Nach Insolvenz: Alleine in NRW verlieren 1100 ihren Arbeitsplatz - Politiker appellieren an Siemens

Siemens, BenQ - und wieder Siemens

Beim insolventen Handyhersteller BenQ Mobile verlieren mehr als 1900 der 3000 Mitarbeiter ihren Job. Alleine im nordrhein-westfälischen Kamp-Lintfort sollen 1100 Stellen wegfallen. Die Arbeitsminister von Nordrhein-Westfalen und Bayern, Karl-Josef Laumann und Christa Stewens, sagten den BenQ-Mitarbeiter Unterstützung zu.

 (DR)

Beim insolventen Handyhersteller BenQ Mobile verlieren mehr als 1900 der 3000 Mitarbeiter ihren Job. Alleine im nordrhein-westfälischen Kamp-Lintfort sollen 1100 Stellen wegfallen. Die Arbeitsminister von Nordrhein-Westfalen und Bayern, Karl-Josef Laumann und Christa Stewens, sagten den BenQ-Mitarbeiter Unterstützung zu. Der Bürgermeister von Kamp-Lintfort, Christoph Landscheidt, forderte Siemens erneut zu einem stärkeren Engagement für seine ehemaligen Mitarbeiter auf. Im domradio-Interview zeichnete er ein düsteres Bild für die Zukunft seiner Stadt: "Die Arbeitslosigkeit wird stark ansteigen - als Stadt können wir gerade nur moralisch helfen."

Idee: Auffanggesellschaft für die BenQ-Mitarbeiter
Laut Prager soll für die BenQ-Mitarbeiter eine Auffanggesellschaft eingerichtet werden. Deren Finanzierung sei aber noch nicht gesichert. Etwa 1150 Arbeitsplätze sollen gerettet werden, indem Mobiltelefone für externe Auftraggeber entwickelt und hergestellt werden.

Die defizitäre ehemalige Siemens-Handysparte war im vergangenen Jahr an den taiwanischen BenQ-Konzern abgegeben worden und hatte vor wenigen Wochen Insolvenz angemeldet. Laut Prager hat BenQ Mobile von Oktober 2005 bis September 2006 einen Verlust von 850 Millionen Euro erlitten.

Betroffen von der Stellenstreichung sind laut Prager neben den 1100 Arbeitsplätzen in Kamp-Lintfort und Bocholt rund 850 von 1300 Stellen in München. Prager sagte, die von den Streichungen betroffenen 1900 Mitarbeiter könnten bereits jetzt nicht mehr beschäftigt werden. Sie behielten aber ihre Arbeitsverträge und bekämen Insolvenzausfallgeld.

Kamp-Lintfort und die historische Verantwortung
Laumann und Stewens sagten zu, für gezielte Weiterqualifikation der freigestellten Mitarbeiter werde man wenn nötig die Hälfte der dafür anfallenden Kosten übernehmen. Für die ausreichende finanzielle Ausstattung einer Transfergesellschaft müssten sich aber Siemens und BenQ „intensiver als bisher engagieren."

Auch Landscheidt forderte von Siemens Hilfe für die von Arbeitslosigkeit bedrohten BenQ-Mitarbeiter. „Wir haben mit dem Schlimmsten gerechnet, das ist jetzt eingetreten", sagte er. „Wir geben die Hoffnung noch nicht auf und appellieren weiter an Siemens, etwas für seine ehemaligen Mitarbeiter zu unternehmen", sagte der Bürgermeister. Die Stadt Kamp-Lintfort habe schließlich 40 Jahre lang zu dem Unternehmen gehalten.
Die SPD-Landtagsabgeordneten aus Kamp-Lintfort und Bocholt, Elke Talhorst und Hans Theo Peschkes, appellierten an die Landesregierung, Siemens in die Pflicht zu nehmen. „Das Unternehmen darf nicht aus der Haftung entlassen werden", erklärten sie.

Ein Siemens-Sprecher wies die Forderungen zurück. „Wir sind bislang die einzigen, die einen substanziellen Beitrag geleitetet haben, ohne dazu rechtlich verpflichtet zu sein", sagte er.
(ddp,dr)