Mugabe verliert - Opposition beansprucht Wahlsieg - in der Hauptstadt bleibt es ruhig

Simbabwe jubelt noch nicht

In Simbabwe mehren sich die Hinweise auf ein Ende der Ära von Präsident Robert Mugabe. Die Regierungspartei ZANU-PF verlor nach Angaben der Wahlkommission ihre Mehrheit im Parlament - erstmals seit der Unabhängigkeit 1980. Dennoch herrscht in den Straßen der Hauptstadt noch Ruhe.

 (DR)

Die Opposition erklärte ihren Kandidaten Morgan Tsvangirai auf Grundlage eigener Auszählungen zum Sieger der Präsidentenwahl. Ein amtliches Ergebnis gab es bis Mittwochabend noch nicht. Nach Angaben der Wahlkommission gewann die Oppositionspartei "Bewegung für einen Demokratichen Wandel" von Tsvangirai 96 der 210 Sitze im Parlament. Hinzu kommen neun Sitze für eine Splitterfraktion unter Arthur Mutambara. Ein weiteres Mandat fiel an einen unabhängigen Kandidaten.

Die Regierungspartei ZANU-PF kommt demnach auf 93 Sitze, wie der britische Sender BBC berichtete. Bisher hatte sie eine Zweidrittelmehrheit. Die Wahlen von 2005 waren jedoch vom Vorwurf massiver Manipulationen und der Einschüchterung von Wählern begleitet worden.

Zur Präsidentenwahl sagte der der Generalsekretär der Oppositionspartei "Bewegung für einen Demokratischen Wandel", Tendai Biti, Tsvangirai habe 50,3 Prozent der Stimmen erhalten. Für Mugabe hätten 43,8 Prozent gestimmt. "Morgan Tsvangirai hat diese Wahl gewonnen", sagte Biti.

Regierung: "Wunschdenken"
Die Regierung wies dies als "Wunschdenken" zurück, so die südafrikanische Nachrichtenagentur Sapa. Die regierungsnahe Zeitung "The Herald" berichtete indes, dass eine Stichwahl zu erwarten sei. Eine Stichwahl innerhalb von drei Wochen wird fällig, wenn kein Kandidat 50 Prozent der Stimmen erreicht.

In Simbabwes Hauptstadt Harare wurde spekuliert, dass Mugabe in einem zweiten Wahlgang gegen Tsvangirai schlechte Chancen hätte und er deshalb gar nicht mehr antreten würde. Gerüchte, er verhandle bereits über seinen politischen Abschied, wurden nicht bestätigt.

Mugabe ist seit 28 Jahren an der Macht. Er steht wegen der Vertreibung weißer Farmer, der Wirtschaftskrise, Übergriffen gegen die Opposition und Verstößen gegen die Pressefreiheit in der Kritik. Die EU verhängte Sanktionen gegen sein Regime.

Im In- und Ausland wuchs der Druck auf die Wahlkommission, das Ergebnis der Präsidentenwahl vom Samstag rasch bekanntzugeben. Simbabwes Opposition warnte vor einem politischen Vakuum. Das Auswärtige Amt in Berlin zeigte sich besorgt, schloss sich aber US-Forderungen nach einem Rücktritt Mugabes nicht ausdrücklich an. "Wir appellieren aber an alle Verantwortlichen, die Wahlergebnisse rasch zu veröffentlichen und den Wählerwillen zu akzeptieren", sagte ein Sprecher.

Neben Mugabe und Tsvangirai hatten auch der frühere Finanzminister Simba Makoni und der Unabhängige Langton Towungana kandidiert. Wahlbeobachter aus Nordamerika und Westeuropa waren nicht zugelassen worden. Auch viele Korrespondenten wurden abgewiesen.

Ruhe in Harare
Nach dem Sieg der Bewegung für den Demokratischen Wandel herrscht in den Straßen der Hauptstadt Harare Ruhe. Es gebe weder Freuden-Kundgebungen noch eine verstärkte Präsenz der Sicherheitskräfte, sagten westliche Beobachter am Mittwochnachmittag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) telefonisch aus Harare. Alles hänge nun vom offiziellen Ergebnis der Präsidentschaftswahlen ab.

"Die Armee hält den Schlüssel in der Hand", hieß es. Allerdings deute derzeit Vieles darauf hin, dass die Streitkräfte bei einem Sieg von Herausforderer Morgan Tsvangirai über Staatspräsident Robert Mugabe stillhalten könnten.