallen. "Die Schwanzhaut mit den Haaren reißt an einer Sollbruchstelle ab und wird vom Schwanzskelett abgezogen", erklärt die Deutsche Wildtierstiftung. Später wächst ein neuer Schwanz nach, nur etwas kürzer als der alte. Jetzt im Frühsommer kommt dieser Trick bei der Flucht vor Käuzen oder Katzen wieder zum Einsatz, jetzt ist der Siebenschläfer nämlich gerade erwacht - aus seinem ziemlich langen Winterschlummer.

Denn ihrem Namen macht diese plüschige Art aus der Familie der Bilche, wozu auch die Haselmaus zählt, alle Ehre. Etwa von Mitte September bis in den Mai hinein dämmert der Siebenschläfer in einer unterirdischen Höhle vor sich hin, also tatsächlich ungefähr sieben Monate lang. Nun, da er wieder zum Vorschein kommt, können Tierfreunde an ihm noch mehr Körperkuriositäten beobachten. So kann der Nager problemlos senkrechte Flächen hochklettern - dank klebriger Sohlenballen, also saugnapfähnlicher Strukturen an den Pfoten.

In Südosteuropa als Delikatesse geschätzt

Zu bestaunen ist diese Akrobatik aber kaum, denn der Schläfer lebt nachtaktiv, oft in Wäldern mit alten Eichen und Buchen. Neben Obst, Insekten und Vogeleiern futtert das Tier deren Früchte nämlich mit Vorliebe, die Bäume tragen sie aber erst nach etwa 20 Jahren Wachstum. Je älter die Bäume, umso eher bieten sie den Schläfern auch Unterschlupf in Löchern und Vertiefungen. In nicht allzu aufgeräumten Gärten lässt sich der Siebenschläfer ebenfalls blicken; dort bezieht er dann Vogelnistkästen oder alte Schuppen. Im südöstlichen Europa wird der Schläfer auch in der Küche geschätzt - als Delikatesse. Schon die alten Römer mästeten ihn.

Im Kalender begegnet man dem Säuger ebenso: am 27. Juni, dem Siebenschläfertag. Bekanntermaßen ist das Datum mit vielen Bauernregeln verbunden: "Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag." Oder: "Ist der Siebenschläfer nass, regnet's ohne Unterlass." Und umgedreht: "Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne."

Legende der sieben Brüder aus Ephesus

Ist da was dran? Und was hat das Tier mit dem Tag zu tun? Die zweite Frage ist schnell beantwortet: wohl nichts. Der Tag erinnert vielmehr an sieben christliche Brüder aus Ephesus. Wobei es die These gibt, nach deren Schlummergeschichte sei der Siebenschläfer benannt worden.

Die Legende geht laut Ökumenischem Heiligenlexikon so: Zu Zeiten des römischen Kaisers Decius (um 250) flohen die Brüder vor der Christenverfolgung in Kleinasien in eine Höhle. Dort wurden sie lebendig eingemauert. In der Folge starben sie aber nicht etwa, sondern fielen in einen langen Schlaf - und wachten erst etwa 200 Jahre später wieder auf, als jemand das Mauerwerk entfernen ließ, weil er die Höhle als Schafstall nutzen wollte. Danach wurden die Brüder als Zeugen der Auferstehung verehrt. Heute indes sind sie weithin vergessen.

Anhaltende Großwetterlagen Ende Juni

Die Wetterregel zum Gedenktag der sieben Schläfer hingegen wird noch immer gern bemüht - ist aber mit Vorsicht zu genießen. Das liegt zum einen daran, dass der Siebenschläfertag aus der Zeit vor der Gregorianischen Kalenderreform von 1582 stammt, bei der zehn Tage gestrichen wurden - ursprünglich fiel er daher auf den 7. Juli. Zum anderen ist laut Deutschem Wetterdienst weniger das Geschehen an einem Tag witterungsrelevant als vielmehr jenes über mehrere Tage hinweg. Aber tatsächlich sei richtig, dass sich Ende Juni, Anfang Juli oft Großwetterlagen einstellten, die "von einer beträchtlichen Erhaltungsneigung" geprägt seien.

Das Siebenschläfer-Tier schert sich nicht um derlei Wissenschaft - wohl aber um anderes menschliches Tun. Denn werden Wälder zu sehr in Ordnung gehalten oder Monokulturen aus Fichten gepflanzt, schwindet der Art die Lebensgrundlage. Im Norden Deutschlands ist ihr Bestand laut Wildtierstiftung schon deutlich zurückgegangen. Ohne Haus und Schmaus sind Schwanztricks und Saugnapfpfoten eben nicht viel wert.

 

Bringt der Siebenschläfer wochenlangen Sonnenschein? / © Jens Büttner (dpa)
Bringt der Siebenschläfer wochenlangen Sonnenschein? / © Jens Büttner ( dpa )

 

Spätgotische Siebenschläfer-Kirche in Rotthof bei Passau (KNA)
Spätgotische Siebenschläfer-Kirche in Rotthof bei Passau / ( KNA )
Quelle:
KNA
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